Alarmierendes Signal
Jetzt hat es auch den Landkreis Günzburg erwischt mit seinen beiden Kreiskliniken in Günzburg und Krumbach. Nach einem Defizit im vergangenen Jahr, das so um die 1,7 Millionen Euro liegen dürfte (der Jahresabschluss liegt noch nicht vor), wird diese Negativsumme den Berechnungen zufolge heuer um mehr als das Doppelte steigen – auf ein Rekordniveau von ungefähr vier Millionen Euro.
Was ist da geschehen? Haben die Verantwortlichen der Kommunalunternehmen das Klinikmanagement nicht mehr im Griff?
Mitnichten. Das Problem ist nicht hausgemachter Natur. Die vielen Akteure des Gesundheitssystems verfolgen oft widerstreitende Interessen in einem komplexen und zur Intransparenz neigenden Spielfeld. Da treten mal die Ärzte verschiedener Fachrichtungen gegeneinander an oder aber die niedergelassenen Ärzte gegen die Krankenhäuser. Der Klinkbereich ist seit Längerem als Kostentreiber ausgemacht. Was für die Vergangenheit galt, stimmt für die Gegenwart so nicht mehr. An der Organisationsschraube in den Krankenhäusern ist kaum noch etwas zu drehen. Die Abläufe sind optimiert. Personalüberschuss ist nicht auszumachen; schon eher eine Überforderung der Beschäftigten.
Seit Jahren versuchen Bund und Länder, entstehende Kosten mehr und mehr auf die Kommunen abzuwälzen. Und das mit teils aberwitzigen gesetzlichen Regelungen oder Förderrichtlinien, die an die medizinische Entwicklung nicht angepasst worden sind. Dies hat zum Ergebnis, dass die Schere zwischen Aufwand und Ertrag immer weiter auseinandergeht. Die Kreiskliniken haben es durch gutes Wirtschaften bislang geschafft, sich diesem allgemeinen Trend weitgehend zu entziehen. In anderen Landkreisen fließen nicht erst seit gestern Zuschüsse; oder es wird – normalerweise dann gegen den erbitterten Widerstand der Bevölkerung – versucht, Klinikstandorte oder zumindest Abteilungen zu schließen. Das zynische Wort für einen Wegfall lautet dann „Profilbildung“.
Es gibt keine Anzeichen, dass in Günzburg und Krumbach in absehbarer Zeit Ähnliches ins Haus steht. Aber es ist an der Zeit, dass sich auch die Landespolitik noch stärker zu einer wohnortnahen klinischen Versorgung in einem Flächenland wie Bayern bekennt – mit allen Konsequenzen. Oder aber die Patienten nehmen für den gewünschten Spareffekt deutlich längere Wege in Kauf. Ist das wirklich so gewollt? Sind wenige Großkrankenhäuser in der Region die Zukunft? Es sieht so aus, als ob die relative Zufriedenheit der Menschen mit der Gesundheitsversorgung im Land bei politischen Entscheidungsprozessen nicht mehr den Stellenwert besitzt. Und das ist ein alarmierendes Signal.