Prächtige Trachten und strahlende Könige
Bezirkstag Der Gau Günzburg-Land garniert das schönste Fest der schwäbischen Schützen mit einem Festumzug. Der heimische Gauschützenmeister Otto Regele freut sich aus mehreren Gründen auf die Gastgeber-Rolle
Das Schützenwesen will immer mehr sein als Sport und Wettbewerb, es begreift sich offensiv als Wahrer und Entwickler wichtiger Traditionen. Wohl kein anderer Sport zieht eine derart lange Linie von althergebrachten Ritualen zu modernster Wettkampfgestaltung. Diesmal steht das Atmosphärische im Vordergrund: Am Sonntag organisiert der Schützengau Günzburg-Land den insgesamt 67. Schwäbischen Bezirksschützentag.
Erst zum zweiten Mal überhaupt ist der Gau Günzburg-Land Gastgeber. Nach 1973 fanden alle Bezirkstage andernorts statt und so sehr der heimische Gauschützenmeister Otto Regele das bedauert, so groß ist seine Vorfreude auf die nun anstehende Großveranstaltung.
Traditioneller Höhepunkt ist ein Festumzug, der die Teilnehmer im Anschluss an einen Gottesdienst in der Frauenkirche durch die historische Günzburger Innenstadt führen wird. Los geht’s gegen 9.45 Uhr. Ab dann werden geschätzt 500 Teilnehmer über den Marktplatz und durch die Gassen der Altstadt bis zum Forum am Hofgarten ziehen, wo der offizielle Teil des Bezirksschützentags stattfindet.
Erleben dürfen Teilnehmer wie Besucher des Umzugs alles, was das Herz des Schützen rührt. Mit glänzenden Augen verspricht Regele prächtige Trachten, luxuriöse Fahnen, strahlende Schützenkönige, herrliche Klänge und wuchtige Böller. Ein traditioneller Schützenumzug ist nach seiner Einschätzung „die schönste Darstellung unserer gemeinsamen gesellschaftlichen und Interessen in der Öffentlichkeit.“
Der Vorlauf des Fests, „das Verbandsmäßige“, wie Regele kurz angibt, findet bereits am Samstag statt. Die Mitglieder des Bezirksschützenmeisteramts werden am Vormittag nach Günzburg kommen. Für sie gibt’s neben Gesprächen eine Stadtführung, einen Imbiss im Stadtturm sowie die formelle Begrü- ßung durch Bürgermeister Anton Gollmitzer als Vertreter der Stadt. Ihm wird Bezirksschützenmeister Karl Schnell ein Präsent an die gastgebende Kommune überreichen. In den Räumen der Kaiserlich Königlich privilegierten SG Günzburg im Auwald wird dann am Abend zünftig gefeiert.
Die Umzugsteilnehmer müssen am Sonntag früh auf sein, denn besportlichen reits um 8 Uhr stellen sich die Teilnehmer an der Agentur für Arbeit auf. Die ungefähr 500 Personen setzen sich zusammen aus Gruppen aller 20 Vereine im Schützengau Günzburg-Land sowie aus Repräsentanten der 22 schwäbischen Schützengaue. Hinzu gesellen sich die Musiker der Kapellen aus Reisensburg und Wasserburg, die den Zug umrahmen.
Durchs Stadttor geht’s anschließend rauf in die Innenstadt – zu Fuß und in voller Montur, wie Regele betont und den Kalauer „Das sind doch Sportschützen“hinterher schiebt. Traditionell und deshalb auch am Sonntag beginnt jeder Bezirksschützentag mit einer heiligen Messe. Auch darauf freut sich Regele, wenngleich er mit diesem Programmpunkt den aus seiner Perspektive einzigen Wermutstropfen des gesamten Wochenendes verbindet: Stadtpfarrer Christoph Wasserrab kann den Gottesdienst krankheitsbedingt nicht führen. Er hat sich bei einem Treppensturz das Bein gebrochen. Der Reisensburger Pfarrer Heribert Singer wird das an seiner Stelle übernehmen.
Beim Festumzug wird es dann farbenfroh – und für einige Momente laut. In freundschaftlicher Verbundenheit mit dem gastgebenden Schützengau wird die Böllergruppe aus Unterknöringen (Gau Burgau), verstärkt um Böllerschützen aus Hochwang, zweimal schießen – auf dem Marktplatz und am Forum. Regele bittet alle Besucher, dabei einen entsprechenden Sicherheitsabstand einzuhalten.
Zum Abschluss des Umzugs und gleichzeitig zum Auftakt des Bezirksschützentags ziehen die Könige und Fahnen der 22 schwäbischen Schützengaue zusammen mit den anderen Teilnehmern ins Forum ein. „Da gibt’s anständige Weißwürscht“, verheißt Regele. Der Verbandstag selbst umfasst vor allem die üblichen Tätigkeitsberichte und diverse Ehrungen. Grußworte sprechen einige politische Würdenträger und Landesschützenmeister Wolfgang Kink aus München.