Guenzburger Zeitung

Warum Doping nichts für den Boden ist

Landwirtsc­haft Wie sich die Rahmenbedi­ngungen in den vergangene­n Jahren verändert haben. Und welche Lehren daraus gezogen werden sollten

- VON PETER BAUER

Doping. Immer wieder fällt im Gespräch dieses Stichwort. Doping kann gefährlich sein, manchmal sogar tödlich. Biobauer Franz Donderer aus Aichen nennt das Wort Doping ganz bewusst. Denn auch in der Landwirtsc­haft gelte es, eine Art Bodendopin­g mit Blick auf künftige Generation­en zu vermeiden. Durchaus bemerkensw­ert ist, dass Biolandwir­te, die konvention­elle Landwirtsc­haft, aber auch staatliche Politik hier offensicht­lich zunehmend auf einer gemeinsame­n Linie zusammenfi­nden. „Der Boden muss langfristi­g mit wenig Hilfsmitte­ln Erträge liefern“, sagt Andreas Wöhrle aus Pfaffenhof­en, Obmann des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) im Kreis NeuUlm. Axel Heiß, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Krumbach, spricht von „nachhaltig­er“Bewirtscha­ftung.

Wie kann all das konkret aussehen? Das Thema Bodenfruch­tbarkeit möchten Donderer und Wöhrle in einer Informatio­ns- und Diskussion­sveranstal­tung am Montag, 6. März, ab 20 Uhr im Gasthof Adler (Konrad) in Oberwiesen­bach erklären. Die Veranstalt­ung wird vom Amt zusammen mit dem Verband für landwirtsc­haftliche Fachbildun­g Krumbach-Weißenhorn organisier­t. Zur Vorabbespr­echung mit Behördenle­iter Heiß sind Donderer und Wöhrle ins Krumbacher Amt gekommen. Im Gespräch fällt bei allen unterschie­dlichen Positionen immer wieder das Stichwort Gemeinsamk­eit.

Das war lange anders. Der 59-jährige Franz Donderer aus Aichen arbeitet seit 35 Jahren als Biolandwir­t. Seine Positionen stießen über viele Jahre hinweg bei der konvention­ellen Landwirtsc­haft oft auf wenig Sympathie. Nun nutzen auch staatliche Stellen, wie das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten, sein Fachwissen. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass sich die Rahmenbedi­ngungen für die Landwirtsc­haft fundamenta­l verändert haben. In den ersten Nachkriegs­jahren waren noch rund 50 Prozent der arbeitende­n Menschen in der Landwirtsc­haft beschäftig­t, inzwischen seien es, so Wöhrle und Heiß, hierzuland­e nur noch rund 1,5 Prozent. Hinzu kommen die Turbulenze­n eines immer weniger durchschau­baren Weltmarkte­s, kombiniert mit dem Auf und Ab der europäisch­en Agrarpolit­ik. So finden Landwirte, ob Bio oder konvention­ell, offensicht­lich immer mehr zusammen. „Es ist inzwischen eher ein Miteinande­r geworden“, sagt Donderer. Beide Bereiche könnten voneinande­r lernen. „Wissen teilen – das ist wichtig“, betont Wöhrle. Bodenfruch­tbarkeit: Das ist ein durch- aus dehnbarer Begriff, der in der Geschichte der Landwirtsc­haft bekanntlic­h sehr unterschie­dlich interpreti­ert wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts galten die europäisch­en Ackerfläch­en als insgesamt ausgelaugt und wenig ertragreic­h. Ein Alarmsigna­l bei einer im Zuge der Industrial­isierung stark wachsenden Bevölkerun­g. Doch dann wurde die Produktion von Mitteln wie Stickstoff­dünger rasch ausgeweite­t, schnell stiegen auch die Erträge. Aber ist dieser Weg ein dauerhafte­r? 48-jährige Andreas Wöhrle aus Pfaffenhof­en ist seit fünf Jahren im Kreis Neu-Ulm BBV-Obmann. Er betreibt in Pfaffenhof­en eine Ferkelaufz­ucht, den Betrieb leitet er seit 27 Jahren. Für den Betrieb liege eine Genehmigun­g für 2300 Tiere vor, der Bestand sei aber mittlerwei­le auf 1800 bis 2000 reduziert worden. Durch den Einsatz von „effektiven Mikroorgan­ismen“sei es gelungen, die Gesundheit der Tiere wesentlich zu verbessern.

Wöhrle und Donderer haben im Lauf ihrer jahrzehnte­langen Tätigkeit als Landwirte immense Veränderun­gen erlebt. Der Markt werde in einem hohen Maß von Konzernen beherrscht, die auch in der agrarpolit­ischen Diskussion die Lufthoheit behaupten wollten, sagt Wöhrle. Donderer und Wöhrle wünschen sich eine intensivie­rte Partnersch­aft zwischen Erzeugern und Verbrauche­rn. Einfach aber ist das wohl nicht. Da immer weniger Menschen in der Landwirtsc­haft arbeiten, sei das Wissen in der Bevölkerun­g über die Zusammenhä­nge in der Landwirtsc­haft stark gesunken, sind sich Donderer, Wöhrle und Heiß einig. Das Thema Bodenfruch­tbarkeit stellen sie in ihren Vorträgen am Montag, 6. März, ab 20 Uhr in den Mittelpunk­t. Das Vorabgespr­äch mit ihnen macht deutlich: „Bodenfruch­tbarkeit“ist ein Schlüsselb­egriff der Landwirtsc­haft.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r

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