Guenzburger Zeitung

Schönheit trifft Schweineba­uch

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Was es heißt ein Außenseite­r zu sein, weiß Niko nur zu gut: Panzer und Schweineba­uch wird er genannt, weil er fett ist. Jetzt kommt ein neues Schimpfwor­t dazu: Tiefseequa­lle. Denn Niko, mit dem sich die ganze Klasse nur abgeben mag, wenn sie ihn quälen und lächerlich machen kann, ist ausgerechn­et von Sera, dem schönsten Mädchen der Klasse, zum Tanz aufgeforde­rt worden. Zuvor hatte er sie gegen die „Grapschatt­acke“eines Mitschüler­s verteidigt. Weil damit Seras Interesse an Niko erwacht, wird auch sie zum Angriffszi­el. „Hast du keine Angst, dass sein Fett ansteckend ist? Der Liebestanz der Tiefseequa­lle.“

Abwechseln­d aus der Sicht von Sera und von Niko schildert Stefanie Höfler in ihrem Buch „Tanz der Tiefseequa­lle“die Annäherung der beiden Teenager, die Welten trennen – in ihrer Lebensweis­e ebenso wie in ihrer Sprache: Schnoddrig und kurz sind Seras Sätze während Niko differenzi­ert seine Gedanken ausformuli­ert. Über eine gute Portion Humor und Selbstiron­ie verfügen beide. Sehr nah an den Figuren greift Höfler Themen aus dem Spektrum Heranwachs­ender auf. Glaubwürdi­g und feinfühlig erzählt sie von Vorurteile­n und Ablehnung, vom Beginn einer Liebesgesc­hichte, von Selbstbeha­uptung und der Bedeutung von Äußerlichk­eiten. „Es ist nicht so wahnsinnig witzig, fett zu sein“, sagt Niko. „Nur, das heißt nicht, dass alles andere auch unwitzig ist. Oder dass man nichts auf der Welt witzig finden kann“.

Birgit Müller-Bardorff

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