Region verliert Jobs an China
Rund 120 Stellen sind gefährdet
Die Gemeinde Buchdorf (Landkreis Donau-Ries) zieht seit Jahren neidische Blicke auf sich. Die Kommune an der B 2 mit ihren rund 1800 Einwohnern wächst rasant, bietet günstiges Bauland und plant ein neues Dorfzentrum. Mit einer Steuer- und Umlagekraft von fast 4600 Euro pro Einwohner liegt die Gemeinde einsam an der Spitze in Nordschwaben – und hat trotz großer Investitionen 6,4 Millionen Euro Rücklagen.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass diese komfortable Situation vor allem der Firma Andrew Wireless Systems zu verdanken ist. In dieser herrscht derzeit aber große Unruhe. Nun erhielten die gut 300 Mitarbeiter die offizielle Information, dass der Commscope-Konzern, zu dem der Betrieb gehört, einen Großteil der Produktion in ein Werk nach China verlagern will. Deshalb werden wohl rund 120 Stellen in Buchdorf verloren gehen.
Andrew stellt elektronische Geräte her, mit denen der Handyempfang verbessert wird – zum Beispiel in Sportstadien, in Tunnels, in der U-Bahn und in normalen Zügen. Die Geschäfte in Buchdorf laufen dem Vernehmen nach glänzend, die Systeme werden in die ganze Welt verkauft. Es werden hohe Gewinne erzielt und der kleinen Gemeinde jährlich mehrere Millionen Euro Gewerbesteuer überwiesen.
Viele der Mitarbeiter sind schon lange in der Fabrik tätig, die Mitte der 1980er Jahre unter dem Namen Mikom gegründet und im Laufe der Jahre mehrmals verkauft wurde. Seit 2007 gehört sie zu dem USKonzern, der über 30 Fabriken rund um den Globus betreibt und etwa 25000 Beschäftigte hat.
Mit der Entscheidung, die Produktion nach Fernost zu verlagern, möchte Commscope Kosten sparen und die Wettbewerbsfähigkeit verbessern, heißt es aus der Pressestelle für Europa, Fernost und Afrika in London.
Viele der Beschäftigten in Buchdorf wollten – so ist zu hören – bislang nicht wahrhaben, dass ein derartiger Schnitt in Buchdorf gemacht werden könnte. Erste Jobs sollen noch in diesem Jahr wegfallen. Nun soll eilends ein Betriebsrat gegründet werden, um die Position der Betroffenen zu verbessern.
Der Standort an sich sei nicht gefährdet, betont Commscope. Die Verantwortlichen der Gemeinde hoffen, dass wenigstens die Gewerbesteuer weiter sprudelt.