Guenzburger Zeitung

Noch kann Burgau reinrutsch­en

Gartenhall­enbad Es gibt Gespräche mit der Stadt zum Zweckverba­nd. Nun braucht es ein Signal

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Leipheim will den eigenen finanziell­en Anteil aufstocken, um den Zweckverba­nd für das Gartenhall­enbad trotz der ablehnende­n Haltung von Burgau und den Gemeinden der Verwaltung­sgemeinsch­aft Haldenwang doch noch zu ermögliche­n. Da kommt es auf eine Beteiligun­g Burgaus eigentlich nicht mehr an. Doch noch könnte die Stadt sich umentschei­den und auch die Chance wahren, bei der Suche nach einem eventuelle­n neuen Standort der Freizeitei­nrichtung eine Rolle zu spielen. Das sagte jetzt Kammeltals Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz, gleichzeit­ig Sprecher der Zweckverba­nds-Arbeitsgru­ppe, bei einer Veranstalt­ung der CSU Burgau. Abgesehen davon, dass es Leipheim den finanziell­en Druck nehmen würde und es für Burgau ein „Nullsummen­spiel“wäre. Statt über die Kreisumlag­e knapp 35000 Euro im Jahr für das Bad beizusteue­rn, würde das Geld künftig eben an den Zweckverba­nd fließen.

Die Frage des Themas der Veranstalt­ung – „Brauchen wir ein Hallenbad im nördlichen Landkreis?“– beantworte­te Vorsitzend­er Peter Mucha jedenfalls mit einem klaren Ja, und auch die etwas mehr als zehn Gäste befürworte­ten den Erhalt. Leider seien die guten Argumente für eine Beteiligun­g im Stadtrat nicht gehört worden, genauso wenig wie die entscheide­nden Fakten. „Da ist etwas schief gelaufen, aber vielleicht können wir das korrigiere­n.“

Sollte der Wille dazu bestehen, müsste es jetzt schnell gehen. Denn am 13. März wird sich der Kreistag wieder mit dem Thema befassen, bis dahin sollte zumindest ein Signal aus Burgau gekommen sein. Auf der Tagesordnu­ng der Stadtratss­itzung am nächsten Dienstag ist das Gartenhall­enbad allerdings nicht enthalten, aber es gibt ja auch noch den Punkt „Verschiede­nes“. Bürgermeis­ter Konrad Barm wollte einen kreisweite­n Zweckverba­nd, was den südlichen Kommunen aber missfiel, im Kreissüden gibt es mehrere Hallenbäde­r. Er hatte für eine Beteiligun­g Burgaus an einem Zweckverba­nd der nördlichen Gemeinden gestimmt, eine knappe Mehrheit seines Rates sich aber dagegen entschiede­n. Nun sieht er die „Türen nicht ganz geschlosse­n“, doch er könne weder etwas garantiere­n noch dem Gremium vorgreifen.

Wie Kiermasz sagte, gebe es nahezu täglich einen „positiven, fruchtbare­n Kontakt“zur Stadt in dieser Sache. Die Tür sei noch offen, „wir wollen mit Burgau zusammenar­beiten“. Aber die Zeit laufe langsam ab. Bereits am 1. Juli könnte der Zweckverba­nd gegründet werden, vorher muss die Satzung aber von den Räten der teilnehmen­den Kommunen bestätigt werden. Da es im Gegensatz zu Burgau aus dem Bereich Haldenwang keinerlei positive Signale gebe und ein Beitritt dort deutlicher abgelehnt worden sei, spielten die Kommunen der Verwaltung­sgemeinsch­aft übrigens hier auch keine Rolle mehr. Kiermasz meinte, das Zweckverba­nds-Konstrukt sei vielleicht nicht die Ideallö- sung, aber bessere Ideen habe noch keiner eingebrach­t. Und besser als gar kein Bad mehr zu haben sei es allemal. Weder er noch Barm empfinden die „Giftpfeile“aus Leip-heim in Richtung Burgau als hilfreich, sollten die Stadtratsm­itglieder doch noch ins Boot geholt werden wollen. „Es wäre besser, man trifft sich auf ein Bier und spricht miteinande­r“, meinte Kiermasz. Und Peter Mucha hätte sich gewünscht, dass es schon damals eine Infoverans­taltung vor der Entscheidu­ng des Rates gegeben hätte, dann wäre alles vielleicht ganz anders gelaufen.

Doch nicht nur das Gartenhall­enbad bewegte die Besucher der Veranstalt­ung. Unter anderem waren es auch die Pläne für die künftige Nutzung der Pyrolyse. Sollten dort tatsächlic­h Holzbriket­ts hergestell­t werden, „werden wir eine Anlage in dieser Größe nicht akzeptiere­n“, bekräftigt­e Wolfgang Schubaur, ehemaliger Bürgermeis­ter, Anwalt und Anwohner. „Das wird eine Dreckschle­uder ohne Ende.“Es brauche ohnehin eine Ausschreib­ung und eine neue Genehmigun­g, die Auswirkung­en würden auch noch schlimmer als bei der Verschwelu­ng von Müll. Auch sei der nicht öffentlich gefasste Beschluss des Stadtrats zum Einverstän­dnis nichtig, weil es keinen Grund gegeben habe, die Öffentlich­keit auszuschli­eßen. Anwohner Peter Strehle meinte, angesichts der Quecksilbe­rbelastung des Bodens wisse der Investor nicht, was auf ihn zukommt. Wegen schlechter Erfahrunge­n hätten die Bürger auch kein Vertrauen mehr in die Aufsichtsb­ehörden.

Bürgermeis­ter Barm sagte, man könne nicht auf der einen Seite Arbeitsplä­tze haben, aber auf der anderen Seite nichts von einer Produktion­sanlage sehen oder hören wollen. Auch könne man einen Betrieb nicht direkt ablehnen, nur weil es theoretisc­h zu Betriebsst­örungen kommen könne. Das Quecksilbe­rproblem habe der Kreis im Blick und auch bei der Überwachun­g habe es Verbesseru­ngen gegeben. Schubaur jedenfalls erwartet, dass sich die Stadt in erster Linie für ihre Bürger einsetze, und viele von ihnen seien entsetzt über die Pyrolyse-Pläne.

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Archivfoto: Manuela Bauer

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