Guenzburger Zeitung

So fallen Sie nicht auf den Cheftrick herein

Die Polizei warnt vor „Cheftricks“, die Millionen kosten können

- VON KATHARINA DODEL

Landkreis Die Mail kommt unscheinba­r daher. Der Chef schreibt in gewohnter Manier, Betreff wie immer, ein oder zwei Fragen. Das war’s. Die nächste Mail beginnt ähnlich – nur diesmal geht’s ans Eingemacht­e. Der Vorgesetzt­e hätte gerne eine Überweisun­g an ein Konto im Ausland. Ein Geschäftsk­unde, schreibt er. Und: Das Ganze muss streng geheim bleiben. Weil die Mail eben vom Chef kommt, überweist der Mitarbeite­r das Geld ans angegebene Konto – und hat damit, ohne es zu wissen, einen folgenschw­eren Fehler begangen. Denn der vermeintli­che Chef ist eine Betrügerba­nde aus dem Ausland, die gerade um mehrere tausend Euro reicher wurde. Diese „Cheftricks“(oder „CEO-Frauds“) kommen derzeit in der Region häufiger vor. Erst vergangene Woche wurde eine große Firma aus dem Landkreis Neu-Ulm Opfer von Betrügern.

Wie Thomas Mayer, Chef der Abteilung Cybercrime bei der NeuUlmer Kriminalpo­lizei, auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt, haben die Täter aus Ungarn 50 000 Euro vom Unternehme­n gefordert – und auch bekommen. Doch weil der Mitarbeite­r im Nachhinein stutzig wurde und die Polizei einschalte­te, konnten die Ermittler über das Geldinstit­ut Kontakt zur Landesbank aufnehmen, die die Transaktio­n stoppte. Allein in diesem Jahr sei es bereits zu sechs Ermittlung­sverfahren im Allgäu und den Landkreise­n Neu-Ulm und Günzburg gekommen. Die Betrüger scheuen vor nichts zurück. Wie Mayer erklärt, stecken oft organisier­te Tätergrupp­en dahinter, die Firmen über Monate hinweg ausspähen. „Sie hacken sich in den Mail-Server ein und sehen sich mehrere Monate lang die Nachrichte­n an“, sagt Mayer.

Dabei achten die Betrüger auf den Ton, der in der Mail angeschlag­en wird, ob der Chef per Du mit den Mitarbeite­rn ist und vor allem wer für die Finanzen zuständig ist. „Haben sie genug interne Informatio­nen zusammen, suchen sie sich meist das kleinste Licht in der Hierarchie aus, dass dennoch verantwort­lich für Überweisun­gen ist.“Dieser Mitarbeite­r erhalte dann vom „falschen“Chef eine Mail mit der Aufforderu­ng, Geld zu überweisen. Damit das Ganze nicht die Runde im Unternehme­n macht, tarnen die Betrüger die Sache als „streng geheim“. Auf diese Weise seien in den USA bereits 120 Millionen Dollar an eine Bande überwiesen worden. Um rund 3,8 Millionen Euro wurde Mitte 2016 eine Firma in der Region geprellt (wir berichtete­n). Diese hat letztlich nur einen Teil des Betrages wieder zurückbeko­mmen.

Die Masche gebe es bereits seit gut fünf Jahren, sagt Mayer. Doch weil allein in den vergangene­n zweieinhal­b Monaten sechs Unternehme­n Opfer dieser Machenscha­ften wurden, bei denen es um über eine Million Euro ging, warnt das Polizeiprä­sidium Kempten derzeit ausdrückli­ch vor den dreisten Maschen der Betrüger. Mayer glaubt, dass die Zahl derer, die auf solche Mails hereingefa­llen sind, viel höher ist. Manche Firmen melden die Vorfälle aber nicht, um keinen Wirbel zu machen. Dabei zähle bei Verbrechen dieser Art jede Minute. „Wir können dan entspreche­nde Maßnahmen ergreifen, die über den Kontakt zur Bank hinausgehe­n.“

Kontakt Wer Fragen zu den Maschen hat, kann sich an den Leiter der Abtei lung Cybercrime, Thomas Mayer, wenden: Telefonnum­mer 0731/8013207.

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