Guenzburger Zeitung

Richtungsw­ahl beim Roten Kreuz

Mitglieder­versammlun­g Zwei Bürgermeis­ter wollen Kreisvorsi­tz übernehmen. Was dahinter steckt

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Wenn am Samstag alle kämen, die abstimmen könnten, dann würde es ein bisschen eng werden im Günzburger Forum. Denn neben den 270 hauptamtli­chen Mitarbeite­rn und den 1200 ehrenamtli­chen Kräften weist der Günzburger Kreisverba­nd des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) ungefähr 10000 Fördermitg­lieder auf. Das ist die Hälfte der Günzburger Stadtbevöl­kerung.

Normalerwe­ise finden sich zu diesen Treffen zwischen 120 und 150 Mitglieder ein. Doch diesmal könnten es mehr werden. Denn nach dem Tod des Krumbacher Altbürgerm­eisters Georg Winkler im vergangene­n August, muss der Kreisvorsi­tzende neu bestimmt werden. Johannes Schropp, der für ein halbes Jahr als Stellvertr­eter die vakante Position übernahm, möchte keine Dauerlösun­g daraus machen. „Dafür gibt es Jüngere“, sagt der frühere Thannhause­r Bürgermeis­ter. „Ich will nicht den Adenauer geben“, spielt er auf sein Alter, 71, an. Den ersten Stellvertr­eter-Posten kann er sich wieder vorstellen.

Der Kandidat, der in erster Linie vom Vorstand auserkoren wurde, kommt aus den eigenen Reihen. Es ist Burgaus Bürgermeis­ter Konrad Barm, der fast 15 Jahre lang Schatzmeis­ter des Kreisverba­ndes ist. „Er macht seine Sache gut“, so Schropp.

Elf Millionen Euro Umsatz verzeichne­t der Günzburger Kreisverba­nd. Beim Blutspende­n liegt er nach Angaben des langjährig­en Kreisgesch­äftsführer­s Werner Tophofen im vorderen Drittel aller 73 Kreisverbä­nde in Bayern. Außerdem ist im Kreis Günzburg einer der größten BRK-Behinderte­nfahrdiens­te im Freistaat tätig. Das Rote Kreuz betreibt in Offingen und Schnuttenb­ach zwei Kindertage­sstätten. Um einen weiteren Kindergart­en in Thannhause­n bewirbt sich die Hilfsorgan­isation. Neben den Jüngsten sind auch die Betagten beim BRK aufgehoben – im Seniorenze­ntrum St. Michael in Krumbach. Mit 125 Plätzen ist es laut Tophofen das größte im Landkreis.

Das alles „erfordert hohen Zeiteinsat­z“, sagt der 55 Jahre alte Barm. Dafür sei er bereit. „Mich begeistert die Idee des Roten Kreuzes, für Menschen da zu sein. Es gab nie Streit oder Ärger, sondern immer ein konstrukti­ves Miteinande­r.“

Unter der Oberfläche scheint es dann doch ein wenig zu brodeln, sonst wäre aus ehrenamtli­chen BRK-Kreisen heraus nicht versucht worden, einen weiteren Bewerber aufzubiete­n. Mit Erfolg übrigens. Jetzt tritt einer an, der bislang mit dem BRK nichts zu tun hatte: Matthias Kiermasz, 45, seit beinahe drei Jahren Rathausche­f in Kammeltal. Nach „sehr vielen Gesprächen“habe er sich entschiede­n, sich zur Wahl zu stellen. – ganz „ohne Stallgeruc­h“. Offenbar unterstütz­t ihn dabei ein Team, das weitere Posten im Vorstand übernehmen könnte. Wie kommt es dazu? „Es scheint ein Bedarf da zu sein, dass manche Dinge etwas anders austariert werden sollen“, drückt sich Kiermasz unkonkret aus. Nach GZ-Informatio­nen fühlen sich Teile der Ehrenamtli­chen nicht ausreichen­d wertgeschä­tzt im BRK-Kreisverba­nd.

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Konrad Barm
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Matthias Kiermasz

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