Unfallserie mit Toten und langen Staus
Verkehr Bei Leipheim sterben auf der A 8 zwei Menschen. Bei Burgau prallt ein Sattelzug in einen anderen Lastwagen. Und dann kracht es erneut. Die Rettungskräfte sind im Dauereinsatz
Leipheim Für die Autobahnpolizei Günzburg ist es ein „ganz bitterer Wochenanfang“gewesen. Ihr Leiter Werner Schedel sprach von einem „schwarzen Montag“. Begonnen hatte es am frühen Morgen mit einem schweren Unfall bei Leipheim, bei dem zwei junge Menschen starben. In der Folge passierten jeweils am Stauende noch zwei weitere schwere Auffahrunfälle. Die Autobahn in Richtung Stuttgart war für mehrere Stunden auf verschiedenen Streckenabschnitten gesperrt.
Der erste Unfall ereignete sich gegen sieben Uhr morgens kurz vor Leipheim. Eine 31-jährige Rumänin und ihr Begleiter, zu dessen Alter und Nationalität die Polizei noch keine genauen Angaben machen konnte, hatten wegen einer Reifenpanne auf dem Seitenstreifen gehalten. Laut Schedel war der linke Hinterreifen geplatzt, den der Mann an Ort und Stelle wechseln wollte. Dabei hätten vermutlich weder er noch seine Begleiterin Warnwesten getragen, auch sei kein Warnblinker eingeschaltet oder ein Warndreieck aufgestellt gewesen. Wie Schedel weiter sagt, war der Mann dabei, den Ersatzreifen zu montieren, als ein Sattelzug das Fahrzeug streifte und die beiden Personen frontal erfasste. Ein Zeuge habe beobachtet, dass der Lastwagen vor ihm plötzlich nach rechts abgedriftet sei. Warum der Lkw-Fahrer auf den Seitenstreifen geriet, ist ungeklärt. Die junge Frau und ihr Begleiter waren sofort tot. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde ein Gutachter bestellt. Bis kurz vor zwölf Uhr musste die Strecke zwischen Günzburg und Leipheim für den Verkehr gesperrt werden.
Die Autobahn war noch nicht freigegeben, da passierte gegen 10.45 Uhr ein zweiter Unfall. Ein Sattelzug, der drei fabrikneue Zugmaschinen geladen hatte, übersah kurz hinter der Anschlussstelle Burgau das Stauende und prallte auf einen Lastwagen. Dabei riss das Führerhaus ab und schleuderte auf den linken Fahrstreifen. Der 40 Jahre alte Fahrer hatte Schedel zufolge Glück, er kam mit mittelschweren Verletzungen in eine Klinik. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der davor stehende Sattelschlepper auf einen weiteren Lastwagen geschoben. Den Schaden schätzt Schedel auf mehr als 200 000 Euro. Auch hier musste die Autobahn bis etwa 15 Uhr gesperrt werden. Kurz nach 14 Uhr krachte es erneut: Ein Transporter, der acht neue Autos geladen hatte, streifte am Stauende zwischen Zusmarshausen und Burgau ein Auto sowie einen Silo-Lastwagen. Dessen Behälter riss und eine Tonne Körnermais ergoss sich auf die A 8.
Trotz der Tragik arbeiteten die Feuerwehren die Einsätze routiniert ab, sagte Günzburgs Kommandant Christian Eisele. Allerdings gab es schon beim ersten Unfall das bekannte Problem: Die Verkehrsteilnehmer hatten keine funktionierende Rettungsgasse gebildet. „Das erste Fahrzeug fährt durch, dann wird die Gasse geschlossen, und das zweite Einsatzfahrzeug muss sich wieder den Weg bahnen. Wir mussten stark runterbremsen. Das ist ärgerlich.“Zumindest kamen die Fahrzeuge bis zur Unfallstelle. Die Einsatzkräfte mussten nicht mehrere Kilometer dorthin laufen, wie es erst vor wenigen Tagen auf der A7 bei Kassel der Fall gewesen war.
Insgesamt waren beim ersten Unfall am Montag 30 Mann der Wehren aus Günzburg und Leipheim im Einsatz. Sie versuchten noch, den Insassen zu helfen, konnten aber nichts mehr für sie tun. Außerdem sicherten sie die Unfallstelle, bereiteten die Landung eines Rettungshubschraubers vor und sperrten die Günzburger Auffahrten. Die Feuerwehren Burgau und Zusmarshausen – auch von ihnen waren knapp 30 Mann im Einsatz – kümmerten sich um den zweiten Unfall. Burgaus Kommandant Hans-Peter Merz sagte, die Umleitung ab Zusmarshausen habe gut funktioniert, in Röfingen regelte die Polizei Burgau den Verkehr, in Scheppach die Feuerwehr. Die Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte und der Autobahnbetreibergesellschaft Pansuevia habe bestens funktioniert, was deren Geschäftsführer Robert Schmidt bestätigte. Acht Mitarbeiter halfen über den Tag verteilt. Beim ersten Unfall bekam auch Pansuevia zu spüren, dass die Rettungsgasse nicht funktionierte. „Die Feuerwehr hat sie für uns mit freigemacht.“Beim zweiten Unfall „ging es dann“. Beim dritten gab es laut Polizei wieder keine Rettungsgasse. Es dauerte, bis Reinigungs- und Abschleppfahrzeuge ankamen. Gegen 19 Uhr wurde die A 8 wieder freigegeben.