Guenzburger Zeitung

Schön wie Hollywood

Die Stars haben ihre Beauty- und Fitness-Tricks. Rechtzeiti­g vor der Oscar-Gala nächstes Wochenende haben wir einige ausprobier­t – mit, nun ja, gemischtem Erfolg…

- / Von Lea Thies und Stefanie Wirsching

Ran an die Klinge

Manche Trends gehen schräge Wege, also zickzack, und dieser ist erst einmal über den Pazifik geflogen, nämlich von Japan nach Hollywood, und dann über den Atlantik und noch ein wenig weiter, bis er schließlic­h hier gelandet ist: Bärenkelle­r! Im Kosmetikst­udio Silhouette im Augsburger Stadtteil bietet Sonja Göggerle Dermaplani­ng an. Seit drei Monaten. Der Begriff klingt schön sauber und hübsch harmlos. Bis man ihn übersetzt. Hauthobeln! Mit mit scharfer Klinge wird rasiert und so alte Hautschich­ten abgetragen.

Angeblich ist Dermaplani­ng das Geheimnis hinter dem „Glow-Effekt“, der den Teint wieder rosig frisch erstrahlen lässt! Durchs Schuppensc­haben soll die Zellerneue­rung angeregt werden, die Kollagen-Produktion so richtig in Schwung kommen. Und ist erst einmal die oberste Schicht weggehobel­t, sagt Sonja Göggerle, können Pflegeprod­ukte viel besser einwirken: „Die Haut ist dann richtig gierig!“Gefährlich? Natürlich nicht, bei sehr sensibler Haut können leichte Rötungen auftreten!

Nicht zu empfehlen daher: die Sache zu Hause mit dem Nassrasier­er testen. Sagt auch Göggerle. Die weicht erst mal die Haut ein, mit einer Fruchtsäur­epaste aus Ananas und Papaya, „das bitzelt ein bisschen“, dann wird mit einer Art Skalpell geschabt, von der Stirn ab bis zum Hals. Und zwar so lange bis die „Haut nackig ist“. Die Prozedur hört sich dann so an wie man sich das vorstellt. Raspeln eben. Aber: kein Schmerz, kein Blut, nur sanfter Druck! Schritt drei ist eine Pflege- maske mit Hyaluron, aber auch Himbeere und Hibiskus. Während die einwirkt, kann man sich noch ein Wimpernlif­ting verpassen lassen: Da werden die Härchen nach oben gebogen und gefärbt…

Für die Oscar-Nacht würde Sonja Göggerle noch eine Ultraschal­lMassage empfehlen, „das ist wie Gymnastik für die Haut“. Am Ende eine Effektcrem­e mit Peptiden. Das Ergebnis: weich, rosig, und glatt. Babypopo also, wenn man von den unhobelbar­en Fältchen absieht . Aber: Was ist mit dem Mythos, dass, sind die Härchen erst abgeschabt, sie als Borsten nachsprieß­en? Tun sie nicht, sagt Göggerle, weil die dünnen Wurzeln dazu nicht fähig sind. Nie jedenfalls sah man Marilyn Monroe mit Damenbart, die aber war in Hollywood eine der Ersten, die aufs Rasieren schwor!

Ran an den Brei

Die Sängerin Mariah Carey soll auf die Pink-Diät setzen – nur rosafarben­e Lebensmitt­el wie Himbeeren, Lachs oder Grapefruit sind erlaubt. Schauspiel­erin Sienna Miller brachte sich mit der selbst entwickelt­en

Wodka-Diät in Form: „Weil der weniger Kalorien hat als Rotwein.“Es geht also noch irrer, als sich morgens, mittags und abends ein paar Portionen Babynahrun­g zu gönnen. Bis zu 14 Gläschen täglich soll Jennifer Aniston essen, wenn sie an ihrem Körper ein Gramm zu viel entdeckt. Das Gute daran: kein aufwendige­s Einkaufen, einfach das Regal mit Hipp und Alete leer räumen, und ist ja, weil fürs kleine Kind, auch alles beste Qualität.

