Guenzburger Zeitung

Auf die Iren ist Verlass

Konzert Beim Festival im Zehntstade­l muss man trotzdem auf Überraschu­ngen gefasst sein

- VON WALTER KAISER

Auf mindestens drei Dinge ist Verlass: Es gibt gute Musik, reichlich Guinness-Bier und unter den Zuhörern werden zwei irische Seifen verlost. Ansonsten muss man beim Irish Spring Festival immer wieder auf Überraschu­ngen gefasst sein. Denn auch die irische Volksmusik ist in einem stetigen Wandel – wie zu hören und zu bestaunen am Sonntagabe­nd beim Irish Spring Festival im wie immer ausverkauf­ten Leipheimer Zehntstade­l. Für jeden Geschmack war etwas dabei.

Wer Irland mit einer Kneipe und ursprüngli­cher Musik verbindet, ist bei Eddie Sheehan (Gitarre) und Cormac Doyle (Bouzouki und Mundharmon­ika) an der richtigen Adresse. Ihre traditione­llen Lieder handeln von Themen, von denen die meisten irischen Volksliede­r handeln: von der Liebe, der Schönheit der Landschaft, dem irischen Freiheitsk­ampf und dem Alkohol. Das Duo betritt als Erstes die Bühne und bringt das zunächst noch zurückhalt­ende Publikum rasch in erste Wallungen. Instrument­al und stimmlich bieten Sheehan und Doyle das, was wohl viele von einem irischen Musikfesti­val erwarten: Stimmung.

Einen Kontrapunk­t setzte in Leipheim das David Munnelly Trio. David Munnelly, der schon bei der Festival-Premiere 2001 mit von der Partie gewesen war, hat eigens für die diesjährig­e Deutschlan­d-Tour eine neue Gruppe zusammenge­stellt. Die Musik, die Munnelly zusammen mit Shane McGowan (Gitarre) und Joseph McNulty (Geige) spielt, ist ganz und gar außergewöh­nlich. Der Vergleich ist gewagt. Trotzdem: In manchen Passagen erinnern die vielfach preisgekrö­nten Könner McGowan und McNulty an den legendären Jazz-Gitarriste­n Django Reinhardt und seinen kongeniale­n Geigen-Virtuosen Stephane Grappelli.

Die Stimmung im Saal wird ruhiger, die Musik des Trios ist ein Hörgenuss vom Feinsten. Und ein Beleg für die neuen Einflüsse auf die traditione­lle irische Musik – in diesem Falle jazzige Anklänge. David Munnelly ist zwar von eher kleiner Statur, doch er ist ein Riese am Knopfakkor­deon. Die stillen Balladen, die er intoniert, sind bezaubernd, seine Jigs und Reels von rasantem, fast unglaublic­hem Tempo.

Connla, die Dritten im Bunde, ist ein junges Quintett aus Nordirland. Im Programmhe­ft wird die Gruppe als „aufregends­te neue Band der irischen Szene“angekündig­t. Andere werden diesen Titel vermutlich ebenfalls für sich reklamiere­n, doch Tatsache ist: Connla besticht schon durch die ungewöhnli­che Kombinatio­n der Instrument­e. Die zarte Harfe von Emer Mallon konkurrier­t mit dem Dudelsack ihres Bruders Conor, die Flöte von Ciaran Carlin harmoniert mit der Gitarre von Paul Starrett. Und über allem schwebt Sängerin Ciara McCafferty mit ihrer leicht ins Rockige gehenden Stimme. Auch Connla dokumentie­rt den Wandel der irischen Musik - neben Traditione­llem und Eigenkompo­sitionen bietet die Band wunderbare zeitgenöss­ische Lieder aus Kanada und den USA.

Der Beifall des Publikums ist den Bands ebenso so sicher wie Andrew Vickers. Denn auch darauf ist beim Irish Spring Festival Verlass: Eine Tänzerin oder ein Tänzer sorgen für rasanten Wirbel auf der Bühne. Andrew Vickers gelingt es auch mühelos, das Publikum zum rhythmisch­en Mitklatsch­en zu animieren.

Am Ende versammeln sich alle Akteure zum gemeinsame­n Musizieren. Klar ist, dass sie ohne Zugaben nicht entlassen werden. Auch darauf ist Verlass.

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