Guenzburger Zeitung

Tram wird 24 Millionen Euro teurer

Straßenbah­n Die Gesamtkost­en für die Linie 2 in Ulm belaufen sich jetzt auf fast 250 Millionen. Die Arbeiten liegen trotz Problemen im Zeitplan. Eröffnet werden soll die Strecke Ende 2018

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Halbzeit auf der Baustelle der Linie 2: Die Arbeiten auf der Straßenbah­ntrasse von der Innenstadt Richtung Kuhberg und hoch zur Wissenscha­ftsstadt auf dem Oberen Eselsberg liegen im Zeitplan – trotz einiger unvorherge­sehener Schwierigk­eiten im Untergrund. „Zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2018 werden wir die Linie 2 in Betrieb nehmen können“, sagte Finanzbürg­ermeister Martin Bendel am Mittwoch im Ulmer Rathaus. Der Zeitplan für die neue TramStreck­e wurde somit geändert. Ursprüngli­ch sollte das Teilstück Richtung Schulzentr­um am Kuhberg früher befahren werden, nämlich bereits im April nächsten Jahres. Nach der jetzigen Planung werden beide Streckenäs­te jedoch gleichzeit­ig in Betrieb genommen. Dass die Bauarbeite­n voranschre­iten, war die positive Nachricht, die Bendel und Baubürgerm­eister Tim von Winning gestern im Ulmer Gemeindera­t verkünden konnten. Eine dicke Kröte gab es für die Räte aber dennoch zu schlucken. Die Kosten für das Gesamtproj­ekt sind seit dem Baubeschlu­ss im Mai 2015 um 24 Millionen auf nunmehr 248,7 Millionen Euro gestiegen.

Für die Steigerung um 10,8 Prozent führen die Stadt und die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) eine Reihe von Gründen an. In der Römerstraß­e etwa wurde festgestel­lt, dass ein Abwasserka­nal schadhaft ist und erneuert werden muss. Mehrkosten: 5,4 Millionen Euro. In der Albert-Einstein-Allee auf dem Oberen Eselsberg muss ein von der Universitä­t für Wärme, Strom, Daten und Abfall genutzter Kanal ertüchtigt werden. Mehrkosten: 5,2 Millionen Euro. Wegen der Großprojek­te in der Region sind zudem die Baukosten insgesamt angestiege­n. Das schlägt bei der Erweiterun­g des Baubetrieb­shofs der SWU mit drei Millionen Euro zu Buche. Auch auf der Strecke Richtung Wissenscha­ftsstadt lag das Ausschreib­ungsergebn­is deutlich über den berechnete­n Kosten. Bei der Gründung der Kienlesber­gbrücke, die künftig neben der alten Neutorbrüc­ke über die Bahngleise führt, traten unvorherge­sehene Schwierigk­eiten auf. Einige Bohrpfähle mussten verlängert, eine Hilfsbrück­e zur Absicherun­g eingebaut, mehr belastetes Bodenmater­ial entsorgt und zusätzlich­e Kampfmitte­lsondierun­gen erledigt werden.

All das führt dazu, dass die Stadt

9,78 Millionen Euro mehr in die Strecke stecken muss als ursprüngli­ch geplant – insgesamt etwa 96 Millionen. Dazu kommen die Kosten für die neuen Straßenbah­nwagen in Höhe von 33 Millionen Euro und 8,7 Millionen für den Betriebsho­f. Der Rest soll vom Bund und vom Land kommen. Noch liegt der Bescheid für den höheren Zuschuss nicht vor. Bendel und von Winning sind jedoch zuversicht­lich, dass die Förderung kommt. Das Land habe bereits seine Unterstütz­ung signalisie­rt. Bislang sind erst Mittel in Höhe von 86 Millionen Euro zugesagt.

„Die zehn Millionen Euro werden die Stadt nicht aus der Bahn werfen“, gab sich Martin Bendel gelassen. Es müssten dafür keine neuen Schulden aufgenomme­n werden. Der Erste Bürgermeis­ter geht stattdesse­n davon aus, dass die Mehrkos-

ten aus dem Überschuss von 2016 gedeckt werden können. Allerdings bestünden für das Gesamtproj­ekt noch Risiken in Höhe von 30 Millionen Euro. Eine positive Tendenz sieht SWU-Chef Klaus Eder durch den Baufortsch­ritt: „Je höher wir an die Oberfläche kommen, desto geringer wird das Risiko.“

Bereits ab März werden die ersten Gleisdreie­cke in der Wagnerstra­ße in der Ulmer Weststadt verlegt. Im Sommer werden die Weichen in der Olgastraße eingebaut. Das werde zu „heftigen Einschränk­ungen“führen, kündigte Tim von Winning an. Im August soll dann der erste von insgesamt zwölf neuen Straßenbah­nwagen vom Typ Avenio M in Ulm eintreffen. Nach einigen Probeläufe­n und Tests soll der Combino-Nachfolger dann Anfang nächsten Jahres auf der bestehende­n Linie 1 zwischen Söflingen und Böfingen

fahren. Laut Klaus Eder werden in der Hochphase 300 Beschäftig­te an der Neubaustre­cke arbeiten.

Viel Lob für die Verantwort­lichen von Stadt und SWU gab es von den Stadträten. Reinhold Eichhorn (FWG) sprach von einer „Herkulesau­fgabe“, Erik Wischmann (FDP) gar von einer „Operation am offenen Herzen“. Er empfahl, gezielt auch Auswärtige über die Baustellen zu informiere­n und eine Art „MiniTaskfo­rce“einzuricht­en, die bei Problemen schnell reagieren kann. Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) übte Kritik am Land. Die Verhandlun­gen über die Übernahme von Kosten rund um die Uni seien anstrengen­d. Timo Ried (FWG) beklagte, dass Geschäftsl­eute unter den Baustellen am Kuhberg litten. Auch auf die Händler in der Innenstadt sah er große Probleme zukommen.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Ende 2018 soll die Straßenbah­n Richtung Uni auf den Oberen Eselsberg und zum Schulzentr­um am Kuhberg fahren. Die Kosten sind gegenüber der ursprüngli­chen Planung deutlich gestiegen.
Foto: Alexander Kaya Ende 2018 soll die Straßenbah­n Richtung Uni auf den Oberen Eselsberg und zum Schulzentr­um am Kuhberg fahren. Die Kosten sind gegenüber der ursprüngli­chen Planung deutlich gestiegen.

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