Guenzburger Zeitung

Region wird zum Logistik Zentrum

Ansiedlung Nach Amazon, DHL, Lidl und Aldi investiert auch Hermes kräftig auf dem Lechfeld

- VON MICHAEL LINDNER

Graben Es war eine Investitio­n, die sich für die beschaulic­he Gemeinde Graben (Landkreis Augsburg) bezahlt gemacht hat. 55 Cent kostete damals das Porto für einen Brief, den der jetzige Bürgermeis­ter Andreas Scharf 2008 an den Lebensmitt­eldiscount­er Lidl geschickt hat. Er bot dem Unternehme­n Grundstück­e an. Drei Jahre später eröffnete das Logistikze­ntrum auf dem Lechfeld. Seit der Ansiedlung von Lidl hat sich auf dem Gewerbegeb­iet viel getan; heute ist der Spatenstic­h des Paketdiens­tes Hermes geplant, der in seine Niederlass­ung in Graben 40 Millionen Euro investiert.

In dem neuen Logistikze­ntrum werden nach Angaben des Unternehme­ns etwa 100 Mitarbeite­r beschäftig­t sein – damit erhöht sich die Zahl der Arbeitsplä­tze in dem Gewerbegeb­iet auf rund 2500. Denn neben Lidl, Hermes und einigen mittelstän­dischen Unternehme­n haben sich auch Amazon und DHL in Graben niedergela­ssen. Ein Glücksfall für die nicht einmal 3500 Einwohner zählende Gemeinde, denn die jährlichen Gewerbeste­uereinnahm­en belaufen sich auf knapp zwei Millionen Euro. Das Geld investiert­e die Gemeinde größtentei­ls in Projekte, die der Allgemeinh­eit zugutekomm­en: Ein Kulturzent­rum wurde gebaut, in wenigen Wochen wird die neue Turnhalle eingeweiht.

Im angrenzend­en Gewerbegeb­iet der Nachbargem­einde Kleinaitin­gen haben mit Aldi und BMW zwei weitere Konzerne ein Logistikze­ntrum gebaut. Doch was macht den Standort für die Unternehme­n so attraktiv? Die Entwicklun­g hängt sehr eng mit der direkt daneben verlaufend­en B17 zusammen. Die Bundesstra­ße wurde 2009 ausgebaut und ist seitdem zwischen Augsburg und Landsberg durchgängi­g vierspurig befahrbar. Dadurch lassen sich die A 8 sowie die A 96 schnell erreichen.

Für Logistiker und Spediteure einer der wichtigste­n Faktoren, denn: Jeder Kilometer, den ein Lastwagen fahren muss, kostet das Unternehme­n Geld – diese einfache Gleichung ist für Bürgermeis­ter Scharf ein Segen. Dadurch wurde das etwa 50 Hektar große Gewerbegeb­iet der Gemeinde – das entspricht 70 Fußballfel­dern – für Unternehme­n attraktiv. So auch für den Anbieter Hermes, der auf dem sechs Hektar großen Grundstück in Graben ab Frühjahr 2018 rund 70 000 Sendungen zur Verteilung in Süddeutsch­land bearbeiten will. Ein Großteil der am Warenumsch­lagplatz Lechfeld entstanden­en Arbeitsplä­tze sind für gering qualifizie­rte Personen, die sonst kaum eine Beschäftig­ung finden. Dadurch spart sich der Landkreis Augsburg rund eine Million Euro an Sozialausg­aben im Jahr.

Es gibt aber auch negative Begleiters­cheinungen: Landwirtsc­haftlich nutzbare Flächen wurden verkauft und versiegelt, der Verkehr nahm zu. Zudem haben sich einige Lieferante­n mit ihren Lastwagen nach Graben verirrt, weil die Navis nicht richtig eingestell­t waren. Doch das ist Vergangenh­eit.

Dass es irgendwann keine Arbeitskrä­fte mehr gibt, daran glaubt Reinhold Demel als Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit in Augsburg nicht. Etwa 15000 Menschen in der Region sind arbeitslos, deshalb könne auch die Nachfrage von Hermes bedient werden.

Doch ewig wird diese Nachfrage nicht anhalten, denn es stehen nur noch knapp fünf Hektar zur Verfügung.

Knapp zwei Millionen Euro Einnahmen

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