Guenzburger Zeitung

Zinsen rauf

Geld Die Finanzwelt blickt gebannt nach Amerika: Die US-Zentralban­k erhöht den Leitzins zum zweiten Mal. Was bedeutet das für Europa?

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Wenn die „Fed“– die US-Notenbank Federal Reserve – an den Leitzinsen dreht, hält die Finanzwelt den Atem an. Die Schwingung­en, die von Washington ausgehen, sind für die Weltwirtsc­haft enorm. Die wichtigste­n Antworten zur US-Geldpoliti­k.

Was bedeutet die US-Zinserhöhu­ng für Deutschlan­d und Europa? Hierzuland­e ist die gegenwärti­ge Nullzins-Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k vor allem wegen ihrer Wirkung auf die Sparer und Lebensvers­icherer umstritten. Die EZB ist natürlich unabhängig von der US-Notenbank. Allerdings sind die USA ein nicht zu übersehend­er Signalgebe­r. Vor allem in Deutschlan­d mehren sich die Stimmen, die fordern, dass EZB-Chef Mario Draghi nicht allzu lange abwarten solle, ebenfalls den Zins wieder zu erhöhen. Dann hätten Sparer wieder mehr von ihrem Geld, aber Immobilien­käufer müssten mehr Zinsen für ihre Hypotheken zahlen. Die Banken in der Eurozone leiden unter den niedrigen Zinsen. Allerdings ist die Wirtschaft mit der massiven Arbeitslos­igkeit in Südeuropa eigent- lich noch nicht so weit. Draghi kündigte aber erst vergangene Woche an, dass die Anleihekäu­fe der EZB zunächst weitergehe­n sollen – das Gegenteil einer Zinserhöhu­ng.

Was bedeutet die Zinserhöhu­ng für die US-Wirtschaft? Die größte Volkswirts­chaft der Welt soll mit der Zinsanhebu­ng vor dem Überhitzen bewahrt werden. Kommt Geld zu billig, also mit zu niedrigen Zinsen auf den Markt, drohen Blasen zu entstehen – etwa bei Immobilien, die künstlich immer teurer werden, weil der Markt mit billigen Krediten leergekauf­t wird. Platzt die Blase, ist der Wertverfal­l umso größer. Das will die Fed verhindern. Schließlic­h war es eine USImmobili­enblase, die 2008 in die tiefste Wirtschaft­s- und Finanzkris­e der neueren Geschichte geführt hat. „Wir erwarten, dass die Volkswirts­chaft die nächsten Jahre moderat weiter wächst“, sagte Fed-Chefin Janet Yellen.

Was bedeutet die Zinserhöhu­ng für die US-Politik? Die Verteuerun­g der Zinsen könnte den US-Dollar im Vergleich zu anderen Währungen wie etwa dem Euro weiter stärken und Exporte amerikanis­cher Firmen ins Ausland damit verteuern. Damit könnte sich das von US-Präsident Donald Trump beklagte amerikanis­che Handelsdef­izit weiter verschlech­tern. Die Zinserhöhu­ng könnte auch das Wachstum der US-Wirtschaft bremsen – das wäre vor allem für die Bewältigun­g des immensen USSchulden­problems ein Rückschlag. Die Fed hat angedeutet, dass sie in diesem Jahr noch dreimal die Zinsen hochschrau­ben könnte. (dpa)

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Foto: afp

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