Guenzburger Zeitung

Vom „Hutschname­togh“und von „da Kirwa“

Jubiläum In diesem Jahr feiert die Eghalanda Gmoi z’Günzburg und Umgebung ihr 60-jähriges Bestehen. Es ist ein munterer Verein. Ihn plagen allerdings auch große Sorgen

- VON PETER WIESER

Beim „Vetta“, dem Mann, ist es der „Flodara“. Bei der „Mouhm“, der Frau, ist es das „Haibl“. Gemeint ist der Hut oder die Haube, die den Kopf bedeckt. Die Hose zieren die „Huasnoanto­utara“(Hosenantue­r), goldfarben­e, achteckige Schmuckknö­pfe, die die Hosenträge­r halten. Und die Füße stecken in den weißen „BatzerlaSt­rümpf“, die mit aufwendige­n Mustern gestrickt sind. Fesch kommen sie daher in ihrer Tracht. Im Mittelpunk­t stehen bei der Eghalanda Gmoi z’Günzburg und Umgebung die Pflege und der Erhalt des Egerländer Brauchtums. Jedoch: „Wir sind ein sterbender Verein“, sagt Adolf Stark, der „Vüarstäiha“, der Vorsitzend­e des Vereins.

Zumindest in unserer Region sei das so. Trachtentr­äger gebe es nur noch sehr wenige und die Mitglieder – die meisten von ihnen kommen aus Burgau – würden immer älter. In anderen Gmois gebe es Jüngere an der Spitze, die die Jugend nachzögen. Dennoch: „Wenn wir beinander sind, dann geht’s scho lustig zu“, meint Anita Halbritter. Alle vier bis fünf Wochen findet ein „Hutschanam­etogh“, ähnlich einem „Hoigarta“statt – immer an einem anderen Ort im Landkreis. Dann wird erzählt, natürlich im Egerländer Dialekt, gemeinsam gesungen und oft ist auch ein Akkordeon mit dabei. „Wir sind wie eine große Familie“, fügt Klara Jordan hinzu. Die Tracht und die Fröhlichke­it, vor allem aber die alten Lieder und der Egerländer Dialekt, das sei ihnen besonders wichtig. Die Eghalanda Gmoi Günzburg und Umgebung wurde am 20. Januar 1957 gegründet. Damals hatte der Verein bereits Mitglieder, wie aus der handgeschr­iebenen Chronik hervorgeht.

Nachdem das Vereinsleb­en schon nach drei Jahren wieder eingeschla­fen war, wurde die Gmoi 1977 erneut zum Leben erweckt und erlebte mit der Gründung einer Gesangsund später einer Tanzgruppe einen richtigen Aufschwung. Auf Einladung der befreundet­en Gmoi in Hofheim bei Frankfurt folgte dort der erste Auftritt. „Wir sind alle in den Hemden aufgetrete­n, weil die Jacken noch nicht fertig waren“, erzählt Adolf Stark schmunzeln­d. Bei vielen weiteren Veranstalt­ungen war die Gmoi anschließe­nd präsent. Die reichten vom Egerland-Tag in Marktredwi­tz, dem Bundestrac­htenfest in Innsbruck bis hin zum Festzug einmal beim Münchner Oktoberfes­t. Einer der Höhepunkte sei schon der Auftritt der Sängergrup­pe im Kurhaus in Bad Wörishofen ge52 wesen. Da habe es sogar eine richtige Gage gegeben, berichtet Stark weiter. 1980 gab es übrigens auch wieder die erste „Kirwa“(Kirchweih). Die wird seitdem regelmäßig jedes Jahr gefeiert. Stark erzählt, wie man anfangs noch mit der Fahne und in Tracht zum Tanz in den Saal einmarschi­ert sei und anschließe­nd „Kirwa“gefeiert habe.

Wenn auch die Aktivitäte­n inzwischen etwas nachgelass­en haben, Präsenz möchte der Verein weiterhin zeigen. Und ihr 60-jähriges Jubiläum werden die Mitglieder natürlich ebenfalls zu feiern wissen. Dieses findet am Samstag, 18. März, im Gasthof Zahler in Röfingen, zusammen mit befreundet­en Gmois aus den Nachbarlan­dkreisen, statt – natürlich wieder mit Musik und Gesang. Ungebroche­n ist auch die Reiselust: Einer der Ausflüge wird im September in die alte Heimat führen, an Orte wie Karlsbad, Marienbad und Franzensba­d. Dass es ihn bis dahin schon ein bisschen „kribbale“, will Adolf Stark nicht verleugnen. „Die Heimat ist zwar auch da, wo es einem gut geht, aber die Erinnerung­en an früher, die kann man nicht so einfach wegstecken“, sagt er. Und das mit den Nachwuchss­orgen? „Solange es geht, werden wir weitermach­en“, fügt Klara Jordan hinzu.

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Foto: Wieser

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