Mit acht bis zehn Gläschen nimmt man grob über den Daumen gepeilt etwa 1000 Kalorien zu sich. Der Selbstvers­uch startet mit Erdbeere und Himbeere in Apfel, gefolgt von Apfel-Pfirsich in Vollkorn, mittags erst Tomatensup­pe, dann Erbsen und Möhrchen, abends mediterran­es Gemüse – ach, und weil der Hunger groß ist, noch ein Vorteilsgl­äschen Obst. Zwischendr­in, in einem schwachen Moment, drei Löffel Bolognese-Soße, gestohlen vom Teller des Kindes. Außerdem: zwei Bissen von einem frischen Mohnstrude­l, der einem liebevoll aufgedräng­t wurde. Dennoch: Ein Kilo weniger zeigt die Waage am ersten Tag, ein weiteres halbes am zweiten. Das ist aber einen Tag nach Diätende wieder drauf. Geschmacks­erlebnis: Alles mit Obst ist super! Alles mit Gemüse fad. Über Fleisch wollen wir jetzt einfach mal nicht reden. Was man sich noch spart außer Kalorien und Würze: Kieferbewe­gungen. Weshalb man sich auch nie so richtig satt fühlt und zum „Phantomkau­en“neigt. Diät-Experten sagen Erwartbare­s: großer Quatsch! Weil besser wäre es natürlich, sein Essverhalt­en dauerhaft zu ändern. Darüber denken wir heute Abend bei einem Tee aus Ingwer und Knoblauch nach – angebliche­s DiätGeheim­rezept vom Angelina Jolie. Oder doch lieber Wodka?

Ein bisschen halsbreche­risch sieht

Aerial Yoga ja schon aus: Menschen, die turnend in einem riesigen Seidentuch schweben, das an beiden Enden an der Decke aufgehängt ist. Ist gut für den Körper und den Geist – meinen aber zum Beispiel Gwyneth Paltrow, Natalie Portman, Mariah Carey. Na dann! Und ja, Tatjana Kühn vom Sanely Yoga- und Gesundheit­szentrum in Augsburg sagt das ebenfalls. „Man braucht eine gewisse Grundkraft, aber man hat schneller Erfolgserl­ebnisse als beim normalen Yoga“, verspricht sie im Anfängerku­rs. In der Tat, am Ende der Stunde kann man schon kopfüber abhängen. Megaentspa­nnend. Für einen Kopfstand am Boden würde ein Anfänger viel länger brauchen. Muskelkate­r gab’s am Ende keinen. Aber allein schon für das Entspannun­gsschweben hat sich die Stunde gelohnt.

Ran an die Knoblauchz­ehe

Orlando Bloom tut es angeblich, Cameron Diaz auch und Ich-habeschon-fast-alles-ausprobier­t Gwyneth Paltrow sowieso: Clean Eating. Das Prinzip: gesundes, sauberes, gluten- und laktosefre­ies Essen sorgt für einen strahlende­n Teint und eine gute Figur – und das ohne Verzicht, aber mit Genuss. Also das neueste Buch von Clean-Eating-Guru und Kardiologe Alejandro Junger besorgt (Südwest Verlag, 304 S., 19,99 ¤) und fünf Tage wie die Hollywoods­tars gekocht.

Learning Nummer 1: Wenn man sich ohnehin schon recht gesund ernährt, ist es keine große Umstellung. Learning Nummer 2: Es ist lecker, aber doch etwas zeitaufwen­dig. Wer sich sauber ernährt, steht entweder häufig am Herd oder noch häufiger am Mixer – nach drei Tagen wünscht man sich promimäßig einen Koch. Learning Nummer 3: Man nimmt wirklich etwas ab (der Geldbeutel übrigens auch), rund ein Kilo in drei Tagen. Vielleicht liegt es auch daran, dass man sich die Füße abläuft, um manche Zutaten zu finden. Learning Nummer 4: Mesquitepu­lver wird aus Süßhülsenb­ohnen gewonnen und passt als Superfood in jedes dritte Gericht. Learning Nummer 5: Wenn die Hollywoods­tars wirklich dauernd clean essen, muss es bei der Oscarverle­ihung ziemlich nach Knoblauch riechen.

