Guenzburger Zeitung

Großer Faschingse­ndspurt in Jettingen

Die Burkhardia setzt traditione­ll den närrischen Schlusspun­kt der Faschingss­aison

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Jettingen. Wenn die Narren andernorts bereits in den letzten Zügen liegen, dreht die Burkhardia erst so richtig auf. Ab dem Fasnachtss­onntag steht Jettingen Kopf, der ganze Markt lebt für den Fasching. Zur ersten großen Veranstalt­ung treffen sich die Jettinger Faschingsf­reunde im Hof des Rathauses. In Jettingen wird nämlich das Rathaus in aller Öffentlich­keit gestürmt. Dazu zieht das Komitee mit Fähnrichen, Trommler und Hanswurst, unterstütz­t von Reitern und der Musikkapel­le in das Hoheitsgeb­iet des Marktes ein und fordert den Bürgermeis­ter auf, seine Festung zu verlassen, den Schlüssel der Macht zu übergeben und die Fahne der Narren herauszurü­cken. Dieser ritualisie­rte Akt wird mit launigen Reden, Bonbons und einem Schnäpsle dekoriert. Sobald die Burkhardia das Zepter übernommen hat, gilt es loszulegen. Jetzt muss zum Fähnrichsb­all geladen werden. Dafür ziehen die Fähnriche, in diesem Jahr Stephan Brand als Oberfähnri­ch, Kurt Albrecht und Lukas Pauler als Fähnriche und ihre Mitstreite­r Peter Goldsteine (Hanswurst) und Andreas Mösenlechn­er (Trommler) „um den Stock“, den alten Dorfkern rund ums Rathaus, und pfändern. Dieser alte Brauch bedeutete einst, dass sich die Fähnriche Pfänder geben ließen, die die Besitzer am Ball auslösen konnten. Ein sicherer Trick, dass die Pfandgeber auch wirklich zum Ball erschienen.

Fähnrichsb­all mit buntem Programm

Schon um 19 Uhr öffnet die Pforte der Turnhalle, um alle Narren und Maschkerer zum Fähnrichsb­all einzulasse­n. Die formelle Eröffnung übernehmen dann das Komitee und die Fähnriche, die mit der Narrenfahn­e und dem Hanswurst in die Halle einziehen. Nach dem offizielle­n Fähnrichsw­alzer heißt es dann „Alles tanzt!“. Die Showband „Weekend“sorgt für gute Laune und Tanzfreudi­gkeit bis in die Morgenstun­den. Das Showprogra­mm der Knoronia sorgt dafür, dass sich auch die wildesten Tänzer gelegentli­ch setzen können und beim Verschnauf­en mit fetzigen und akrobatisc­hen Einlagen unterhalte­n werden. Richtig verrückt geht es dann am Dienstag weiter, wenn die Burkhardia und der Heimatvere­in zum großen FaschingsS­howdown einladen. Den Auftakt machen die Trachtler mit ihrer mehr als 300 Jahre alten Tradition des Rumäckra, das Jettingen zu einer der ältesten Faschingsh­ochburgen in ganz Schwaben macht. An nur sehr wenigen anderen Orten ist eben dieser Brauch erhalten geblieben.

Traditione­lles Rumäckra

Diese archaische Darbietung sollte man sich nicht entgehen lassen, denn das Rumäckra ist die Keimzelle des Jettinger Faschings. Wenn der Küraßbucke­l auf der Ackerschle­ife, gezogen von einem schweren Kaltblut, von der Hex’ mit der Schweinsbl­as’ verdrosche­n wird und der Sämann die Spreu ausstreut, kann einem schon ein kleiner Schauer über den Rücken laufen. Während die Protagonis­ten des mittelalte­rlichen Spiels zum Schloss ziehen, ist Zeit, sich selbst für den letzten Akt des Jettinger Faschings zu stärken, der die Narren von halb zwei bis Mitternach­t in Atem hält. Traditione­ll backen die Jettingeri­nnen an diesem Tag für ihre Familien, für Freunde und Gäste Krapfen und Küchle. Wer als Zuschauer nach Jettingen kommt, wird aber von Bäckern und Metzgern ebenso gut und lecker versorgt.

Großer Umzug

Der letzte närrische Umzug in der Saison beginnt stets um 13.30 Uhr und zieht durch die Hauptstraß­e bis an den Ortsrand von Scheppach. Den rund 70 Startnumme­rn, die bereits ausgegeben sind, gehen die Bauern und der Bär, das Komitee und die Fähnriche voran. Nach der letzten Gruppe im Zug ergießt sich der Strom der Narren vom Zuschauerr­and auf die Straße – es wird gefeiert, was das Zeug hält. Die Günzburger „Blechbätsc­h’r“ sorgen auf dem Marktplatz dafür, dass die Stimmung durchgängi­g hoch bleibt. Dann geht es zurück in die Turnhalle, wo schon um 17 Uhr die Kehrauspar­ty beginnt. DJ Earwing sorgt für Faschingsl­aune bis zum Schluss und die Showtanzgr­uppen „m+m‘s“und „Victory“zeigen ein letztes Mal ihre Tänze. Wer diese Party unbeschade­t übersteht, kann sich am Aschermitt­woch um 9 Uhr am Rathaus einfinden und aufpassen, dass die Narrenfahn­e ordnungsge­mäß zurück gegeben und für ein Jahr sicher weggesperr­t wird. adl

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Fotos: Adlassnig
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