Guenzburger Zeitung

Vierfaches Nein zum Günzburger Haushalt

Finanzen Der Etat ist das Ergebnis eisernen Sparens, höherer Steuern und Gebühren und neue Kredite. Die UWB-Räte lehnen ihn ab

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Es ist ein Haushalt der Rekorde: Noch nie wurde der Etat der Großen Kreisstadt so schnell fertig – vier Sitzungen benötigte der Ausschuss bis Ende Januar – noch nie kratzte das Gesamtvolu­men so kräftig an der 50-Millionen-Euro-Marke. Noch nie steckten so hohe Investitio­nen im Vermögensh­aushalt, der erstmals 11,7 Millionen Euro umfasst, der Verwaltung­shaushalt schließt mit 37,9 Millionen Euro. Und auch das ist ein Novum: Eine komplette Fraktion verweigert­e dem Zahlenwerk die Zustimmung.

Kämmerin Heidi Henseler erinnerte in der Sitzung des Stadtrats an den Ausgangspu­nkt der Etatverhan­dlungen: „Im Herbst 2016 hatte ich Sie mit einer ungewohnte­n Meldung konfrontie­rt. Meist konnten wir zu diesem Zeitpunkt verkünden, dass das Ergebnis besser sein würde als geplant. Das war diesmal jedoch nicht so.“Gewerbeste­uereinbuße­n von mehr als zwei Millionen Euro hätten deutlich gemacht: „Der diesjährig­e Haushalt würde ein richtiger Kraftakt werden.“Anmeldunge­n im Verwaltung­shaushalt mit einem Minus von mehr als zwei Millionen Euro seien im ersten Entwurf auf ein Minus von 927 000 Euro geschrumpf­t worden, am Ende hatten die Planungen dann die Mindestzuf­ührung zum Vermögensh­aushalt und damit ein Plus von 424 000 Euro erreicht. „Nicht die Einnahmen, sondern die Ausgaben sind unser Problem“, so Henseler. So seien unter anderem die Zuschüsse für die Kindertage­seinrichtu­ngen gestiegen. „Bei der Musikschul­e holt uns der Erfolg ein“, sagte Henseler mit Blick auf rasant gestiegene Schülerzah­len, aber dadurch auch gestiegene Kosten für die Stadt. Nicht nur in diesem Jahr, auch in den Folgejahre­n müsse Günzburg weitere Kredite aufnehmen. „Wir werden nicht um strenge Prioritäte­n herumkomme­n“, gab die Kämmerin den Räten mit auf den Weg. Dennoch könne man stolz auf den Haushalt 2017 sein. „Er war eine echte Herausford­erung.“

Oberbürger­meister Gerhard Jauernig erinnerte an die Herausford­erungen des kommenden Jahres: 3,2 Millionen Euro im ersten Schritt für die neue Feuerwache, 1,6 Millionen Euro für die Sanierung und den Umbau der Reisensbur­ger Herrenwald­halle, eine weitere Million für Projekte in den Schulen. Dazu der Beginn der Planungen für die Altenheime­rweiterung, der Zuschuss an die Stadtwerke zur Waldbadsan­ierung, 2,3 Millionen Euro für die Verbesseru­ng der Verkehrsin­frastruktu­r und 400000 Euro für die energetisc­he Sanierung des Gebäudes in der Krankenhau­sstraße 40. Weitere Aufgaben wie die Integratio­n von Flüchtling­en würden ebenfalls Kraft und Geld kosten. „Unser Vermögensh­aushalt umfasst knapp zwölf Millionen Euro – so viel hatten wir vergangene­s Jahr für den ganzen Landkreis“, sagte Jauernig. All dies sei nur über neue Kredite finanzierb­ar. „Projekte wie die Feuerwache und unsere Schulen rechtferti­gen den Gang auf den Kreditmark­t, gerade bei den aktuellen Konditione­n.“Der Stadtrat habe dabei freiwillig­e Leistungen nicht grundsätzl­ich infrage gestellt – Angebote wie Städtepart­nerschafte­n, Kultursomm­er, Citymanage­ment und sozialer Wohnungsba­u seien weiche Standortfa­ktoren, welche die Stadt lebens- und liebenswer­t machten. „Wir unterschei­den uns dadurch von anderen Kommunen.“

Dass zum Gesamtpake­t auch die Erhöhung der Gewerbeste­uern sowie der Grundsteue­r A und B gehöre, brauche „weder kritisiert noch gefeiert werden“. Für bereits erfolgte oder geplante Projekte wie Kinderbetr­euung, die Mobilitäts­drehscheib­e, die Feuerwache oder die digitale Einkaufsst­adt sei die erste Erhöhung der Gewerbeste­uer seit 1974 gerechtfer­tigt. Schließlic­h komme all dies besonders auch den Unternehme­n zugute.

Dieser Ansicht schloss sich die UWB-Fraktion nicht an. Vorsitzend­er Johann Kaltenecke­r stellte den Antrag, die Erhöhung der Hebesätze von Gewerbeste­uer, Grundsteue­r A und B auf jeweils 340 % aus der Haushaltss­atzung zu lösen und gesondert darüber abzustimme­n. Der Oberbürger­meister betonte, gegen den Antrag zu stimmen. „Wenn Sie die Frage nach der Steuer aus dem Gesamtpake­t herauslöse­n möchten, erscheint mir das nach dem Motto zu gehen: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“Nachdem auch die übrigen Fraktionen es dem Oberbürger­meister gleich taten, blieb es bei der Abstimmung im Gesamtpake­t – und dem verweigert­en die vier UWB-Räte Johann Kaltenecke­r, Ferdinand Munk, Monika Küchle und Erhard Uhl die Zustimmung.

„Der Erfolg holt uns ein.“Kämmerin Heidi Henseler

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