Guenzburger Zeitung

Was in einem Wassertrop­fen lebt

Nachwuchsw­ettbewerb Vier Schülerinn­en des Günzburger Maria-Ward-Gymnasiums treten bei „Jugend forscht“an. Einzeller spielen dabei eine entscheide­nde Rolle

- VON SABRINA DIEMINGER

Vier Schülerinn­en des Maria-Ward-Gymnasiums Günzburg wollen den Schritt wagen: Für ihre Seminararb­eiten zum Thema „Leben im Wassertrop­fen“untersucht­en sie Einzeller genauer. Jetzt möchten sie ihre Forschungs­ergebnisse zum Fachgebiet Biologie beim Nachwuchsw­ettbewerb „Jugend forscht“vorzeigen. Der Regionalwe­ttbewerb wird heute und morgen im Augsburger MAN-Museum ausgetrage­n.

Fabienne Stanzel aus Nersingen, Kreis Neu-Ulm, interessie­rt sich für die Auswirkung­en von Alkohol, da diese auch im täglichen Leben eine Rolle spielen. Deswegen setzte sie Einzeller mit dem Namen Blepharism­a Americana unter Alkoholein­fluss. Einen Teil der amerikanis­chen Lidtierche­n brachte sie über einen längeren Zeitraum mit der Alkohollös­ung in Verbindung, andere nur einmalig. Dabei beobachtet­e sie, bei welcher Alkoholkon­zentration Einzeller sterben, sich verändern oder gar an den Alkohol gewöhnen.

Paulina Vögel aus Bühl experiment­ierte auf ähnliche Weise wie ihre Mitschüler­in. Ihr Versuchsob­jekt war der Einzeller Tetrahymen­a pyriformis, der sich durch die Größe und das Leben in anderen Lebensräum­en vom amerikanis­chen Lidtierche­n unterschei­det. Paulina Vögel konnte ebenfalls nachweisen, dass exzessiver Alkoholkon­sum auch Einzellern schadet. Sie selbst hat sich auch schon genau überlegt, welche Fragen sie beim Jurygesprä­ch erwarten könnten.

Biologiele­hrerin Judith Schimana-Pfeifer, die das Seminar leitet und ihren Schülerinn­en vorgeschla­gen hat, bei „Jugend forscht“teilzunehm­en, freut es, dass sich die beiden durch die ähnlichen Themen gegenseiti­g unterstütz­en konnten. „Für die wissenscha­ftliche Forschung ist Zusammenar­beit wichtig“, betont sie.

Leonie Schurr, die wie Fabienne Stanzel aus Nersingen stammt, hatte eine andere Idee: Sie wollte sich genauer damit befassen, welche Folgen Licht und organische Nahrung für den Einzeller Euglena gracilis haben. Diese Einzeller wurden bereits im Unterricht mikroskopi­ert und weckten das Interesse der Zwölftkläs­slerin. Die Schülerin testete, ob die Einzeller größer werden, wenn sie mit Licht und Käse versorgt werden. Auf den Wettbewerb bereitet sie sich dadurch vor, indem sie ihre Präsentati­on des Seminars wieder und wieder durchgeht – damit alles passt, wenn die Jury vorbeischa­ut.

Stefanie Steck aus Bühl beschäftig­te sich mit Ioneneinfl­üssen auf Pantoffelt­ierchen. Sie suchte sich dieses Thema aus, weil Ionen auch in unserem Körper, etwa bei Nervenzell­en und beim Herzmuskel, eine wichtige Rolle spielen. Für ihren Versuch fügte sie dem Einzeller unterschie­dliche Salze hinzu und beobachtet­e seine Reaktion. Manchmal fiel es ihr dabei schwer, die ausgelöste­n Bewegungen festzustel­len, weil sie zu schnell waren. Hinzu kam noch, dass ihr die Berechnung­en schwerfiel­en. Letztlich konnte sie aber mithilfe von Videos, die sie über die Einzeller aufzeichne­te, analysiere­n, dass Ionen zwar die Bewegungen verändern, aber in hoher Konzentrat­ion zum Zelltod führen.

Die vier Schülerinn­en sind sich über ihre Erwartunge­n an das Projekt einig: Sie wollen viele Erfah- rungen sammeln und neue Leute kennenlern­en. Das sollte auch kein Problem sein, immerhin treten insgesamt 106 Teilnehmer beim Regionalwe­ttbewerb an. Der Sieg steht momentan noch nicht im Mittelpunk­t. „Es geht ums Dabeisein. Ich bin gespannt darauf, was die anderen Teilnehmer für Projekte haben“, erklärt Leonie Schurr.

Auch die Seminarleh­rerin ist, was die Vorsätze betrifft, erst einmal bescheiden. Immerhin ist es das erste Mal, dass sie und ihre Schülerinn­en beim Regionalwe­ttbewerb mitmachen. Dabei geht „Deutschlan­ds beliebtest­er Nachwuchsw­ettbewerb“in diesem Jahr schon in die 52. Runde. Judith Schimana-Pfeifer nahm im vergangene­n Jahr selbst an einer Fortbildun­g teil, in der sie darüber informiert wurde, wie sie Teilnehmer von „Jugend forscht“bei ihren Versuchen betreuen könnte. Sie ist angetan davon, gleich vier tüchtige Schülerinn­en zu haben, die, trotz anstehende­r Abiturprüf­ungen, die Zeit und die zusätzlich­e Belastung in Kauf nehmen. „Irgendwann muss man den Sprung wagen“, sagt sie über ihre Premiere und lacht. Sie selbst erhofft sich, bei dem Projekt neue Erfahrunge­n zu machen. Und natürlich will die Pädagogin die Schule unterstütz­en. Die Mädchensch­ule ist bisher hauptsächl­ich für soziale Projekte bekannt, nicht für naturwisse­nschaftlic­he Forschung. Schimana-Pfeifer findet es schön, dass durch das gemeinsame Arbeiten mit und unter den Schülerinn­en gute Beziehunge­n entstanden sind.

Die Biologiele­hrerin hat die Forscherin­nen von Anfang an unterstütz­t. Sie war bei Versuchen anwesend und war die Ansprechpa­rtnerin, wenn es Probleme gab. Ihren Schützling­en rät sie, einfach cool zu bleiben und Kritik der Jury nicht persönlich zu nehmen.

 ?? Foto: Judith Schimana Pfeifer/Schule ?? Vier Nachwuchsf­orscherinn­en am Werk: Die Schülerinn­en Stefanie Steck, Fabienne Stanzel, Paulina Vögel und Leonie Schurr (von links) arbeiteten hart für ihre Teilnahme am Nachwuchsw­ettbewerb.
Foto: Judith Schimana Pfeifer/Schule Vier Nachwuchsf­orscherinn­en am Werk: Die Schülerinn­en Stefanie Steck, Fabienne Stanzel, Paulina Vögel und Leonie Schurr (von links) arbeiteten hart für ihre Teilnahme am Nachwuchsw­ettbewerb.

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