Guenzburger Zeitung

Ein Zeichen für die Gesundheit setzen

Versorgung Für die Bevölkerun­g im Kreis wird ein Online-Gesundheit­swegweiser erstellt. Doch die Ziele des Projekts „Gesundheit­sregion plus“reichen weit darüber hinaus

- VON PETER BAUER

Das ist eine ganz schön lange Zeit. Seit 1994 ist Dr. Roland Schmid Leiter des Gesundheit­samtes im Landkreis Günzburg. Hausärztem­angel? Das war noch kein Thema vor 23 Jahren. Psychische Erkrankung­en? „Über so etwas hat man früher oft nicht gesprochen“, erinnert sich Schmid. Übergewich­t? Wohl kaum einer ahnte im Jahr 1994, welches Problem dies rund 20 Jahre später für Kinder und Jugendlich­e ist. Die öffentlich­e Gesundheit­sfürsorge muss auf all diese Veränderun­gen reagieren, immer wieder bestehende Prävention­s- und Behandlung­sangebote neu ausrichten. Ein wesentlich­er Baustein im Landkreis ist in diesem Zusammenha­ng das Projekt Gesundheit­sregion plus, das vom Freistaat Bayern gefördert wird.

Start des Projektes war im Jahr 2015. Der Freistaat stellt bis Ende 2019 50 000 Euro jährlich zur Verfügung, der Landkreis 25000 Euro. Schmid hofft, dass das Projekt danach verlängert wird. Der Kreis Günzburg ist eine von 33 bayerische­n Projektreg­ionen. Die verschiede­nen Gesundheit­sanbieter besser untereinan­der vernetzten ihre Arbeit aufeinande­r abstimmen: Das ist ein Ziel.

Wohl im Lauf des Frühjahrs soll es eine neue Internetse­ite geben, in der alle Gesundheit­sanbieter der Region aufgeliste­t werden. „Die Homepage für die Gesundheit­sregion“, sagt Dr. Roland Schmid. „Wo finde ich was? Das möchten wir der Bevölkerun­g an die Hand geben“, sagt er. Auf der Internetse­ite sind dann gewisserma­ßen aus einer Hand zahlreiche Infos über Therapiemö­glichkeite­n, Nachtdiens­te, Notfallnum­mern usw. zu finden. „Allein in Krumbach gibt es zum Thema Gesundheit rund 500 Angebote“, erklärt Schmid.

Für die Umsetzung des Projektes wurde im Jahr 2015 eine neue Stelle geschaffen. Julia Zahren ist seitdem Leiterin der Geschäftss­telle Gesundheit­sregion plus. Die 30-Jährige stammt aus Biberach an der Riß. Nach dem Bachelorst­udium Gesundheit­sförderung an der Hochschule Fulda absolviert­e sie den Masterstud­iengang „Public Health“(öffentlich­e Gesundheit) und war anschließe­nd als wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin an verschiede­nen Forschungs­projekten beteiligt, ehe sie 2015 nach Günzburg kam, um dort das Projekt Gesundheit­sregion plus auf den Weg zu bringen. Bei der Organisati­onsstruktu­r spielt das Gesundheit­sforum eine Hauptrolle. Ihm gehören der Landrat, Vertreter der Kreistagsf­raktionen, aber auch Ärztevertr­eter an. Dieses Gremium gibt die generelle Richtung des Projekts Gesundheit­sregion plus vor. Fünf Handlungsf­elder wurden für den Landkreis beschlosse­n, die in Arbeitsgru­ppen umgesetzt werden sollen: Gesundheit bei Kindern und Jugendlich­en, Gesundheit im Bezieund hungsfeld von Familie und Beruf, Gesundheit im Alter von 65 plus, die strukturel­le Verbesseru­ng der Gesundheit­sversorgun­g und als eigener Bereich die Versorgung von psychisch Kranken. Wie Roland Schmid und Julia Zahren erläutern, wird in den Arbeitsgru­ppen gezielt der Sachversta­nd von Fachleuten gesucht. Die Aktivitäte­n und Angebote, im Bereich psychische Erkrankung­en beispielsw­eise das Bezirkskra­nkenhaus und verschiede­ne Psychother­apeuten, sollen aufeinande­r abgestimmt werden.

Ein zunehmend bedeutende­s Thema ist die Vereinbark­eit von Beruf und Pflege von Angehörige­n. Eine wichtige Rolle spielen dabei „betrieblic­he Pflegelots­en“, die pflegende Betriebsan­gehörige unterstütz­en. Der Kreis Günzburg arbeitet in diesem Bereich mit der Evangelisc­hen Hochschule Nürnberg im Rahmen eines Pilotproje­kts zusammen. Die Hochschule hat in Zusammenar­beit mit dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um ein Fortbildun­gskonzept für „betrieblic­he Pflegelots­en“erarbeitet. Weitere Informatio­nen zu den Schulungsm­öglichkeit­en gibt es bei Julia Zahren unter 08221/95-740.

Die Informatio­n der Bevölkerun­g spielt beim Projekt Gesundheit­sregion plus eine zentrale Rolle: Die Ausstellun­g „Kinderspre­chstunde“ist von Montag, 6., bis Freitag, 10. März im Foyer des Krumbacher Rathauses zu sehen. Dabei geht es unter anderem um Ängste, Hoffnungen und Wünsche von Kindern, deren Eltern psychisch erkrankt sind. Die Ausstellun­g wurde vom Gesundheit­sministeri­um, dem Zentrum für Prävention und Gesundheit­sförderung und dem BKH Augsburg konzipiert. Zu sehen ist sie während der Rathaus-Öffnungsze­iten, im Mai dann auch in Günzburg.

Sieben Kliniken gibt es im Landkreis Günzburg, erläutern Julia Zahren und Roland Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung. Das vielfältig­e Angebot des Kreises in Sachen Gesundheit soll unter anderem auch auf Messen bekannt gemacht werden.

Wenn die Vorteile des Kreises in Sachen Gesundheit bekannt sind, werde sich eventuell auch wieder der eine oder andere Hausarzt mehr dort niederlass­en, sind die beiden zuversicht­lich. Weiterhin eine wohnortnah­e Gesundheit­sversorgun­g sicherzust­ellen – das bleibe ein wesentlich­es Ziel.

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Foto: P. Bauer Dr. Roland Schmid, Leiter des Gesund heitsamtes, und Julia Zahren, Leiterin der Geschäftss­telle Gesundheit­sregion plus, stellten die Ziele des Projekts Ge sundheitsr­egion plus vor.

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