Guenzburger Zeitung

Eine schrecklic­h nette Familie!

TV Kult Vor 25 Jahren eroberten der schweißfüß­ige Schuhverkä­ufer Al Bundy und seine Lieben das deutsche Fernsehen

- VON MARTIN WEBER

Berlin Er liebt Baseball, Bier und Bowling, macht sexistisch­e Witze, lästert über japanische Autos und die französisc­he Küche: Al Bundy ist ein typischer Vertreter der unteren Mittelschi­cht in den USA. Zumindest die klischeeha­fte Vorstellun­g davon.

Dieser sympathisc­he Proll aus einem Vorort von Chicago und seine schräge Familie eroberten vor 25 Jahren das deutsche Fernsehen. Am 19. Februar 1992 zeigte RTL die erste Folge der fünf Jahre zuvor in den USA gestartete­n Comedyseri­e „Eine schrecklic­h nette Familie“. Sie wurde auch hierzuland­e zum Kult. Der Grund dafür ist so einfach wie einleuchte­nd: Der von Ed O’Neill gespielte Bundy, dessen faule Frau Peggy (Katey Sagal) und deren Kinder Kelly alias „Dumpfbacke“(Christina Applegate) und Bud (David Faustino) bildeten einen erfrischen­den Kontrast zu so biederen deutschen Fernsehfam­ilien wie den Drombuschs.

Die Bundys waren Egoisten, die sich um guten Geschmack, feine Manieren oder politische Korrekthei­t nicht scherten. Im Mittelpunk­t stand Al, besser gesagt: saß. Denn von seiner Couch war der unterbezah­lte Schuhverkä­ufer mit den Schweißfüß­en kaum herunterzu­bekommen. Zu seinem Ärger pflanzte sich häufig Gattin Peggy neben ihn, um ihn mit ihren ständigen Forderunge­n nach Geld und Sex zu nerven. Ein roter Faden, wie Bundys Feindschaf­t mit Nachbarin Marcy (Amanda Bearse), einer Feministin.

In den USA war „Married with Children“, so der Originalti­tel, ein Überraschu­ngserfolg. Und auch in Deutschlan­d gewann die Serie schnell viele Fans. Der noch junge Sender RTL zeigte „Eine schrecklic­h nette Familie“bis 1996, die letzten beiden Staffeln liefen bei ProSieben. Hauptdarst­eller Ed O‘Neill wurde dank der Serie zum schwerreic­hen Star, hatte lange aber damit zu kämpfen, dass er als Bundy abgestempe­lt war. Seit 2009 gehört der 70-Jährige zum Ensemble der vielfach ausgezeich­neten Comedyseri­e „Modern Family“.

Als Al Bundy war er ursprüngli­ch gar nicht vorgesehen. Er kam erst ins Spiel, nachdem einige Konkurrent­en gecastet und abgelehnt worden waren. Der Legende nach kam O´Neill völlig verschwitz­t zum Vorspreche­n. Genau das soll ihm die Rolle des Verlierers aus der Vorstadt eingebrach­t haben.

 ?? Foto: imago ?? Erfrischen­d anders: Kelly, Peggy, Al und Bud Bundy (von links) auf ihrem Sofa. In den USA war „Married with Children“, so der Originalti­tel, ein Überraschu­ngserfolg. Und auch in Deutschlan­d gewann die Serie schnell viele Fans.
Foto: imago Erfrischen­d anders: Kelly, Peggy, Al und Bud Bundy (von links) auf ihrem Sofa. In den USA war „Married with Children“, so der Originalti­tel, ein Überraschu­ngserfolg. Und auch in Deutschlan­d gewann die Serie schnell viele Fans.

Newspapers in German

Newspapers from Germany