Guenzburger Zeitung

Wo bleibt die Vielfalt im Netz?

- VON ANIKA ZIDAR Soziale Netzwerke klartext@guenzburge­r zeitung.de

Mit Individual­ität ist es in den sozialen Netzwerken nicht weit her. Ein GIF nach dem anderen wird rasant durch die Community gejagt und landet von unzähligen Nutzern geteilt in der Nachrichte­nflut gleich mehrfach auf meinem Handy. Welle um Welle schlagen die immer gleichen Bilder, Videos oder einfach nur dummen Sprüche am Ufer meines Netzwerk-Strandes auf. Herausrage­nde Trends sind dabei internatio­nale Großereign­isse, Mainstream­TV-Shows, das Wetter oder irgendeine kuriose Tiergeschi­chte. Und dabei ist es immer wieder der gleiche nervige Humor, den die Nutzer in die Welt ablassen. Warum teilen 15 sogenannte Freunde den Link mit ein- und demselben Statement, wenn ihn doch zuvor schon 85 271 Nutzer weiterverb­reitet haben?

Schon klar: Im Netz sind wir alle Herdentier­e. Keiner begibt sich freiwillig auf Plattforme­n, wo er kaum bekannte Nutzer wiederfind­et. Für außergewöh­nlich merkwürdig­e Postings bekommt kein Nutzer einfach so seine 80 Likes. Und indem soziale Netzwerke uns anhand von ausgefeilt­en Algorithme­n auch noch hauptsächl­ich die Beiträge anzeigen, mit denen wir am ehesten konform gehen, sind wir auf Mainstream praktisch gedrillt. Aber ist das denn erstrebens­wert?

Eigentlich sind viele Social-Media-Nutzer doch darauf aus, die verschiede­nen Facetten des Lebens auf der Welt kennenzule­rnen. Mit dem Einheitsbr­ei aus lustigen Bildern, Katzenvide­os und überschlau­en Sprüchen aus dem Lebensallt­ag, die anschließe­nd von zigtausend­en Nutzern geteilt werden, kommt man jedenfalls nicht weit. Ebenso wenig mit den vorgeferti­gten Posts, die Facebook jetzt immer mehr bietet. Traut uns dieses Netzwerk jetzt nicht mal mehr zu, einen Status selbst zu formuliere­n oder die Bilder und Videos des Tages selbst auszuwähle­n? Kein Wunder, dass immer mehr junge Leute dem Giganten den Rücken kehren. Vielleicht teilen sie einfach wieder ein bisschen mehr in der Realität.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany