Aber plaudern geht schon
Keanu Reeves ist ein Superstar – und ein seltener, eher spröder Gesprächspartner. Hier sind die Fragen, zu denen er Auskunft gegeben hat
In über 30 Jahren hat die Karriere von Keanu Reeves schon die unterschiedlichsten Phasen durchlaufen. Im öffentlichen Interesse stand er dabei immer – aber über sein Privatleben, das voller Schicksalsschläge in der Familie ist, spricht er selbst nie. Statt Interviews zu geben, machte er lieber mit seiner Grunge-Band Dogstar Musik oder schrieb. „Ode an die Freude“und „Shadows“– zwei Bücher sind von ihm erschienen. Zuletzt hat sich der heute 52-Jährige vor der Kamera deutlich rarer gemacht. Doch jetzt ist er zurück – nach einer kleinen Rolle in „The Neon Demon“im vergangenen Sommer – mit der Fortsetzung des Action-Helden „John Wick“, den er schon 2014 in Teil eins verkörperte. Und steht damit auch für eines der seltenen Interviews zur Verfügung. Natürlich ohne Fragen zum Privatleben…
Mr. Reeves, was genau gefiel Ihnen an „John Wick“so gut, dass Sie Lust hatten auf eine Fortsetzung?
Es hat einfach verdammt viel Spaß gemacht, diesen Typen zu spielen. Ich habe keinen Moment gezögert, wieder in Wicks schicke Anzüge zu schlüpfen und mich zu prügeln, von Autos umgefahren zu werden und durch Glasscheiben zu fliegen. Wer würde dazu nein sagen?!
Dafür war doch im Vorfeld sicherlich eine Menge Training nötig, oder?
Oh ja, natürlich. Wie schon beim ersten Film habe ich vor allem Judo und Jiu-Jitsu trainiert, wochenlang. Was dieses Mal noch ein bisschen mehr dazu kam, war das Schießen. Ich habe ziemlich viel mit einem Mann namens Taran Butler gearbeitet, der hier in den USA mehrfacher Champion im Schießen ist. Wir haben mit den unterschiedlichsten Pistolen und Gewehren geübt. Und ich habe dabei mit echten Patronen geschossen, was für mich eher ungewohnt war.
Wick ist eine eher stoische Figur, man sieht ihn nie lachen oder lächeln…
Seine Frau ist tot. Und eine Horde von Typen versucht, ihn umzubringen. Da gibt’s auch nichts zu lachen…
Ist das als Schauspieler eine besondere Herausforderung?
Ach, ich weiß nicht. Mir hat es vor allem Spaß gemacht. Klar, da gibt’s schon eine große Portion Ernsthaftigkeit, aber wir sprechen hier ja nun nicht von einem psycho- logischen Drama. Für mich ist „John Wick 2“trotz allem ein sehr leichter Film. Ich hatte also nicht jeden Abend nach Drehschluss das Gefühl, ich müsste sofort irgendwelche Komödien gucken oder raus in die Sonne oder Lächeln üben, um wieder auf positive Gedanken zu kommen.
Aber solche Rollen kennen Sie auch?
Ja, das ist mir auch schon passiert. Vor Jahren habe ich mal den Film „The Gift“gedreht, inszeniert von Sam Raimi und mit Cate Blanchett in der Hauptrolle. Da habe ich einen ziemlich fiesen Kerl gespielt, der so weit weg war von mir selbst wie nie eine andere meiner Figuren. Um den anständig zu verkörpern, habe ich ihn abends quasi mit ins Bett genommen – und bin ihn nach Drehende nicht so schnell wieder losgeworden. Das war schon hart.
In „John Wick 2“sind Sie mal wieder an der Seite von Laurence Fishburne zu sehen. War das ein besonderes Wiedersehen, all die Jahre nach den „Matrix“-Filmen?
Wir sind seit damals gut befreundet, deswegen war es eine große Freude, mit ihm wieder einmal zusammenzuarbeiten. Als wir uns vor einer Weile mal getroffen haben, erzählte er mir, wie gut ihm „John Wick“gefallen habe. Was für mich natürlich eine gute Gelegenheit war, ihm das Drehbuch zur Fortsetzung zukommen zu lassen. Dass die Autoren die Rolle des Bowering King tatsächlich mit ihm im Kopf geschrieben hatten, wusste ich da noch gar nicht. Aber umso fantastischer war es, dass Laurence auf Anhieb begeistert war.
Fühlte es sich denn an wie eine „Matrix“-Reunion?
Na ja, das dann doch nicht. Bei „Matrix“war unsere Beziehung vor der Kamera ja eher eine Art Mentor-Lehrling-Verhältnis. Dieses Mal begegnen sich unsere Figuren viel mehr auf Augenhöhe.
Zu Ihren weiteren Co-Stars gehört ein Hund. Sind Sie ein Hunde-Fan?