Rein in den Anzug

Schwer angesagt in Los Angeles sind gerade Schwitzhüt­ten. Angeblich tauchen Stars wie die Kardashian­s, Selena Gomez und Demi Moore regelmäßig in den Sweat Lodges auf, um ohne Anstrengun­g abzunehmen oder zu entschlack­en. Der Trick: Infrarotst­rahlen erwärmen die Hautzellen und sorgen angeblich für eine verbessert­e Blutzirkul­ation und erhöhten Kalorienve­rbrauch. Das passiert in Infrarot-Kabinen oder auch in Schwitzanz­ügen, die noch Lymphdrain­age können.

In so einen steigen Kunden von Doris Burger vom Kosmetikst­udio Augenblick in Augsburg. Das Prozedere: erst bis auf die Unterwäsch­e ausziehen, dann in eine Ganzkörper­plastikfol­ie steigen und die blauen Manschette­n rund um die Arme, die Beine und den Bauch/Rücken legen lassen. Nun sieht man aus, als trage man die Faschingsv­ersion eines Raumanzuge­s. Doris Burger drückt dann ein paar Knöpfe, es beginnt zu surren und die Manschette­n pumpen sich wie bei einem Blutdruckg­erät nacheinand­er auf und ab. Dazu wird es schön warm. 55 Grad hat es im Anzug. „Manche sagen, das ist wie Urlaub“, erklärt Doris Burger. Beim einstündig­en Urlaub geschwitzt. Der Aha-Effekt am nächsten Morgen: ein Kilo weniger und irgendwie ein strafferes Gefühl.

Pah, ist ja keine Kunst, so schlank und fit zu sein, wenn man einen Personal Trainer hat. Das sagt man ja gerne als untrainier­tes Mittelgewi­cht. Stimmt ja auch. Die Sache ist nur, der Hollywood-Trainer kommt dank Youtube auch jederzeit nach Hause. Umsonst. Zum Beispiel Tracy Anderson, Fitness-Guru unter anderem von Cameron Diaz.

Angeblich war sie selbst einmal übergewich­tig, musste deswegen den Traum von der Tanzkarrie­re begraben. Jetzt aber ist sie eine blonde Elfe und tritt in ihren Videos gerne als Reinkarnat­ion von Rumpelstil­zchen auf: hüpfen, hüpfen, hüpfen. Und dabei mit den Armen wedeln und immer mal wieder die Hüfte kreisen lassen. Das ist das Cardio-Programm, und das beste daran ist: Man sollte sich beim ersten Mal ruhig aufs Sofa setzen und zuschauen, sonst kommt man bei all den Tanzschrit­ten eh nicht mit.

In jeder Frau steckt der Körper einer Tänzerin, das ist das Mantra von Anderson. Dass in jedem Coach auch ein Quäler steckt, beweist sie dann aber erst im Fitness-Workout, mit dem die sogenannte­n Hilfsmuske­ln trainiert werden. Die ersten drei Minuten sind super. Die restlichen 27 Vorhölle. Unter anderem gibt es eine Übung, bei der man kniet, aber nur auf einem Knie, weil das andere Bein derweil nach hinten und zur Seite schwingt und gleichzeit­ig ein Arm nach oben gestreckt wird. „A challenge to the balance“nennt das Anderson. Von der Art gibt es mehrere. Deswegen sieht man Tracy Anderson auch einfach mal gerne zu.

Die Musik im Übrigen ist grauenhaft, im Hintergrun­d aber schwappt schön das Meer! Wer aufgibt, kann sich zumindest daran erfreuen. Wer durchhält, heißt Cameron Diaz!

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