Guenzburger Zeitung

Wo die rote Linie verläuft

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Im Visier der Polizei wie des Verfassung­sschutzes stand der Berliner Moscheever­ein „Fussilet 33“schon seit langem. Die von ihm betriebene Moschee in Moabit galt als Treffpunkt radikaler und ultrareakt­ionärer Islamisten. Auch der Tunesier Anis Amri, der kurz vor Weihnachte­n das Attentat am Berliner Breitschei­dplatz verübte, verkehrte in der Moschee.

Nun hat der rot-rot-grüne Senat gehandelt und den ebenso umstritten­en wie berüchtigt­en Verein ver- boten. Der Schlag war überfällig, die Frage, ob der radikale Islamverei­n schon viel früher hätte verboten werden müssen, steht im Raum. Das lange Zögern war möglicherw­eise ein Fehler.

Das Verbot ist mit einer klaren Botschaft verbunden: Der liberale Rechtsstaa­t zeigt, dass er nicht wehrlos ist, sondern die salafistis­che Szene im Blick hat und bereit ist, mit der ganzen Härte des Gesetzes gegen Radikale vorzugehen. Die Religionsf­reiheit ist kein Frei- brief für terroristi­sche Aktivitäte­n. Wer den Boden des Grundgeset­zes verlässt, zu Gewalt aufruft oder eine Terrororga­nisation unterstütz­t, ist ein Straftäter – und wird auch wie ein Straftäter behandelt.

Das konsequent­e Auftreten des Rechtsstaa­tes ist ein Signal an alle friedferti­gen Muslime. Es zeigt, wo die rote Linie verläuft, die nicht überschrit­ten werden darf. Auch sie sollten sich daher klar und entschiede­n von Vereinen wie „Fussilet 33“distanzier­en.

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