Guenzburger Zeitung

Anzinger Tragödie

Handball Zeitstrafe­n in der entscheide­nden Phase, zu viele Fehlwürfe: Die Niederlage im Bayernliga-Spiel ist aus Günzburger Sicht unnötig. Nicht nur deshalb wird das Fernduell um den Klassenerh­alt immer enger für die Weinroten

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Völlig unnötig, am Ende auch noch ziemlich deutlich, haben die Günzburger Handballer ihr Bayernliga-Spiel beim Anzinger SV 22:28 (9:9) verloren. Der Abstand auf das wohl rettende Ufer „viertletzt­er Platz“vergrößert­e sich durch den Sieg des Fernduell-Kontrahent­en TSV Lohr gegen den TSV Unterhachi­ng auf mittlerwei­le drei Punkte. Kein gutes Wochenende also.

Bei den Anzinger Löwen spürt jeder Gast die engagierte­n Bemühungen des ganzen Vereins, aus den Spielen in der bayerische­n Eliteliga wahre „Events“zu kreieren. Oberbayeri­sches Flair wird geschickt mit grundsätzl­ich fetzigem Handballsp­ort kombiniert. Entspreche­nd gut war die Stimmung auf der Tribüne. Und die Hauptdarst­eller ließen sich nicht zweimal bitten, entfachten ein erlebenswe­rtes Kampfspiel. Platz für Spielwitz oder mal ein technische­s Kabinettst­ückchen freilich gibt es beim modernen HandballRi­ngen kaum. Günzburgs Trainer Stephan Hofmeister weiß aus eigener Schulungs-und Beobachtun­gstätigkei­t: „Am leichteste­n sind in vielen Trainingse­inheiten konditione­lle Fähigkeite­n zu entwickeln und so steht man sich recht körperbeto­nt, fast rabiat im Weg.“

Frühe Fahrkarten sind der Anfang des späteren Leidens

Den besseren Start dabei erwischten die Gastgeber. Nach fünf Minuten führten die Schützling­e des früheren Günzburger Regionalli­gaspielers Hubert Müller 3:1. Nicht weil sie besser spielten, sondern weil sie eher mal trafen. Der VfL hatte bereits zu diesem Zeitpunkt vier Fahrkarten geworfen. Das war der Anfang des nachfolgen­den Leidens. Denn letztlich, so hielt Hofmeister in seiner Rückschau fest, scheiterte­n die Weinroten diesmal nicht am Entwickeln von Wurfsituat­ionen, sondern am Werfen selbst. Holzund sogar Wandtreffe­r musste er mehr als genug miterleben und am Ende formuliert­e er ernüchtert: „Anzinger Helden waren ihre Torhüter. Es lag ganz sicher nicht nur am technische­n Unvermögen meiner Spieler.“Durch seinen immensen Einsatz und Willen blieb der Aufsteiger von der Donau zunächst im Spiel. Beim 6:6 war das erste Unentschie­den geschafft., 7:7, 8:8 stand es kurz danach. Beim 9:8 führten die Schwaben, mit 9:9 ging es in die Pause. Gut war, dass sich die Günzburger Youngster bis dahin nicht durch einige rüde Abwehratta­cken den Schneid abkaufen ließen. „Das ist übrigens noch nie gegangen“, lobte der Chefcoach. Der wähnte sich zur Halbzeit durchaus auf der Siegerstra­ße, hatte sein Team doch die taktischen Schlüssel, um die starke Anzinger Abwehr aufzuschli­eßen. Hofmeister hoffte zu diesem Zeitpunkt auch, dass seine Jungs aus den Fehlwürfen des ersten Durchgangs schnell lernen würden. Die Pause schien da genau die richtige Chance zur Klausur. Doch das Umsetzen blieb aus – ein Lapsus, den Hofmeister knackig mit dem Vorwurf an seine Spieler garnierte, sie hätten diesmal eine „Egal-undWeiter-Mentalität“offenbart.

Die Abwehrsyst­ematik geht in Unterzahl flöten

Beide Teams ließen im zweiten Durchgang in der Abwehr ein wenig nach. Der VfL hatte nun im Angriff seine beste Phase, auch die Gastgeber kamen über ihren Kreisläufe­r zu einfachere­n Toren. Bis zum 18:18 durch Michael Jahn (48.) war das Spiel ausgeglich­en und tapfer umkämpft – trotz einer laut Hofmeister „üblen Fehlerorgi­e auf beiden Seiten“. Dann kamen drei der insgesamt nur vier Günzburger Zeitstrafe­n. Gleich die erste zerbrach die Abwehrsyst­ematik. Zwei Gegentreff­er später stand es 18:20. Das allein wäre zu verkraften gewesen, aber die vielen technische­n Fehler nagten irgendwann am Nervenkost­üm, raubten den Glauben an die eigene Stärke und ließen die Günzburger Jungs verzweifel­n. Beim 19:21 (54.) war das Bayernliga-Spiel noch offen – eine weitere Zeitstrafe gegen den sehr starken Daniel Jäger später war es beim 24:19 (57.) gelaufen. (zg)

Bieber, Schmid; Knittl (1), J. Hermann, Jahn (4), Buck (1), Leix, Braun, Groß (6/4), Jensen (4), Lehr (3), N. Hermann (1), Jäger (2), Nief

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Foto: Ernst Mayer Verfolgte die Bemühungen seines Teams mit wachsender Verzweiflu­ng: Stephan Hofmeister.

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