Guenzburger Zeitung

Ziel erreicht – und es geht weiter

Umwelt Die Schutzgeme­inschaft Hochwang ist froh, dass im Westen von Ichenhause­n keine Straße gebaut wird. Sie hat für das Günztal viele Ideen. Welche das sind und warum sie dafür viel Ausdauer benötigen werden

- VON IRMGARD LORENZ

Ichenhause­n Das wohl wichtigste und ursprüngli­che Ziel ist erreicht: Im Westen von Ichenhause­n soll keine Umgehung gebaut werden. Dennoch will sich die vor bald 25 Jahren gegründete Schutzgeme­inschaft Hochwang nicht zurücklehn­en. Sie hat weitere Ziele und Anliegen. „Wir haben es geschafft, dass im Günztal keine Straße gebaut wird“, sagten der Vorsitzend­e Manfred Schmid und Schriftfüh­rer Alexander Ohgke in einem Gespräch mit unserer Zeitung, „und daraus wollen wir etwas machen“.

Schnelle Erfolge erwarten sie nicht. Dass sie nicht konfliktsc­heu, dafür aber hartnäckig und ausdauernd sind, das haben die Aktiven der Schutzgeme­inschaft Hochwang gezeigt, als es darum ging, gegen den Willen der beteiligte­n Kommunen Ichenhause­n, Kötz und Waldstette­n eine Umfahrungs­straße im Günztal zu verhindern. Das Günztal soll autofrei bleiben, das steht für die Schutzgeme­inschaft fest, und zugleich soll es vor allem zwischen Ichenhause­n und Kötz als Naturund Kulturraum aufgewerte­t werden. Schmid und Ohgke sprechen von einem Naherholun­gsgebiet, das einer Stadt wie Ichenhause­n auch im Hinblick auf Patienten und Besucher der Fachklinik gut zu Gesicht stünde. Dass die Umgehungss­traße für Ichenhause­n und Kötz laut Bundesverk­ehrswegepl­an im Osten auf dem Höhenrücke­n zwischen Günzund Kammeltal gebaut werden soll, werde auch das bisherige Naherholun­gsgebiet Rohrer Wald tangieren, sagen die Vertreter der Schutzgeme­inschaft, umso wichtiger werde ein Ersatz im Günztal.

„Das ist ja ein Gewinn, wenn jetzt da keine Straße gebaut wird“, sagt Alexander Ohgke, und diesen Gewinn will die Schutzgeme­inschaft mehren. „Vermaist“sei das Günztal, das soll sich ändern. Eine „Ideensamml­ung“dazu hat der circa 150 Mitglieder starke Verein schon erarbeitet und vor etwa einem Jahr mit dem Landschaft­spflegever­band (LPV) Günzburg Kontakt geknüpft. Von diesem Verband, der sich Landschaft­spflege, Artenschut­zprogramme, Bildungsar­beit und Naturschut­zberatung auf die Fahnen geschriebe­n hat, erhofft sich die Schutzgeme­inschaft wesentlich­e Unterstütz­ung. Im März ist ein Gespräch mit LPV-Geschäftsf­ührerin Verena Weitmann geplant.

Und noch einen weiteren wichtigen Partner sieht die Schutzgeme­inschaft: Auch von der Stadt erhofft sie laut Ohgke „ein deutliches Signal: Wir wollen das!“und Unterstütz­ung auch im Hinblick auf Anträge für Gelder aus dem europäisch­en Leader-Fördertopf.

Im Flächennut­zungsplan der Stadt Ichenhause­n ist das Günztal überwiegen­d als Niedermoor eingezeich­net, an den Rändern in NordSüd-Richtung auch Auenboden. Als Nutzung dokumentie­rt der Flächennut­zungsplan in der Mitte des Ackerland mit günstigen Erzeugungs­bedingunge­n und ansonsten Grünland mit durchschni­ttlichen oder ungünstige­n Erzeugungs­bedingunge­n.

Für die Natur wäre es nach Ansicht der Schutzgeme­inschaft ein großer Gewinn, wenn nicht nur Altwässer wieder an die Günz angebunden und Biotope im Günztal verknüpft wären, sondern wenn auch Entwässeru­ng und Trockenleg­ung ein Ende hätten und der Maisanbau im Günzried zugunsten von Grünund Weideland weichen würde. Dazu passen weitere Ziele der Schutzgeme­inschaft, wie der Flächenerw­erb zum Erhalt der biologisch­en Vielfalt im Günztal und die Einbindung in den Verbund „Von der Quelle bis zur Mündung“.

Extensive Weidewirts­chaft zwischen Ichenhause­n und Kötz – Stichwort: Günztal Weiderind – steht ebenfalls auf der Ideenliste der Schutzgeme­inschaft. Ein Landwirt habe bereits Interesse signalisie­rt an der Haltung von Weiderinde­rn im Günztal, sagt Ohgke – vorausgese­tzt, dass sich die Arbeit rechnet.

Auch an die Menschen denkt die Schutzgeme­inschaft. Schon heute nutzen Spaziergän­ger, Jogger und Radler das Günztal gern als schnell erreichbar­es Naherholun­gsgebiet. Dass es an dem im Sommer gern als Badeplatz genutzten Günzufer bei Hochwang nicht einmal einen Abfallkorb gibt, gefällt Schmid und Ohgke nicht. Sie wollen das Günztal für den sanften Tourismus erschließe­n: mit einem „Günztal-ErlebnisGü­nztals pfad“und einer Lauschtour und mit Angeboten zur Umweltbild­ung. Auch an Möglichkei­ten zur Beobachtun­g von Bibern denken sie.

Dass mit Idealismus allein nicht viel zu erreichen ist, das ist den Sprechern der Schutzgeme­inschaft klar: „Es geht ums Geld“, sagt Ohgke.

Landwirte seien zum Naturschut­z bereit, wenn sie dabei auf ihre Kosten kommen. Gelingt es, das Günztal als wertvollen Naturund Kulturraum aufzuwerte­n und zu erhalten, dann profitiere­n aber nicht nur die Landwirte und Erholungss­uchende, sondern auch die Pflanzen- und Tierwelt – und da trifft sich das neue Projekt der Schutzgeme­inschaft Hochwang mit dem ursprüngli­chen Ziel.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Auch wenn im Günztal (hier zwischen Hochwang und Kötz) keine Straße gebaut wird, kann sich die Schutzgeme­inschaft Hochwang nicht zurücklehn­en. Ein Naherholun­gsgebiet soll hier entstehen.
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Die Günz bei Hochwang.
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Die Idylle der Natur lockt schon jetzt vie le Spaziergän­ger.

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