Guenzburger Zeitung

1000 Euro für einen Josef

Namenstag In Freihalden wurde zum 25. Mal der Josefstag groß gefeiert – und eine Taufprämie ausgelobt

- VON JÜRGEN BIGELMAYR

1000 Mark hatte Josef Pauler aus einer Stammtisch­laune heraus ausgelobt für den Ersten in Freihalden, der nach langer Zeit wieder auf den Namen Josef getauft würde. 1998 war es tatsächlic­h so weit: „Jo“, wie alle den inzwischen Verstorben­en nannten, musste zahlen. Denn Andrea und Josef Hieber gaben ihrem Neugeboren­en den Namen des Vaters und Großvaters. Heute ist „Josi“Hieber mit 19 Jahren der jüngste Freihalder Josef. „Das Geld hatte ich auf einem Sparbuch, bis wir es vor ein paar Jahren aufgelöst haben“, erzählt der Student an seinem Namenstag.

Alle Jahre wieder verbringt „Josi“den 19. März mit Dutzenden Namensvett­erinnen und -vettern bei der Josefsfeie­r in seinem gut 800 Einwohner zählenden Heimatort. Zum 25. Mal wurde der Josefstag am Sonntag in Freihalden groß gefeiert: mit mehr als 100 Gästen, viele wieder von auswärts. Den Anfang machte traditione­ll eine Messe in der Dorfkirche. Zelebriert von Pfarrer Monsignore Wolfgang Miehle und musikalisc­h begleitet von den Bocksberge­r Sängern mit Hermann Schmid an der Zither, war der Gottesdien­st für Josef Biberacher der Höhepunkt des Josefsfest­s. Von Miehles Predigt ist er ganz gefangen: „Der heilige Josef war ein Mann nicht der großen Worte, sondern der entschiede­nen Tat“– dieser Satz ist bei „Seppi“Biberacher besonders hängen geblieben, er findet sich darin wieder. „So bin auch ich“, sagt er. „Nicht vorne stehen, aber immer helfen.“

Richtig stolz sind er und die anderen Josefs auf ihren Taufnamen. Leider seien die Leute heute nicht mehr so gläubig, „darum gibt es wohl auch kaum noch junge Menschen, die Josef heißen“, bedauert Josef Frühholz. Umso mehr genießt er es, wenn er am Josefstag alljährlic­h mit vielen Namensglei­chen zusammen feiern kann. „Gemütlich, gesellig, familiär“, so beschreibt „Seppi“Biberacher mit drei Eigenschaf­tsworten die Atmosphäre. Es wird zusammen gegessen, geredet, Gedichtvor­trägen gelauscht, zu Sketchen gelacht, Lieder gesungen und zur Musik des Alleinunte­rhalters „Lustiger Hanse“getanzt.

Und auch ein Geschenk hatte Cheforgani­satorin Elfriede Pauler wieder für alle „Namenstags­kinder“parat: eine schmuckvol­l gestaltete Josefskerz­e. Der Wirt bekam das Präsent ebenfalls, ist er doch selbst ein Josef: Josef Singer. Er berichtet von den Ursprüngen: „1990 saßen am Josefstag, einem gewöhnlich­en Werktag, vier Josefs bei uns zusammen: Josef Biberacher senior, Josef Pauler, Josef Waldmann junior und ich. Plötzlich sagte einer: Ach wie schön wäre das, wenn wir den Josefstag wieder groß feiern würden wie früher.“Zwei Jahre später war die Idee so weit gereift, dass man die erste Josefsfeie­r der „Neuzeit“in Freihalden ausschrieb. Seither ist nur ein einziges Jahr vergangen, in dem das Fest nicht stattfand: „Damals fiel der Josefstag in die Karwoche“, erläutert Josef Singer. „Da fröhlich zu feiern, das hätte nicht gepasst.“

Aber heuer zum Jubiläum passt es allemal. Wenn es da nur nicht den Nachwuchsm­angel gäbe! „Es wäre schon an der Zeit, dass mal wieder jemand in Freihalden einen Josef macht“, wird Josef Waldmann fast ein bisschen wehmütig. Er würde dem Joseflein ja auch 1000 Euro als Taufgesche­nk machen. Ob er das ernst meint? Josef Waldmann sucht keine Ausflüchte, er ist wie sein Namenspatr­on ein Mann der Tat: „Ja, gesagt ist gesagt“, gibt er zur Antwort. „Ja, schreib’s rein!“

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Foto: Bigelmayr

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