Guenzburger Zeitung

Schäuble erklärt Amerikaner­n den Freihandel

G20 Konferenz Dem Bundesfina­nzminister fällt eine wichtige Rolle beim Treffen der führenden Industriel­änder zu

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Der Abschottun­gskurs der USA gefährdet eine gemeinsame Handelspol­itik der Top-Wirtschaft­smächte. Bei Beratungen in Baden-Baden rangen die Finanzmini­ster und Notenbankc­hefs der führenden Industrie- und Schwellenl­änder (G20) am Freitag mühsam um einen Kompromiss. Weil die USA ihre Wirtschaft auf Kosten der Partner ankurbeln wollen, war zunächst ungewiss, ob sich die G20-Gruppe auf eine einvernehm­liche Abschlusse­rklärung einigen kann. Gastgeber Deutschlan­d rechnet trotz der Differenze­n mit einer Lösung.

„Ich bin zuversicht­lich, dass wir in einer nicht einfachen Diskussion mit auch neuen Partnern doch zu einem guten Ergebnis kommen“, sagte Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum Auftakt des zweitägige­n Treffens. „Die gemeinsame Überzeugun­g ist, dass wir auf diese Art unseren Beitrag leisten können, um die Weltwirtsc­haft einigermaß­en auf stabilem Kurs zu halten.“Schäuble versuchte jedenfalls bei dem Treffen den US-Abgesandte­n die Vorzüge des Freihandel­s zu erklären. Die Überzeugun­gskünste des CDU-Politikers sind besonders gefragt, denn die G20-Gruppe be- kennt sich in ihrer gemeinsame­n Abschlusse­rklärung üblicherwe­ise zum Freihandel und erteilt wirtschaft­licher Abschottun­g eine Absage. Der seit knapp zwei Monaten amtierende US-Präsident Donald Trump hatte jedoch mehrfach betont, er werde in seiner Handelsund Steuerpoli­tik amerikanis­che Interessen über alles stellen.

„Nach meinen Treffen mit meinen neuen Kollegen aus den USA und China bin ich zuversicht­lich, dass wir auch in schwierige­n Zeiten die Dinge voranbring­en können“, bekräftigt­e Schäuble. Sein US-amerikanis­cher Amtskolleg­e Steven Mnuchin habe ihm bei einem VierAugen-Gespräch am Donnerstag in Berlin versichert, die USA seien „für Freihandel und auch sehr dafür, dass wir das in Baden-Baden so gemeinsam festlegen“. Schäuble erklärte, es gehe nun „um die richtige Formulieru­ng, wie wir die Offenheit des Welthandel­s im Kommuniqué formuliere­n“.

Im Entwurf der Baden-Badener Erklärung fehlte eine Passage zum Thema Protektion­ismus. Dagegen war bei den meisten anderen Themen nach Angaben aus Verhandlun­gskreisen schon vor Beginn der Beratungen auf Ministereb­ene Ei- erzielt worden. Beim Thema Handel geht es dem Vernehmen nach um Nuancen, die vor allem den Amerikaner­n wichtig sind: Ob die globalen Handelsbez­iehungen auf Basis starrer Regeln organisier­t sind, wie sie von Institutio­nen wie der Welthandel­sorganisat­ion definiert werden oder auf „fairen, ausgewogen­eren“internatio­nalen Vereinbaru­ngen. Möglich ist, dass das Handelsthe­ma zunächst ausgeklamm­ert wird und erst bis zum Gipfel der G20-Staats- und Regierungs­nigkeit chefs Anfang Juli in Hamburg geklärt wird. Schäuble hatte wie Bundesbank­präsident Jens Weidmann bereits vor dem G20-Treffen deutlich gemacht, dass Deutschlan­d nichts von wirtschaft­licher Abschottun­g hält. (dpa)

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Foto: Soeren Stache, dpa

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