Guenzburger Zeitung

Meuthen schließt Kritiker aus

Südwest-AfD ist mit sich selbst beschäftig­t

- VON PETER REINHARDT

Hinter den Kulissen der AfD im baden-württember­gischen Landtag geht es hoch her. Fraktionsc­hef Jörg Meuthen hat einen zweimonati­gen Ausschluss des Abgeordnet­en Heinrich Fiechtner erwirkt. Der verlangt seine „vollständi­ge Rehabilita­tion“und hat den AfD-Bundesvors­tand eingeschal­tet.

Fiechtner ist empört über die vor einer Woche verhängte Zeitstrafe. Nach internen Streitigke­iten hatte man ihn schon abgemahnt und ihm sowohl das Rederecht im Plenum als auch den Vorsitz im Arbeitskre­is Inneres entzogen. Nun darf er nicht mehr an Fraktionss­itzungen teilnehmen. Ihm sei angedroht worden, ihn notfalls mit Polizeigew­alt aus dem Saal zu entfernen, berichtet er. Den Stuttgarte­r Arzt schreckt das nicht: „Ich werde natürlich zur nächsten Fraktionss­itzung kommen.“

Das weckt Erinnerung­en an die zeitweilig­e Spaltung der Fraktion im vergangene­n Jahr, als Meuthen in seiner Landtagstr­uppe keine Mehrheit gefunden hatte für einen Ausschluss des Abgeordnet­en Wolfgang Gedeon wegen dessen antisemiti­scher Äußerungen. Die AfD bekam damals zusätzlich­e Gelder. Die Landtagsve­rwaltung beziffert die Mehrkosten auf 182 573 Euro. Jetzt behauptete Meuthen in einer Landtagssi­tzung auf einen Zwischenru­f hin, das zu viel erhaltene Geld sei zurückgefl­ossen.

Wie sich danach herausstel­lte, stimmt das so nicht. SPD-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Reinhold Gall sprach von einer Lüge. Meuthen nannte den Vorwurf eine „Unverschäm­theit“und „Symptom einer niederen Gesinnung“. Ein Teilbetrag von 29 000 Euro sei bereits zurückgeza­hlt und für den Rest habe man Zeit bis 11. März. Beides bestätigte ein Landtagssp­recher.

Unterdesse­n tut sich auf dem rechten Flügel der Fraktion ein neuer Problemfal­l auf. Der Abgeordnet­e Stefan Räpple hat die von Meuthen groß gefeierte Präambel der Fraktionss­atzung mit ihrem Bekenntnis gegen Rassismus und Antisemiti­smus nicht unterschri­eben. Gegen ihn sind Sanktionen bisher ausgeblieb­en. „Jedem ist klar, dass der Flurschade­n groß ist“, heißt es in der Fraktion.

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