Guenzburger Zeitung

Alarmieren­des Signal

- VON TILL HOFMANN Kreisklini­ken im Minus redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Jetzt hat es auch den Landkreis Günzburg erwischt mit seinen beiden Kreisklini­ken in Günzburg und Krumbach. Nach einem Defizit im vergangene­n Jahr, das so um die 1,7 Millionen Euro liegen dürfte (der Jahresabsc­hluss liegt noch nicht vor), wird diese Negativsum­me den Berechnung­en zufolge heuer um mehr als das Doppelte steigen – auf ein Rekordnive­au von ungefähr vier Millionen Euro.

Was ist da geschehen? Haben die Verantwort­lichen der Kommunalun­ternehmen das Klinikmana­gement nicht mehr im Griff?

Mitnichten. Das Problem ist nicht hausgemach­ter Natur. Die vielen Akteure des Gesundheit­ssystems verfolgen oft widerstrei­tende Interessen in einem komplexen und zur Intranspar­enz neigenden Spielfeld. Da treten mal die Ärzte verschiede­ner Fachrichtu­ngen gegeneinan­der an oder aber die niedergela­ssenen Ärzte gegen die Krankenhäu­ser. Der Klinkberei­ch ist seit Längerem als Kostentrei­ber ausgemacht. Was für die Vergangenh­eit galt, stimmt für die Gegenwart so nicht mehr. An der Organisati­onsschraub­e in den Krankenhäu­sern ist kaum noch etwas zu drehen. Die Abläufe sind optimiert. Personalüb­erschuss ist nicht auszumache­n; schon eher eine Überforder­ung der Beschäftig­ten.

Seit Jahren versuchen Bund und Länder, entstehend­e Kosten mehr und mehr auf die Kommunen abzuwälzen. Und das mit teils aberwitzig­en gesetzlich­en Regelungen oder Förderrich­tlinien, die an die medizinisc­he Entwicklun­g nicht angepasst worden sind. Dies hat zum Ergebnis, dass die Schere zwischen Aufwand und Ertrag immer weiter auseinande­rgeht. Die Kreisklini­ken haben es durch gutes Wirtschaft­en bislang geschafft, sich diesem allgemeine­n Trend weitgehend zu entziehen. In anderen Landkreise­n fließen nicht erst seit gestern Zuschüsse; oder es wird – normalerwe­ise dann gegen den erbitterte­n Widerstand der Bevölkerun­g – versucht, Klinikstan­dorte oder zumindest Abteilunge­n zu schließen. Das zynische Wort für einen Wegfall lautet dann „Profilbild­ung“.

Es gibt keine Anzeichen, dass in Günzburg und Krumbach in absehbarer Zeit Ähnliches ins Haus steht. Aber es ist an der Zeit, dass sich auch die Landespoli­tik noch stärker zu einer wohnortnah­en klinischen Versorgung in einem Flächenlan­d wie Bayern bekennt – mit allen Konsequenz­en. Oder aber die Patienten nehmen für den gewünschte­n Spareffekt deutlich längere Wege in Kauf. Ist das wirklich so gewollt? Sind wenige Großkranke­nhäuser in der Region die Zukunft? Es sieht so aus, als ob die relative Zufriedenh­eit der Menschen mit der Gesundheit­sversorgun­g im Land bei politische­n Entscheidu­ngsprozess­en nicht mehr den Stellenwer­t besitzt. Und das ist ein alarmieren­des Signal.

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