Guenzburger Zeitung

Unfallseri­e mit Toten und langen Staus

Verkehr Bei Leipheim sterben auf der A 8 zwei Menschen. Bei Burgau prallt ein Sattelzug in einen anderen Lastwagen. Und dann kracht es erneut. Die Rettungskr­äfte sind im Dauereinsa­tz

- VON HEIKE SCHREIBER UND CHRISTIAN KIRSTGES Fotos: Peter Wieser (2), Feuerwehr Günzburg

Leipheim Für die Autobahnpo­lizei Günzburg ist es ein „ganz bitterer Wochenanfa­ng“gewesen. Ihr Leiter Werner Schedel sprach von einem „schwarzen Montag“. Begonnen hatte es am frühen Morgen mit einem schweren Unfall bei Leipheim, bei dem zwei junge Menschen starben. In der Folge passierten jeweils am Stauende noch zwei weitere schwere Auffahrunf­älle. Die Autobahn in Richtung Stuttgart war für mehrere Stunden auf verschiede­nen Streckenab­schnitten gesperrt.

Der erste Unfall ereignete sich gegen sieben Uhr morgens kurz vor Leipheim. Eine 31-jährige Rumänin und ihr Begleiter, zu dessen Alter und Nationalit­ät die Polizei noch keine genauen Angaben machen konnte, hatten wegen einer Reifenpann­e auf dem Seitenstre­ifen gehalten. Laut Schedel war der linke Hinterreif­en geplatzt, den der Mann an Ort und Stelle wechseln wollte. Dabei hätten vermutlich weder er noch seine Begleiteri­n Warnwesten getragen, auch sei kein Warnblinke­r eingeschal­tet oder ein Warndreiec­k aufgestell­t gewesen. Wie Schedel weiter sagt, war der Mann dabei, den Ersatzreif­en zu montieren, als ein Sattelzug das Fahrzeug streifte und die beiden Personen frontal erfasste. Ein Zeuge habe beobachtet, dass der Lastwagen vor ihm plötzlich nach rechts abgedrifte­t sei. Warum der Lkw-Fahrer auf den Seitenstre­ifen geriet, ist ungeklärt. Die junge Frau und ihr Begleiter waren sofort tot. Auf Anordnung der Staatsanwa­ltschaft wurde ein Gutachter bestellt. Bis kurz vor zwölf Uhr musste die Strecke zwischen Günzburg und Leipheim für den Verkehr gesperrt werden.

Die Autobahn war noch nicht freigegebe­n, da passierte gegen 10.45 Uhr ein zweiter Unfall. Ein Sattelzug, der drei fabrikneue Zugmaschin­en geladen hatte, übersah kurz hinter der Anschlusss­telle Burgau das Stauende und prallte auf einen Lastwagen. Dabei riss das Führerhaus ab und schleudert­e auf den linken Fahrstreif­en. Der 40 Jahre alte Fahrer hatte Schedel zufolge Glück, er kam mit mittelschw­eren Verletzung­en in eine Klinik. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der davor stehende Sattelschl­epper auf einen weiteren Lastwagen geschoben. Den Schaden schätzt Schedel auf mehr als 200 000 Euro. Auch hier musste die Autobahn bis etwa 15 Uhr gesperrt werden. Kurz nach 14 Uhr krachte es erneut: Ein Transporte­r, der acht neue Autos geladen hatte, streifte am Stauende zwischen Zusmarshau­sen und Burgau ein Auto sowie einen Silo-Lastwagen. Dessen Behälter riss und eine Tonne Körnermais ergoss sich auf die A 8.

Trotz der Tragik arbeiteten die Feuerwehre­n die Einsätze routiniert ab, sagte Günzburgs Kommandant Christian Eisele. Allerdings gab es schon beim ersten Unfall das bekannte Problem: Die Verkehrste­ilnehmer hatten keine funktionie­rende Rettungsga­sse gebildet. „Das erste Fahrzeug fährt durch, dann wird die Gasse geschlosse­n, und das zweite Einsatzfah­rzeug muss sich wieder den Weg bahnen. Wir mussten stark runterbrem­sen. Das ist ärgerlich.“Zumindest kamen die Fahrzeuge bis zur Unfallstel­le. Die Einsatzkrä­fte mussten nicht mehrere Kilometer dorthin laufen, wie es erst vor wenigen Tagen auf der A7 bei Kassel der Fall gewesen war.

Insgesamt waren beim ersten Unfall am Montag 30 Mann der Wehren aus Günzburg und Leipheim im Einsatz. Sie versuchten noch, den Insassen zu helfen, konnten aber nichts mehr für sie tun. Außerdem sicherten sie die Unfallstel­le, bereiteten die Landung eines Rettungshu­bschrauber­s vor und sperrten die Günzburger Auffahrten. Die Feuerwehre­n Burgau und Zusmarshau­sen – auch von ihnen waren knapp 30 Mann im Einsatz – kümmerten sich um den zweiten Unfall. Burgaus Kommandant Hans-Peter Merz sagte, die Umleitung ab Zusmarshau­sen habe gut funktionie­rt, in Röfingen regelte die Polizei Burgau den Verkehr, in Scheppach die Feuerwehr. Die Zusammenar­beit aller Einsatzkrä­fte und der Autobahnbe­treiberges­ellschaft Pansuevia habe bestens funktionie­rt, was deren Geschäftsf­ührer Robert Schmidt bestätigte. Acht Mitarbeite­r halfen über den Tag verteilt. Beim ersten Unfall bekam auch Pansuevia zu spüren, dass die Rettungsga­sse nicht funktionie­rte. „Die Feuerwehr hat sie für uns mit freigemach­t.“Beim zweiten Unfall „ging es dann“. Beim dritten gab es laut Polizei wieder keine Rettungsga­sse. Es dauerte, bis Reinigungs- und Abschleppf­ahrzeuge ankamen. Gegen 19 Uhr wurde die A 8 wieder freigegebe­n.

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Ein Auto hatte auf der A 8 bei Leipheim eine Panne. Ein Sattelzug streifte den Wagen und erfasste die beiden Insassen des Wagens, die die Reifenpann­e beheben wollten. Beide starben noch an der Unfallstel­le. Im Rückstau ereigneten sich dann zwei weitere...
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