Auch der heilige Paulus wurde hier festgehalten
entkommen ist. Er aber schlenkerte das Tier ins Feuer und es widerfuhr ihm nichts Übles.“Dachten die Malteser, als sie die Rachegöttin fürchteten, an jene dicke Dame, die im unterirdischen Tempel schlief?
Nur unweit der ehemaligen Hauptstadt Mdina mit ihren mittelalterlichen Gassen und der prachtvollen barocken Kathedrale steht auf den Ruinen der altem römischen Stadt Melita das heutige Rabat. Unter der St.-Pauls-Kirche führt eine Treppe hinunter in ein Labyrinth aus schmalen Gängen und düsteren Grabkammern. Dicht an dicht folgt auf eine Sargnische die nächste. Etwa 1400 Malteser sollen hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Bereits die Phönizier schlugen wohl die ersten Höhlen in den Kalkstein. In römischer und frühchristlicher Zeit wuchs die unterirdische Totenstadt auf eine Fläche von mehr als zwei Quadratkilometern an. Christen, Juden und Heiden wurden nebeneinander beigesetzt. Nur ein kleiner Teil der Katakomben ist heute für Touristen zugänglich. Von den Einheimischen werden die, wo der Legende nach Paulus nach seinem Schiffbruch drei Monate lang festgehalten wurde, bevor man ihn nach Rom brachte.
Der Barockmaler Caravaggio floh 1606 aus Rom nach Malta, nachdem er bei einer Straßenschlägerei den Sohn des Kommandanten der Engelsburg mit einem Schwertschlag niedergestreckt hatte. Von den Rittern des Malteserordens wurde er als einer der ihren aufgenommen. Seine Gemälde „Die Enthauptung Johannes des Täufers“und „Der heilige Hieronymus“zeigen den Maler auf dem Höhepunkt des Chiaroscuro, der dramatischen Hell- und Dunkelmalerei. Die düsteren Grotten und Katakomben von Malta inspirierten Caravaggio. Seine Meisterwerke hängen nun in Vallettas St. John’s Ko-Kathedrale. Nur ein paar Schritte von der kleinen dicken Steinzeit-Dame entfernt. Sie hat im Archäologischen Museum ihre letzte Schlafstätte gefunden und kann hoffentlich in Ruhe ausschlafen.