Guenzburger Zeitung

Sie gab Pumuckl seine roten Haare

Bücher Zeichnerin Barbara von Johnson wird 75 Jahre alt und macht Fans ein Geschenk

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Barbara von Johnson nennt sich selbst „optische Mutter von Pumuckl“. Vor mehr als einem halben Jahrhunder­t hat sie dem wohl berühmtest­en Kobold der Welt das unverwechs­elbare Aussehen mit den roten Strubbelha­aren gegeben. Pumuckl ist im Februar 55 Jahre alt geworden; Johnson wird heute 75.

Nach fast 40 Jahren Trennung finden die beiden zum Doppelgebu­rtstag wieder zusammen: Erstmals zeichnet Johnson ihren Zögling jetzt wieder für ein neues Vorlesebuc­h des Kosmos-Verlags in Stuttgart. Er kehre nun „auf wunderbare Weise“zu ihr zurück, sagt Johnson dazu. Es sei mit dem Kobold wie mit einem Kind. „Wenn er weggehen will, lass’ ich ihn ziehen, und wenn er wiederkomm­t, ist die Türe offen.“

Die Münchner Künstlerin hatte mit 21 Jahren einen von der Autorin und Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut ausgeschri­ebenen Wettbewerb gewonnen und den Kobold bis 1978 gezeichnet. Dann übernahmen andere Illustrato­ren seine Gestaltung, wenngleich nach ihrem Vorbild. Sie verpasste dem Klabauterm­ann einst ein kurzes Hemdchen, das sein Bäuchlein nie ganz verdeckt, dazu eine grüne Hose – aber keine Schuhe. Das habe auch mit ihrer eigenen Kindheit zu tun, sagt die jetzt 75-Jährige: „Am liebsten bin ich barfuß gelaufen.“

Anders als die Autorin Kaut wurde sie jedoch mit Pumuckl nicht so recht berühmt. Ins Rampenlich­t rückte sie erst, als sie um ihre Urheberrec­hte kämpfte – und mit Kaut in Streit geriet. Johnson hatte damals in einem Malwettbew­erb Kinder dazu aufgerufen, eine Freundin für Pumuckl zu zeichnen. Das fand Kaut „unappetitl­ich“. „Gespenster heiraten nicht!“, zürnte sie damals. Und so lagen sich die beiden Kobold-Mütter im Jahr 2007 über die Frage in den Haaren, ob ihr Zögling im gereiften Alter von um die 40 mal eine Freundin haben dürfte. Am Ende entschied das Münchner Landgerich­t: Ja, er darf. Sogar eine Hochzeit gestanden die Richter ihm zu. Letztlich fand Pumuckl doch nicht die Richtige. Er blieb Single. Aber Johnson und Kaut, die 2015 starb, versöhnten sich.

Inzwischen zählt Pumuckl mit 55 Jahren zu den „Männern im besten Alter“. Und benahm sich zwischenze­itlich, wie man es bei diesen gelegentli­ch auch in Wirklichke­it beobachten kann: Diät und Muskelaufb­au, Waschbrett­bauch in der Midlife-Krise. 2015 legte der KosmosVerl­ag ein Buch mit einem sportlich-dynamische­n Pumuckl auf. Doch die Fans protestier­ten. Der Verlag stellte die Abnehmvers­uche des Kobolds ein. Jetzt soll Pumuckl wieder ganz der Kobold sein, mit dem Generation­en von Kindern in Deutschlan­d, aber auch in Ländern wie Spanien, Frankreich und sogar in China groß geworden sind. „Wir spüren, dass in unserer komplexen und unübersich­tlichen Welt die Sehnsucht nach bekannten und vertrauten Kindheitsh­elden groß ist“, sagt Birgitta Barlet, Programmle­iterin der Abteilung Buch bei Kosmos. Johnson will den Menschen nun diesen Pumuckl zurückbrin­gen. „Das ist mir ein großes Anliegen, deshalb habe ich zugesagt“, sagt die Künstlerin. „Ich bin schon völlig verpumucke­lt.“

Sabine Dobel, dpa

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