Er sorgt für ein überwältigendes Klangerlebnis
Elektrotechnik Warum Martin Wieland mit seinen Lautsprechern weltweit punktet
Martin Wieland ist ein begnadeter Musiker, Kopf der Band Jazz up. Und gelernter Elektrotechniker. „Musik und deren Wiedergabe haben mich schon früh interessiert“, erklärt der 64-Jährige. Was macht man mit dieser Kombination beruflich? Man erfindet, entwickelt und optimiert Lautsprecher, Verstärker und Equalizer. Zunächst hat Wieland für eine große Firma gearbeitet und dabei Bahnbrechendes wie den indirekten Lautsprecher ausgetüftelt. Später in einem Dreier-Team, zuletzt als Selbstständiger war und ist der Oxenbronner gut im Geschäft. In Fachkreisen hat sein Name einen mehr als nur guten Klang.
Lautsprecher sind für uns eine Selbstverständlichkeit. In vielen Geräten sind sie enthalten, allerorten werden wir – oft genug auch unfreiwillig – von ihnen beschallt. Ein Hexenwerk scheinen sie also nicht zu sein. Martin Wieland kramt ein Fachbuch hervor. Von vorne bis hinten enthält es hoch komplexe mathematische und physikalische Formeln. Der Laie versteht noch nicht einmal Bahnhof. Was er versteht: Lautsprecher sind eine Wissenschaft für sich. Vor allem, wenn sie den Ansprüchen von Martin Wieland genügen sollen.
Eine derart hochwertige Anlage steht im Wohnzimmer der Familie. Es handelt sich um zwei indirekte Lautsprecher. Martin Wieland legt eine CD mit Werken von Johann Sebastian Bach auf. Das Klangerlebnis ist überwältigend. Grandioser kann es auch in einem Kirchenraum oder im Konzertsaal nicht klingen. Wieland hat die indirekten Lautsprecher 1984 erfunden, seinerzeit noch als Fertigungsleiter bei der Türkheimer Firma Schneider, dem damaligen Marktführer in Deutschland. Die Chefs hatten das Potenzial der Lautsprecher nicht erkannt, es wurde niemals patentiert. Das Geschäft machten jene, die Wielands Erfindung abgekupfert haben.
In den 1990er Jahren kam Schneider immer mehr ins Schlingern, mit zwei Kollegen hat Wieland deshalb 1996 eine eigene Firma gegründet. Ein großer Auftraggeber war der damalige Südwestfunk, der seine gesamten Lautsprecher bei dem kleinen Günzburger Betrieb bestellte. Der Erfolg riss auch nicht ab, als Wieland zum Ein-Mann-Betrieb mutierte.
Einer der weltweit größten Hersteller von Spielgeräten hat seinen Sitz im österreichischen Gumpoldskirchen. Auch in Spielgeräten und Spielautomaten sind Lautsprecher eingebaut. Den Chefs war der Name Wieland zu Ohren gekommen. Er wurde eingeladen, seine jüngste Entwicklung zu präsentieren – ein Lautsprecher, der selbst die Kratzer auf alten Schallplatten noch herausfiltert. Nicht ganz billig. Trotzdem bekam Wieland den Zuschlag. Auch für ein Hotel in Dubai hat er die Lautsprecher geliefert. Kleinere Bestellungen fertigt Wieland selbst, größere Aufträge lässt er bei der Gundelfinger Firma HKM herstellen.
Schlagzeuger bei Jazz up ist Andreas Wieland. Vater und Sohn hätten das Talent und das Können, als Profi-Musiker zu arbeiten. „Einen Plattenvertrag zu bekommen, von dem man leben kann, ist wie ein Sechser im Lotto“, erklärt Martin Wieland. So geht auch der Sohn einem anderen Beruf nach, als Physiotherapeut in eigener Praxis in Bühl.
Dort steht eine Liege, die Martin Wieland ebenfalls entwickelt hat. Am Kopfende sind zwei Lautsprecher angebracht. Sie filtern die Bässe aus der Musik heraus und leiten sie in Form von Vibrationen in den Körper. Zusammen mit Lichteffekten führen sie zu völliger Entspannung. Zunächst skeptische Tester wollten die Liege kaum mehr verlassen, versichert der Erfinder.
Ein momentanes Spezialgebiet von Martin Wieland ist es, Lautsprecher und Verstärker aus alten Zeiten zu optimieren. „Diese Röhrengeräte haben einen besonderen Reiz“. Und nebenbei baut er E-Bassgitarren. „Aus heimischer Kirsche.“
In der Elektronikbranche sei es wie beim Essen, ist Hobbykoch Wieland überzeugt: „Die Qualität wird seltener.“Er schwimmt gegen diesen Strom.