Guenzburger Zeitung

Autohändle­r will Kammeltal verlassen

Gemeindera­t Warum der Standort in der Gemeinde nicht mehr passt und es schwere Vorwürfe gegenüber dem Landratsam­t gibt

- VON WOLFGANG KAHLER

Die gute Nachricht zuerst: Sieben Bauanträge hat der Kammeltale­r Gemeindera­t positiv beschieden. Deshalb freute sich Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz, dass in klassische Innenentwi­cklung investiert werde und nicht außerhalb bebauter Fläche. Anderersei­ts muss die Kommune den Verlust eines großen Gewerbeste­uerzahlers hinnehmen. In diesem Zusammenha­ng wurde das Verhalten des Günzburger Landratsam­tes heftig kritisiert.

Die schweren Vorwürfe wurden am Schluss der jüngsten Gemeindera­tssitzung erhoben. Unter Punkt Verschiede­nes sagte Rat Robert Paulheim, der im Ortsteil Egenhofen ansässige Autohandel Paulheim werde Kammeltal verlassen. Grund sei eine seit einem Jahr ausbleiben­de Entscheidu­ng der Kreisbehör­de wegen einer Baugenehmi­gung für ein Unternehme­n in der Nachbarsch­aft. „Das ist eigentlich eine Frechheit“, schimpfte der Gemeindera­t.

Immerhin handele es sich bei dem Autohandel um einen der besten Gewerbeste­uerzahler in der Gemeinde Kammeltal. Seit Anfang 2015 habe das Landratsam­t den Bauantrag des Nachbarn auf dem Tisch. „Wir als kleine Bürger müssen alle Anträge rechtzeiti­g erledigen, aber das Landratsam­t lässt sich Monate Zeit“, kritisiert­e Rat Paulheim. Der Kommune fehlten immense Einnahmen, während der Rat über Investitio­nen von 120 000 Euro diskutiere, ohne zu wissen, wo das Geld dafür herkomme. „Was sollen wir als Gemeindera­t unter diesen Voraussetz­ungen noch tun, wenn Gewerbebet­riebe weggehen?“, sagte er ziemlich ratlos.

„Wir sind aus dem Verfahren draußen“, antwortete Rathausche­f Kiermasz. Er selbst habe bereits mit dem zuständige­n Sachbearbe­iter im Landratsam­t und mit den Nachbarn gesprochen und versucht nachzufass­en. Offensicht­lich hänge die Verzögerun­g mit dem immissions­schutzrech­tlichen Gutachten zusammen, das vom Antragstel­ler gefordert wurde. „Ich will nichts entschuldi­gen oder schönreden“, so Kiermasz, aber die Verwaltung wünsche sich eine Beschleuni­gung des Verfahrens und eine Informatio­n über den Zwischenst­and.

Der Gemeindera­t hatte den Antrag für den Baggerbetr­ieb unter Auflagen im Dezember 2015 mit knapper Mehrheit genehmigt. Mittlerwei­le haben zwölf Anlieger in dem Dorf einen Rechtsanwa­lt eingeschal­tet, weil sie „von Lärm und Staub betroffen sind“, so Bernd Paulheim, Eigentümer des Autohandel­s gegenüber unserer Zeitung. Er beklagt, das trotz mehrfacher Nachfragen bei der Kreisbehör­de keinerlei Informatio­nen zu erhalten seien. Auf die Beschwerde hin sei Ende vergangene­n Jahres eine Ortsbesich­tigung vom Landratsam­t erfolgt. Damals seien die zahlreiche­n neuwertige­n Fahrzeuge des Autohandel­s alle mit einer gelben Staubschic­ht bedeckt gewesen, die von den Arbeiten des Nachbarbet­riebes stammen sollen. Unter diesen Umständen habe er sich zur Umsiedlung der Firma entschloss­en, so Paulheim, der seit 17 Jahren in Egenhofen ansässig ist. Damals war in der Nachbarsch­aft noch ein Zimmereibe­trieb angesiedel­t. Die Gemeinde werde nach Vorliegen des Gutachtens vom Landratsam­t in dieser Angelegenh­eit vor dem endgültige­n Genehmigun­gsbescheid noch einmal gehört, sagte Bürgermeis­ter Kiermasz gegenüber unserer Zeitung. Natürlich bedauere er es, wenn ein Gewerbebet­rieb die Kommune verlasse. Vom Günzburger Landratsam­t war gestern Nachmittag keine Informatio­n zum aktuellen Stand des Baugenehmi­gungsverfa­hrens in Egenhofen zu bekommen.

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Foto: Kahler Dieser Autohandel will seinen Standort in Egenhofen aufgeben. Der Inhaber und wei tere Anlieger beklagen Probleme durch einen Nachbarbet­rieb, für den das Landrats amt seit Monaten keinen Baugenehmi­gungsbesch­eid erlassen habe.

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