Guenzburger Zeitung

Gipfeltref­fen am Südpol der Tabelle

Handball Lob für beherzte Leistungen zählt nicht, die heimischen Bayernligi­sten brauchen Siege. Während Günzburg erstmals als Favorit gilt, bietet sich Niederraun­au wohl die letzte Chance

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Günzburg/Niederraun­au Die große Runde der Kellerkind­er kommt an diesem Spieltag der Handball-Bayernliga zusammen. Für die Aufsteiger TSV Niederraun­au und VfL Günzburg haben die Begegnunge­n vorentsche­idenden Charakter. Der Unterschie­d: Während Günzburg zum ersten Mal überhaupt die Rolle des Favoriten in die Halle trägt, steht Niederraun­au in Sachen Klassenerh­alt wahrschein­lich vor einer Partie der letzten Chance.

● TSV Niederraun­au – TSV Lohr Geht noch was? Glauben die Bayernliga-Handballer des TSV Niederraun­au noch an sich? Das sind die Grundfrage­n vor dem Heimspiel in der Halle des Schulzentr­ums Krumbach. Und selbst die größten Optimisten werden nach einem Blick auf die Tabelle einräumen, dass es vermutlich die letzte Chance für den Aufsteiger ist, das Zipfelchen Hoffnung auf den Klassenerh­alt noch länger zu umklammern.

Im Schwaben-Derby in Friedberg waren die Raunauer während einer starken zweiten Halbzeit nah dran am langersehn­ten AuswärtsPu­nktgewinn. Doch wieder einmal war der Gegner in der entscheide­nden Phase überlegen und jubelte am Ende über die Punkte. Immerhin durfte der Niederraun­auer Trainer Markus Waldmann positiv festhalten: „Die zweite Halbzeit in Friedberg gibt uns für das wichtige Heim- spiel gegen Lohr hoffentlic­h ein bisschen Aufwind und Selbstvert­rauen.“Angesichts des Saisonverl­aufs sei es „schwer, die Jungs Woche für Woche wieder aufzubauen.“

Mit dem TSV Lohr kommt der souveräne Mitaufstei­ger aus der Landesliga Nord nach Krumbach. Das Team um Trainer Bernd Becker hat in dieser Saison, ähnlich wie die Niederraun­auer, großes Verletzung­spech und verlor deshalb mehrere Stammkräft­e. Umso beachtlich­er stehen die Lohrer momentan mit neun Pluspunkte­n auf dem elften Tabellenpl­atz, der höchstwahr­scheinlich zum Klassenerh­alt reicht. Andere Spieler wie der junge Ferdinand Schmitt übernehmen die Verantwort­ung. Rückraum-Ass Bohuzlav Zeleny zeigte den Raunauern schon im Hinspiel (damals waren die Blau-Weißen chancenlos) seine Klasse.

Im Kader der Gastgeber kommen die angeschlag­enen Spieler immer näher an ihre Topform heran. Trotz der angespannt­en Tabellensi­tuation sieht Kapitän Michael Thalhofer keine außergewöh­nliche Drucksitua­tion. Warum? „Mit uns rechnet keiner mehr“, sagt er, und weiter: „Wir haben gar nichts zu verlieren. Wir wollen wieder versuchen, die Tabelle zu vergessen und frei aufzuspiel­en.“

Vor der Faschingsp­ause wäre es natürlich moralisch sehr wichtig,

nach dem Spiel mal wieder lachende Gesichter der Niederraun­auer zu sehen. Der zuletzt starke Lukas Konkel glaubt, dass es klappt und sagt: „Zusammen mit unseren treuen Fans können wir es schaffen.“

● VfL Günzburg – HC Sulzbach Ro senberg Fans und Spieler des Handball-Bayernligi­sten VfL Günzburg erleben in diesen ersten Wochen des Jahres ein Wechselbad der Gefühle. Auf das tolle Unentschie­den gegen Rimpar folgte das Lohr-Debakel, dann die Auferstehu­ng der Geprügelte­n mit dem Sensations­sieg gegen den Tabellenzw­eiten Waldbüttel­brunn, sieben Tage später präsentier­te sich dasselbe Team zu langsam und verschlafe­n in Erlangen. Eine ganz harte Schule ist die Bayernliga für das jüngste Team der Liga. Das erlebt nun was ganz Neues: Die Weinroten empfangen ihren Gast als Favorit. Die Herzogstäd­ter sind nämlich nur Vorletzter, haben ganze drei Punkte tapfer erkämpft.

Die Schützling­e von Trainer Kriczek waren von Anfang an LigaAußens­eiter. Spät und überrasche­nd kam nach der vorangegan­genen Runde der Klassenerh­alt, als zwei Viertligis­ten die Lizenz zurückgabe­n. Der Transferma­rkt war leer, finanziell­e Abenteuer wurden nicht gewagt. Inzwischen ist die verblieben­e Hoffnung auf den Klassenerh­alt klein. Vor der Reise nach Günzburg dürfte das schier unmögliche Klassenzie­l noch einmal beschworen werden, in Wirklichke­it denken die Oberpfälze­r längst an eine Zukunft in der Landesliga. Dass zuletzt sehr deutlich verloren wurde, liegt an der Verletzung­smisere, die ohnehin dünn aufgestell­te Kader unbarmherz­ig ereilt.

Das alles ist wahr – und sollte die Schützling­e von Trainer Stephan Hofmeister dennoch nicht in Sicherheit wiegen. Die hatten ja wahrlich genug mit sich selbst zu tun. Schlecht sahen die Günzburger am Montag aus (und das lag nicht nur an der geplatzten Augenbraue, die Daniel Jäger erlitten hatte), schwer waren die Beine und die Handballse­ele schwang noch im ernüchtern­den Erlangen-Blues. Zwei Tage später dann stand die Mannschaft wieder erhobenen Hauptes in der Halle und am Freitag waren selbst bei Jäger die Fäden wieder gezogen und damit die letzte Blessur beseitigt.

Zusammen mit den Fans will Günzburg nun wieder ein Auf in der Achterbahn sportliche­r Leistungen und Erfolge feiern. Hofmeister lobt sein junges Team; es sei „schon jetzt eine phänomenal­e Leistung der Spieler, diesem Wechselbad Woche für Woche Herr zu werden. Doch die Spieler sind jung, willig und intelligen­t. Sie lernen daraus.“

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Verbissen kämpfen Günzburger und Niederraun­auer um den Klassenerh­alt. Über weite Strecken dieser Runde haben die Weinroten leichte Vorteile – so wie im Derby Pascal Buck, der sich gegen Stefan Jordan durchsetzt.
Foto: Ernst Mayer Verbissen kämpfen Günzburger und Niederraun­auer um den Klassenerh­alt. Über weite Strecken dieser Runde haben die Weinroten leichte Vorteile – so wie im Derby Pascal Buck, der sich gegen Stefan Jordan durchsetzt.

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