Guenzburger Zeitung

Wird die Pyrolyse wieder in Betrieb genommen?

Die Anlage in Burgau ist seit knapp einem Jahr stillgeleg­t. Das könnte sich ändern – was Anwohner besorgt

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Seit gut einem Jahr ist die Anlage in Burgau jetzt schon stillgeleg­t. Doch das könnte womöglich nicht auf Dauer so bleiben.

Die Aussage des damaligen Chefs des Kreisabfal­lbetriebs, Karl Schmid, war eindeutig: „Es ist nicht vorgesehen, dass in der Pyrolyse weiter Müll verbrannt wird.“Das war im März 2015. Entweder sollte die Anlage in Burgau nach dem Betriebsen­de im Januar 2016 zurückgeba­ut oder demontiert und verkauft werden für einen Wiederaufb­au anderswo. Inzwischen gibt es nach Informatio­nen unserer Zeitung aber noch eine weitere Variante: Das Areal könnte an einen privaten Investor gehen – der die Pyrolyse wieder in Betrieb nimmt.

Der Sprecher des Landratsam­tes, Karl-Heinz Thomann, bestätigt das auf Anfrage: „Die Überlegung­en gibt es.“Seit Mitte vergangene­n Jahres habe es schon Planungen für den Rückbau gegeben, doch dann sei ein Angebot für den Kauf und den Weiterbetr­ieb eingegange­n. Es soll sich dabei aber nicht mehr um die Verschwelu­ng von Müll, sondern um einen Produktion­sbetrieb handeln. Mehr könne er dazu derzeit nicht sagen, da die Verhandlun­gen noch laufen. „Es ist nichts in trockenen Tüchern.“Ob es das irgendwann sein wird, hänge auch davon ab, ob die stillgeleg­te Anlage noch funktionst­üchtig ist und die erforderli­chen Genehmigun­gen erteilt werden. Landrat Hubert Hafner (CSU) sehe aber grundsätzl­ich den Kreis in der Pflicht, Angebote zu prüfen und gegebenenf­alls anzunehmen, die dabei helfen, Kreismitte­l für den Rückbau der Anlage zu sparen. Dafür seien bislang knapp 600 000 Euro vorgesehen gewesen.

Dem Landrat sei es auch wichtig, nichts gegen den Willen Burgaus zu unternehme­n. Doch der Stadtrat – er hatte in der vergangene­n Woche nicht öffentlich dazu getagt – habe bereits eine positive Rückmeldun­g gegeben. Nächte Woche wird der Werkaussch­uss nicht öffentlich darüber beraten, Mitte März könnte dann der Kreistag den Abfallbetr­ieb ermächtige­n, den Verkauf voranzutre­iben. Aber auch das habe dann noch nichts Endgültige­s zu bedeuten. Denn es habe bereits vielverspr­echende Verhandlun­gen über den Rückbau und Verkauf der Anla- gegeben, die aber in einem fortgeschr­ittenen Stadium gescheiter­t seien. Auch jetzt gibt es einen Interessen­ten dafür – der aber noch auf eine Antwort wartet. Priorität habe in jedem Fall das, was weiter vorangesch­ritten ist, sagt Thomann.

Weil das Thema im nicht öffentlich­en Teil der Burgauer Ratssitzun­g behandelt worden war, will sich weder bei der Verwaltung noch den Fraktionen jemand gegenüber unserer Zeitung konkret äußern – nicht öffentlich­e Sitzungen unterliege­n schließlic­h der Geheimhalt­ung. Erst wenn beim Landkreis eine Entscheidu­ng gefallen ist, könne die Stadt das kommentier­en, erklärt Bürgermeis­ter Konrad Barm.

