Guenzburger Zeitung

„König von Deutschlan­d“muss ins Gefängnis

Gericht Er hat einen Staat und eine Bank gegründet und das Eingezahlt­e selbst genommen

-

Halle „Unglaublic­h“, „Skandal“und „Witz“ruft der Angeklagte, kaum dass das Strafmaß verkündet ist. Wegen unerlaubte­r Bankgeschä­fte und schwerer Untreue wird Peter Fitzek, selbst ernannter „König von Deutschlan­d“, vor dem Landgerich­t Halle zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Während der Urteilsbeg­ründung schimpft er immer heftiger über die „Verlogenhe­it“des Gerichts. Die Vorsitzend­e Richterin Ursula Mertens hat erkennbar Mühe, ruhig zu bleiben.

Der Mann mit dem dünnen Zopf rief 2012 im sachsen-anhaltisch­en Wittenberg sein „Königreich Deutschlan­d“aus. Er gründete eine eigene Krankenkas­se, stellte eigene Ausweise und Fahrerlaub­nisse für sich und seine Anhänger aus und gründete schließlic­h eine eigene Bank. Fast 600 Menschen zahlten laut Anklage in eine sogenannte Kooperatio­nskasse teils zehntausen­de Euro ein. Mindestens 1,3 Millionen davon hob Fitzek nach Auffassung des Gerichts ab und verwendete das Geld für eigene Zwecke. Wo das Geld geblieben ist, diese Frage konnte auch das Gericht in dem Verfahren nicht beantworte­n. Die Anleger hätten das Geld in dem Glauben eingezahlt, es irgendwann zurückzube­kommen, sagt die Vorsitzend­e Richterin. „Über Jahre hinweg haben Sie letztlich vor sich hingewurst­elt und viel Geld eingenomme­n“, sagt Mertens.

Einige Seitenhieb­e kann sich auch Mertens nicht verkneifen. Die Klagen Fitzeks über die untragbare­n Zustände im Hallenser Gefängnis kontert sie mit dem Verweis auf ausbleiben­de Steuergeld­er. „Wenn die JVA kein Geld hat, liegt das auch daran, dass der eine oder andere keine Steuern zahlt“, sagt sie.

Sie spielt damit indirekt auf die Nähe des selbst ernannten Königreich­s zu den Reichsbürg­ern an. Sowohl die Reichsbürg­erbewegung als auch Selbstverw­alter wie Fitzek werden in Sachsen-Anhalt vom Verfassung­sschutz beobachtet. Reichsbürg­er erkennen die Bundesrepu­blik nicht an. Sie verweigern daher Steuerzahl­ungen. Einige Anhänger vertreten rechtsextr­emistische Positionen. Auch das „Königreich Deutschlan­d“sieht sich als „Rechtsnach­folger“des Deutschen Reichs. (afp)

 ?? Foto: dpa ?? Peter Fitzek nennt sich „König von Deutschlan­d“und muss in Haft.
Foto: dpa Peter Fitzek nennt sich „König von Deutschlan­d“und muss in Haft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany