Fillon Affäre: Justiz macht Ernst
Frankreich Der Konservative will trotz Strafverfahrens nicht aufgeben
Würde er durchhalten oder seine Kandidatur zurückziehen? Alle Szenarien schienen denkbar, nachdem der Republikaner François Fillon gestern Mittag kurzfristig eine Pressekonferenz anberaumt hatte. Am Morgen war durchgesickert, dass ihn die Untersuchungsrichter wegen des Verdachts einer mutmaßlichen Scheinbeschäftigung seiner Frau Penelope am 15. März vorladen werde, um ein formelles Strafverfahren einzuleiten.
Eigentlich hatte der 62-Jährige einen Besuch bei der Pariser Landwirtschaftsmesse geplant. Durch den überraschenden Terminwechsel standen zwei Monate vor der Wahl alle Anzeichen auf eine neuerliche dramatische Wende der Präsidentschaftskampagne. Als er dann endlich mit einer halben Stunde Verspätung vor die nervöse Presse trat, gab sich Fillon kämpferisch – und wählte harte Worte. Es handle sich um einen „politischen Mord“, sagte er. „Man ermordet nicht nur mich, sondern die Präsidentenwahl.“Von Anfang an ziele die Untersuchung darauf ab, ihn zu belasten; vertrauliche Elemente würden sofort an die Presse weitergegeben. Die Geschwindigkeit, mit der es zum Strafverfahren komme, sieht der Konservative in einem Zusammenhang mit dem Wahlkalender. Dabei habe er keine öffentlichen Gelder veruntreut, versicherte Fillon, der als Abgeordneter seiner Frau und zweien seiner Kinder üppige Honorare als parlamentarische Assistenten bezahlt hatte, ohne greifbare Beweise für ihre angebliche Tätigkeit liefern zu können. Fillon hatte sich bei den parteiinternen Vorwahlen als Saubermann gegenüber Ex-Präsident Nicolas Sarkozy profiliert. Dieser ist in mehrere Betrugs- und Korruptionsaffären verstrickt.
In den Umfragen haben die Vorwürfe Fillon schwer geschadet. Nach derzeitigem Stand liegt er nur noch auf dem dritten Platz hinter Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem Sozialliberalen Emmanuel Macron und könnte demnach die Stichwahl am 7. Mai verfehlen. Während Macron Fillon ermahnte, nicht den „Realitätssinn“zu verlieren, beklagte der sozialistische Kandidat Benoît Hamon dessen Worte, die „von einer unglaublichen Brutalität gegenüber der Justiz“seien. Fillon aber wollte seine Unbeirrbarkeit unter Beweis stellen: Am Nachmittag besuchte er schließlich doch noch die Landwirtschaftsmesse.