Bubesheim Krimi entstand auf dem Spielplatz
Verkaufsstart Sonja Radinger lässt ihre Heimat-Gemeinde zum Tatort für einen grusligen Mord werden. Das Hörbuch „In der Erinnerung“gibt es nun zu kaufen. 30 Sprecher haben daran mitgewirkt
Die Gemeinde Bubesheim als Tatort für einen gruseligen Mord? Genau das ist im frisch gepressten Hörbuch „In der Erinnerung“der Fall. Autorin Sonja Radinger, bekannt durch den Kinofilm „Bubesheim – Der Film“und das Wintertheater Bubesheim, hat sich mit ihrem Hörbuch-Erstling ein neues Genre ausgewählt.
Die ersten Zeilen entstanden 2015 in Italien auf dem Campingplatz, die meisten aber mit dem Laptop auf den Knien am Bubesheimer Spielplatz der Unteren Lache – die Kinder immer im Blick. „Man muss eh aufpassen, dass sich die Kinder nicht umbringen, da kann man dann schon über Mordermittlungen schreiben“, erklärt die dreifache Mutter und lacht wie so oft ihr mitreißendes Lachen.
Der Mord an dem alten Kirchhauser-Bauern, der mit Schaum vor dem Mund tot in der Badewanne aufgefunden wird, stand am Anfang gar nicht so im Fokus. Sonja Radinger erzählt: „Die Einsamkeit im Alter, vermeintliche Schrullen, die nur deshalb entstehen, weil man im Lauf des Lebens um ein paar Zentimeter am Glück vorbeischrammte, das wollte ich verarbeiten.“Herausgekommen ist ein flott erzählter, spannender Bubesheim-Krimi, mit der ermittelnden Kommissarin Sofie Diekmann, die von Sonja Radinger auch gesprochen wird. Gänsehaut können die von Karl Jordan gelesenen und mit Musik von Peter Kaufmann unterlegten Erinnerungen des toten Kirchhauser verursachen. Es gibt Szenen in der Dorfkneipe Grüner Baum, den es tatsächlich einmal gab, im Pralinenladen und einer Bäckerei. Der Bürgermeister und die Rathausverwaltung kommen vor, die Kommissarin wird beim Redakteur Andres in der Günzburger Zeitung vorstellig.
Reales mischt sich mit Ausgedachtem. Doch Sonja Radinger betont: „Handlung und Charaktere sind frei erfunden.“Nicht fehlen durfte im Bubesheim-Krimi die im Zuge der beiden Bürgerbegehren ganz reale Diskussion um das geplante Dampfturbinenkraftwerk, ob es kommt oder nicht, auch im Krimi offen. Das Ermittlerteam mit Kommissarin Diekmann, ihren beiden Kollegen Berchtold (Philip Wiedenmann) und Schmalberger (Andreas Trapp) sowie Polizeiinspektionsleiter Hötzel (Roman Gepperth) lassen eine Fortsetzung denkbar erscheinen. Warum es ab sofort in der Buchhandlung Hutter das Hörbuch ohne zugrunde liegendes Buch zum Preis von 10 Euro zu kaufen gibt? „Vielleicht weil ich die Möglichkeit und die technische Ausstattung für ein Hörbuch bei Peter Kaufmann hatte. Und weil so viele Menschen bereit waren, mitzumachen“, sucht Sonja Radinger nach Gründen.
Die lange Liste der knapp 30 Sprecher hat es in sich. Schauspieler wie Yasemin Kont oder Helmut Kircher sagten ohne Zögern zu, die Familie mit Ehemann Bernd, Schwester Ines, Eltern Heidi und Johann Ortlieb, Großmutter Maria Metz ist dabei. Die Kötzer Standesbeamtin Petra Stanger spricht auch die Standesbeamtin. Dem Erzähler und Sprecher mehrerer kleiner Nebenrollen leiht Johannes Keller seine beim Radio ausgebildete Stimme. Gerne stellt Bubesheims Filmmableibt cher Peter Kaufmann Radinger, die im Landratsamt arbeitet und ihre erste Wahlperiode als Bubesheimer Gemeinderätin leistet, sein Tonstudio zur Verfügung. Gemeinsam puzzeln sie die vielen einzelnen Einspielungen zu drei CDs mit dreieinhalb Stunden Hörzeit zusammen.
Im Januar 2016 waren die ersten Dialoge auf der Tonspur gespeichert. „Es machte einfach Spaß, vor allem die Situationskomik bei den Ausrufen“, erinnert sich Sonja Radinger. Das Hörerlebnis der passend zu den Charakteren gut ausgewählten Stimmen und technisch hervorragenden Einspielung wird gesteigert durch die Musikpassagen. Musiker Dominik Wiedenmann, in der Region als Mitglied von Jazz-up bekannt, an Hammond-Orgel und Klavier, sein Bruder Philip am Cajón und Peter Kaufmann am Klavier sorgen für coolen Sound. Dominik Wiedenmanns Bu(besheim)-Boogie schafft gedanklichen Platz für die Ortswechsel. Titelmusik und Tagebuch-Hintergrundmusik schrieb Peter Kaufmann, Kinobesucher von „Bubesheim – Der Film“erkennen Parallelen des Filmmachers. Der Günzburger Maler Andreas Trapp verlieh nicht nur dem Polizisten Schmalberger eine schwäbische Note, sondern malte das Bild auf dem Cover. Den Bubesheimer Kirchturm sucht man dort vergebens. Der Regionalkrimi ist als solcher nicht zu erkennen. Sonja Radinger: „Er könnte in jedem Dorf spielen.“Ab heute liegt die erste Pressung des Hörbuchs mit einer Auflage von 100 Stück zum Verkauf bereit. Eine gewisse schwäbische Vorsichtigkeit erdet selbst eine Powerfrau wie Sonja Radinger. Man darf auf das nächste Projekt gespannt sein.