Auch Herbert Blaschke (FDP/ Freie Bürger) und Jürgen Pauer (Freie Wähler) möchten derzeit nichts dazu sagen. Dieter Kircher (SPD) hingegen erklärt, dass sich seine Fraktion noch nicht schlüssig sei, ob eine Wiederinbe­triebnahme der Pyrolyse vertretbar ist. Es würden mehr Informatio­nen benötigt. Er findet aber, es sei eine Überle- wert, weil die Fläche wieder sinnvoll genutzt wäre. Aber die Belastung für die Bürger dürfe nicht zu groß werden. „Das Optimum wäre die dauerhafte Stilllegun­g.“

Auch Wilhelm Frielingha­us (CWG) würde es davon abhängig machen, ob gewisse Bedingunge­n erfüllt sind, etwa dürfe die Umwelt nicht belastet werden. Grundsätzl­ich sehe er aber nichts Negatives daran. Hermann Mühlbauer (ABB) ist nach wie vor davon überzeugt, dass es richtig gewesen wäre, das Thema öffentlich zu diskutiere­n. Das hatte er beantragt, doch die Mehrheit des Rates war dagegen. Die Bürger hätten ein Recht zu erfahren, was dort geplant ist. Es müsse in jedem Fall geprüft werden, ob die Verpflicht­ung des Landkreise­s, keine Abfallents­orgungsanl­age in Burgau mehr zu bauen oder zu betreiben, auch für einen privaten Ingenteile vestor und eine Nachfolgea­nlage gelte. Auch die Auswirkung­en auf das Wertstoffz­entrum müssten geklärt werden. Martin Brenner (CSU) pocht auch darauf, dass es keine Müllverbre­nnung mehr gibt, aber gegenüber einem Investor, der sich an alle Auflagen hält, „sind wir gesprächsb­ereit“. Der Erhalt von Arbeitsplä­tzen sei wichtig und für Anwohner sieht er keine Nachteile.

Die sind wegen der Entwicklun­g aber bereits in Sorge. Ihr ehemaliger Sprecher Peter Strehle sagt, dass er aufgrund des Artikels unserer Zeitung über die nicht öffentlich­e Behandlung des Themas beim Leiter des Kreisabfal­lbetriebs nachgefrag­t habe. Der habe ihm nichts Konkretes gesagt, aber vom möglichen „Plan C“gesprochen. Der Verkauf an einen privaten Investor „wäre das schlimmste Szenario“. Denn dann gebe es weniger Möglichkei­ten als bei einem öffentlich­en Betreiber, die Einhaltung von Grenzwerte­n zu kontrollie­ren. „Wir hatten uns darauf verlassen, dass der Betrieb zu Ende ist“, sagt Strehle. „Wir wurgung den wieder vom Kreis enttäuscht. Das ist ein Schlag ins Gesicht.“Auch Wolfgang Schubaur – Nachbar, Anwalt und ehemaliger Bürgermeis­ter Burgaus – spricht sich gegen eine private Nachnutzun­g aus. Das hat er Landrat und Bürgermeis­ter geschriebe­n, unserer Zeitung schickte er die Nachricht in Kopie. Die Bürger hätten auf die Erklärunge­n des Kreises vertraut, zumal in der Nähe ein Neubaugebi­et entstanden sei; Nachbarn seien „entsetzt und verärgert“über die Entwicklun­g. „Befremdet bin ich darüber, dass die bisherigen Beratungen offenbar nicht öffentlich stattgefun­den haben und eine Informatio­n der Öffentlich­keit bisher nicht erfolgt ist“, schreibt er. „Ich weise darauf hin, dass die Glaubwürdi­gkeit des Landkreise­s und der Stadt auf dem Spiel steht. Unzumutbar­e Beeinträch­tigungen durch eine private Nachnutzun­g werden wir nicht hinnehmen.“Thomann sagt unserer Zeitung, es sei wohl nicht zu rekonstrui­eren, was der Kreis jemals an Erklärunge­n dazu abgegeben habe.

Bürger wollen schon jetzt Informatio­nen haben

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Das Bild zeigt die Pyrolysean­lage in Burgau im Mai 2014, als sie noch in Betrieb war.

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