Bund Naturschutz ist gegen Ostumfahrung
Verkehr Der Verband kritisiert grundsätzlich den Straßenneubau der B16
Lange hatte sich der Bund Naturschutz gegen eine mögliche West-Trasse für die B16-Umgehung von Ichenhausen und Kötz im Günztal gewehrt. Die Kreisgruppe hatte sogar gerichtliche Schritte erwogen, sollte die Planung hier weitergeführt werden. Nach der Entscheidung in Berlin, aus Naturschutzund Kostengründen eine Ostumfahrung in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufzunehmen, stellen sich die Mitglieder grundsätzlich gegen das Projekt.
Karsten Schultz-Ninow, Vorsitzender der Kreisgruppe Günzburg, kommentiert in einer Pressemitteilung die geplante Ortsumfahrung: „Mit noch mehr Straßenbau lösen wir die Verkehrsprobleme im Landkreis Günzburg nicht.“Alexander Ohgke, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Ichenhausen/Unteres Günztal, ergänzt: „Statt immer neuer Straßen und damit noch mehr Verkehr brauchen wir die innerörtliche Verkehrsberuhigung. Nur so kann die Lebensqualität der Menschen im Ort und in der umgebenden Landschaft verbessert werden.“
Viele Jahre sei darüber diskutiert worden, wie die vom Verkehr arg gebeutelte Stadt Ichenhausen entlastet werden könne, führe doch die Bundesstraße 16 mitten durch das Ortszentrum, heißt es in dem Schreiben des Verbands weiter. Die großzügige Umfahrung des Ortskerns verspreche eine grundlegende Verbesserung. Mehr Straßen würden die Verkehrsbelastungen vermindern. „Das ist die irrige Annahme, der auch diese Planung folgt, so wie sie den gesamten Bundesverkehrswegeplan kennzeichnet.“Auch gehe es nicht darum, die durch die Verkehrsbelastung beschädigte Stadtkultur wieder zu gewinnen, sondern beabsichtigt sei in erster Linie eine schnelle Anbindung vor allem des südlichen Landkreises Günzburg an die Autobahn Augsburg – Ulm. Ganz offensichtlich, so die BN-Vertreter, solle so zur B17 im Osten und der A7 im Westen eine weitere Nord-Süd Verbindung entstehen.
Für die Stadt Ichenhausen werde eine solche Straßenplanung kaum merkliche Verbesserungen bringen, heißt es seitens des Bund Naturschutz. Denn die meiste Verkehrsbelastung entstehe durch den Zielund Quellverkehr. So würde eine Ortsumfahrung den Schwerlastdurchgangsverkehr vom Ortszentrum fernhalten, doch bliebe die Lebensqualität in der Stadt und ihren Stadtteilen weiter massiv beeinträchtigt. Für Behörden und Lokalpolitik stehe nach wie vor die „Flüssigkeit des Verkehrs“an allererster Stelle.
Die Prognose des Staatlichen Bauamtes, das Verkehrsmittel der ersten Wahl werde im ländlichen Bereich immer der Pkw bleiben, zeige nur, dass man nach wie vor alle Probleme mit Straßenneubau lösen wolle. „Ignoriert wird, dass mehr Straßen mehr Verkehr mit sich bringen, dass der Erhalt der Natur und der Kulturlandschaft weniger zählt als möglichst schnell von A nach B zu kommen“, heißt es in der Mittelung des Bund Naturschutz.
Der Verband betont, dass es durchaus Konzepte gebe, wie der öffentliche Raum von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt und gefahrenfrei genutzt werden könne, und nennt dabei Technologien für vernetztes und automatisiertes Fahren, eine veränderte und kritische Einstellung zur individuellen Mobilität sowie demografische Veränderungen. „All dies und noch weitaus mehr ist zu berücksichtigen, wenn es gelingen soll, eine menschengerechte Stadt zu erhalten oder – wie es im Fall Ichenhausen sein dürfte – wieder zu gewinnen.“(zg)