Keiner soll mehr abseits stehen
Neues Spiel Der Fußball will seine bekannteste Regel abschaffen
Fußball ist ein einfaches Spiel. Ball, rund, muss in Tor, eckig. Darüber hinaus gelten die Regeln für soziales Zusammenleben. Einziger Unterschied zum Leben draußen: die Abseitsregel. Wer sie kennt, gilt als Fußball-Experte. Wer nicht, hat in bestimmten Kreisen keine Daseinsberechtigung. Jahrzehntelang haben Männer versucht, ihren Frauen zu erklären, warum das Männchen an der Seitenlinie plötzlich sein Fähnlein hebt. Also haben sie die Mensch-ärgeredich-nicht-Figuren wieder und wieder über den Küchentisch geschoben, bis klar war, dass ein Stürmer, der im Moment des Zuspiels dem gegnerischen Tor näher steht als der letzte Feldspieler der gegnerischen Mannschaft, abseits steht. Erzielt er ein Tor, zählt es nicht, vorausgesetzt, der Schiedsrichter hat den Verstoß bemerkt. Wenn nicht, folgen daraus abendfüllende Gespräche. Damit soll nun Schluss sein. All die Zeit, die wir in unsere Frau investiert haben, die liebenswerterweise so tut, als würde sie sich für Fußball interessieren – für die Katz. Der Fußball will die Regel abschaffen. Sie lege dem Spiel Ketten an. Ohne sie sei es freier. Mehr Action, mehr Tore und mehr Geld. Das liegt im Trend. Zuletzt hat der Weltverband Fifa beschlossen, die WM auf 42 Teams aufzublasen. Marco van Basten ist FifaDirektor. Er hat den Ball ins Rollen gebracht. Der deutsche Teammanager Oliver Bierhoff hat ihn nun aufgenommen. Beide wollen die Regel abschaffen. Als ehemalige Stürmer waren sie natürliche Abseits-Feinde.
Die Hoffnung der Abseits-Anhänger, die in der Regel ein strategisches Mittel sehen, ruht auf acht alten Männern. Das Fifa-Gremium entscheidet, ob zukünftig noch jemand abseits läuft oder jeder rennen darf, wohin er will.