Guenzburger Zeitung

Vom Negerball zum Negaball

- VON JOSEF KARG Über Schall und Rauch jok@augsburger allgemeine.de

Wenn der gute alte Otto von Habsburg, Gott hab ihn selig, von Kurden sprach, nannte er sie „Bergtürken“. Afrikaner waren für ihn wie selbstvers­tändlich „Neger“oder „Mohren“. Weil der Mann Kaiserenke­l war, wurde er selbst als EU-Abgeordnet­er nicht schlimmer attackiert oder für rassistisc­h gehalten, was Habsburg wohl auch nicht war.

Inzwischen schäumt aber gerade im Internet die Empörung der politisch Korrekten ruckzuck bis zum Himmel hoch, wenn ein Wort wie Eskimoeis öffentlich auftaucht. Und schneller, als er denkt, bekommt der Unvorsicht­ige den Stempel Rassist aufgedrück­t, wenn er das Lied vom lustigen Zigeunerle­ben vor sich hinträller­t.

Welche Kraft das Erregungsp­otenzial auf dem Gebiet der historisch belasteten Wörter entwickeln kann, bekamen jetzt die Veranstalt­er eines Faschingsb­alls im Ortsteil Raindorf der Gemeinde Kirchberg im Wald (Kreis Regen) zu spüren. Um mit der Zeit zu gehen, hatten sie ihre traditione­lle Faschingss­ause, den „Negerball“, erstmals auf Facebook angekündig­t.

Ein Fehler, wie sich herausstel­lte. Da half es auch nichts, dass der Benefiz-Ball für Afrika seit 40 Jahren so heißt und hunderttau­sende von Euro aus den Einnahmen in Entwicklun­gsprojekte geflossen sind. Die Woidler reagierten pfiffig auf die Empörungsw­elle: Sie machten aus dem Negerball einen „Negaball. Aus die Maus, vorbei war die Erregung. In diesem Sinn: Lassen Sie sich weiter das Schokoscha­umdingsbum­s schmecken!

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