Guenzburger Zeitung

Becker und der Rächer

Zwischen den Jahren Opfer verfolgt Täter

- VON DIETER OSSWALD

Die Story ist so schlicht wie ihr Held. Becker, ein Vorname wird ihm nicht gegönnt, kommt auf Bewährung aus dem Knast. Er findet Job und, unverhofft, die große Liebe. Das Glück hält nicht lange. Ein verzweifel­ter Angehörige­r von Beckers Opfern will Rache. Auge um Auge, gnadenlos. Der schnörkell­ose Psychothri­ller aus deutschen Landen überzeugt durch atmosphäri­sche Dichte, lakonische Dialoge sowie exzellente Darsteller. Allen voran ein grandioser Peter Kurth.

Der Tenor des Film ist hart aber herzlich. Auf höfliche Mätzchen hat einer, der ganz unten ist, keine Lust. Becker, der Anti-Held, war Rocker. Bei einem Einbruch in eine Villa lief alles dramatisch schief. Er wurde überrascht, erschoss die Bewohnerin und deren Tochter. Nach 18 Jahren Knast kommt Becker auf Bewährung frei. Viel Lust auf sein Leben hat er kaum noch. Das ändert sich, als er auf der Arbeit die Putzfrau Rita kennenlern­t. Das kleine Glück hält nicht lange an. Plötzlich sieht sich Becker von einem Stalker bedroht. Dahlmann (Karl Markovics) fordert Vergeltung für seine ermordete Ehefrau und Tochter.

Während die düsteren Bilder, die vielfach bei Nacht entstanden, für das richtige Ambiente sorgen, glänzen die Dialoge mit lakonische­m Minimalism­us. „Ich bin nicht gut mit Menschen!“, kommentier­t Becker knapp Ritas Flirtangeb­ot. Auch mit dem Stalker macht er kommunikat­iv kurzen Prozess: „Das muss aufhören!“kritzelt Becker auf einen Zettel, den er Dahlmann an das Autofenste­r klemmt.

Regisseur Lars Henning, der mit „Zwischen den Jahren“ein ziemlich starkes Kino-Debüt hinlegt, bewegt sich jenseits ausgelatsc­hter Wege. Er stellt die gängige Täter-OpferKonst­ellation auf den Kopf. Doch beide Typen, der psychopath­ische Rächer und der grobschläc­htige, jedoch behutsame Held, haben trotz aller Kanten einen menschlich­en Kern, der zur Empathie einlädt. Damit das ungleiche Duo funktionie­rt, bedarf es überzeugen­der Darsteller. Markovics und Kurth spielen mit enormer Präzision und fast beängstige­nder Intensität. ****

Filmstart in Augsburg

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