Ein Zeichen für die Gesundheit setzen
Versorgung Für die Bevölkerung im Kreis wird ein Online-Gesundheitswegweiser erstellt. Doch die Ziele des Projekts „Gesundheitsregion plus“reichen weit darüber hinaus
Das ist eine ganz schön lange Zeit. Seit 1994 ist Dr. Roland Schmid Leiter des Gesundheitsamtes im Landkreis Günzburg. Hausärztemangel? Das war noch kein Thema vor 23 Jahren. Psychische Erkrankungen? „Über so etwas hat man früher oft nicht gesprochen“, erinnert sich Schmid. Übergewicht? Wohl kaum einer ahnte im Jahr 1994, welches Problem dies rund 20 Jahre später für Kinder und Jugendliche ist. Die öffentliche Gesundheitsfürsorge muss auf all diese Veränderungen reagieren, immer wieder bestehende Präventions- und Behandlungsangebote neu ausrichten. Ein wesentlicher Baustein im Landkreis ist in diesem Zusammenhang das Projekt Gesundheitsregion plus, das vom Freistaat Bayern gefördert wird.
Start des Projektes war im Jahr 2015. Der Freistaat stellt bis Ende 2019 50 000 Euro jährlich zur Verfügung, der Landkreis 25000 Euro. Schmid hofft, dass das Projekt danach verlängert wird. Der Kreis Günzburg ist eine von 33 bayerischen Projektregionen. Die verschiedenen Gesundheitsanbieter besser untereinander vernetzten ihre Arbeit aufeinander abstimmen: Das ist ein Ziel.
Wohl im Lauf des Frühjahrs soll es eine neue Internetseite geben, in der alle Gesundheitsanbieter der Region aufgelistet werden. „Die Homepage für die Gesundheitsregion“, sagt Dr. Roland Schmid. „Wo finde ich was? Das möchten wir der Bevölkerung an die Hand geben“, sagt er. Auf der Internetseite sind dann gewissermaßen aus einer Hand zahlreiche Infos über Therapiemöglichkeiten, Nachtdienste, Notfallnummern usw. zu finden. „Allein in Krumbach gibt es zum Thema Gesundheit rund 500 Angebote“, erklärt Schmid.
Für die Umsetzung des Projektes wurde im Jahr 2015 eine neue Stelle geschaffen. Julia Zahren ist seitdem Leiterin der Geschäftsstelle Gesundheitsregion plus. Die 30-Jährige stammt aus Biberach an der Riß. Nach dem Bachelorstudium Gesundheitsförderung an der Hochschule Fulda absolvierte sie den Masterstudiengang „Public Health“(öffentliche Gesundheit) und war anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin an verschiedenen Forschungsprojekten beteiligt, ehe sie 2015 nach Günzburg kam, um dort das Projekt Gesundheitsregion plus auf den Weg zu bringen. Bei der Organisationsstruktur spielt das Gesundheitsforum eine Hauptrolle. Ihm gehören der Landrat, Vertreter der Kreistagsfraktionen, aber auch Ärztevertreter an. Dieses Gremium gibt die generelle Richtung des Projekts Gesundheitsregion plus vor. Fünf Handlungsfelder wurden für den Landkreis beschlossen, die in Arbeitsgruppen umgesetzt werden sollen: Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen, Gesundheit im Bezieund hungsfeld von Familie und Beruf, Gesundheit im Alter von 65 plus, die strukturelle Verbesserung der Gesundheitsversorgung und als eigener Bereich die Versorgung von psychisch Kranken. Wie Roland Schmid und Julia Zahren erläutern, wird in den Arbeitsgruppen gezielt der Sachverstand von Fachleuten gesucht. Die Aktivitäten und Angebote, im Bereich psychische Erkrankungen beispielsweise das Bezirkskrankenhaus und verschiedene Psychotherapeuten, sollen aufeinander abgestimmt werden.
Ein zunehmend bedeutendes Thema ist die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege von Angehörigen. Eine wichtige Rolle spielen dabei „betriebliche Pflegelotsen“, die pflegende Betriebsangehörige unterstützen. Der Kreis Günzburg arbeitet in diesem Bereich mit der Evangelischen Hochschule Nürnberg im Rahmen eines Pilotprojekts zusammen. Die Hochschule hat in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Gesundheitsministerium ein Fortbildungskonzept für „betriebliche Pflegelotsen“erarbeitet. Weitere Informationen zu den Schulungsmöglichkeiten gibt es bei Julia Zahren unter 08221/95-740.
Die Information der Bevölkerung spielt beim Projekt Gesundheitsregion plus eine zentrale Rolle: Die Ausstellung „Kindersprechstunde“ist von Montag, 6., bis Freitag, 10. März im Foyer des Krumbacher Rathauses zu sehen. Dabei geht es unter anderem um Ängste, Hoffnungen und Wünsche von Kindern, deren Eltern psychisch erkrankt sind. Die Ausstellung wurde vom Gesundheitsministerium, dem Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung und dem BKH Augsburg konzipiert. Zu sehen ist sie während der Rathaus-Öffnungszeiten, im Mai dann auch in Günzburg.
Sieben Kliniken gibt es im Landkreis Günzburg, erläutern Julia Zahren und Roland Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung. Das vielfältige Angebot des Kreises in Sachen Gesundheit soll unter anderem auch auf Messen bekannt gemacht werden.
Wenn die Vorteile des Kreises in Sachen Gesundheit bekannt sind, werde sich eventuell auch wieder der eine oder andere Hausarzt mehr dort niederlassen, sind die beiden zuversichtlich. Weiterhin eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung sicherzustellen – das bleibe ein wesentliches Ziel.