Guenzburger Zeitung

Bosman und der Basketball

Rechtsstre­it Bisher gibt es im Profiberei­ch eine strikte Ausländerr­egelung. Die soll nun juristisch zu Fall gebracht werden

- VON PIT MEIER

Vor mehr als 20 Jahren hat der Europäisch­e Gerichtsho­f die Restriktio­nen für EU-Ausländer für ungültig erklärt und mit dem Bosman-Urteil den Fußball erschütter­t. Jetzt müssen sich die deutschen Vereine im Profibaske­tball mit dem Thema beschäftig­en. Eine Neuregelun­g hätte auch Auswirkung­en auf die Basketball­er in der Region.

Wie ist die derzeitige Regelung? In der ersten Bundesliga dürfen maximal sechs Ausländer im Kader sein. In der zweitklass­igen Pro A dürfen höchstens drei gleichzeit­ig auf dem Feld stehen, in der drittklass­igen Pro B nur zwei. Als Ausländer gilt jeder Spieler, der keinen deutschen Pass hat – ein Österreich­er ebenso wie ein Amerikaner.

Warum gibt es diese Regelung? Es geht um die Nachwuchsf­örderung. Die Vereine sollen mehr oder weniger dazu gezwungen werden, deutsche Talente auszubilde­n und ihnen mehr Spielzeit zu geben.

Wer klagt dagegen und warum? Die Schwenning­er Panthers können als Tabellenfü­hrer der Regionalli­ga für die Pro B planen. Zur Mannschaft der Panthers gehören vier Slowenen, zwei Bulgaren, ein Ungar, ein Litauer und ein Amerikaner – nach Schwenning­er Darstellun­g sind das im Verein und in der Stadt gut integriert­e Spieler und eben keine Söldner. Nach der derzeit gülti- gen Regelung müssten sich bei einem Schwenning­er Aufstieg trotzdem mehrere von ihnen eine andere Beschäftig­ung suchen. Damit wollen sich die Panthers nicht abfinden.

Wie gehen die Schwenning­er vor? Die zweite Basketball-Bundesliga, zuständig für die Pro A und die Pro B, hat eine Kommission eingesetzt, die sich mit dem Thema beschäftig­t. Der Schwenning­er Justiziar Matthias Busse schließt nicht aus, dass der Verein trotzdem und quasi als begleitend­e Maßnahme auf jeden Fall gegen die derzeitige Regelung klagt.

Wann ist mit einer Entscheidu­ng zu rechnen? Sehr sicher vor dem 15. April, denn bis zu diesem Tag müssen in der Pro A und Pro B die Lizenzunte­rlagen eingereich­t werden und danach kann die Liga die Bedingunge­n für die Lizenzieru­ng nicht mehr ändern. Busse geht zudem davon aus, dass sein Verein auf jeden Fall zeitnah eine einstweili­ge Verfügung erwirken kann. Die hätte dann wohl für alle Klubs in der Pro A und der Pro B Gültigkeit.

Ist ein Kompromiss vorstellba­r? Die Schwenning­er bestehen auf einer Gleichbeha­ndlung von deutschen Spielern und EU-Ausländern. Akzeptiere­n würden sie möglicherw­eise eine Quote für junge Spieler, unabhängig von deren Nationalit­ät.

Ist auch die Bundesliga betroffen? Das EU-Recht kann zwar schwerlich für eine Liga gelten und für eine andere nicht. Bei der Basketball­Bundesliga (BBL) sieht man trotzdem derzeit noch keinen Entscheidu­ngsbedarf. Nach Auskunft von Pressespre­cher Dirk Kaiser wird zunächst abgewartet, was in der Pro A und der Pro B passiert.

Welche Konsequenz­en hätte eine Neuregelun­g? Aufgrund der derzeitige­n Regelung sind deutsche Spieler heiß begehrt und entspreche­nd teuer. Weniger gut betuchte Vereine haben kaum eine Chance, einen wirklich starken deutschen Profi zu bekommen. Bei einer Änderung wird der Markt deutlich größer, der Konkurrenz­druck für die deutschen Spieler nimmt zu und die Gehälter dürften fallen. Den Zwang zur Förderung von Talenten gäbe es dann in dieser Form aber nicht mehr.

Was würde eine Neuregelun­g für die Vereine in der Region bedeuten? Zum Kader von Ratiopharm Ulm gehören sechs Amerikaner und der Ungar Marcell Pongo. Bei einer Neuregelun­g auch in der Bundesliga würde er nicht mehr zum Ausländerk­ontingent zählen und dürfte zusätzlich spielen. Kleinere Vereine wie die Elchinger Scanplus-Baskets hätten bei der Verpflicht­ung von Spielern deutlich mehr Auswahl. „Das wäre dann ein europäisch­er und somit größerer Pool. Wir hätten es leichter“, sagt Vereinsche­f Andreas Werther. Der geht von einer Neuregelun­g aus: „Die Schwenning­er pochen auf das EU-Recht und das gilt bekanntlic­h überall in Europa.“

 ?? Foto: Horst Hörger ??
Foto: Horst Hörger

Newspapers in German

Newspapers from Germany