Der bretonische Praktikant
Austausch Thomas Latronche aus Lannion lebt und lernt seit Januar in Günzburg. Welche Ziele sich der Gast aus der Partnerstadt gesetzt hat
Es begann 2010 mit einem Schüleraustausch. Thomas Latronche aus Lannion war mit seinen Klassenkameraden des Collège Le Goffic im Austauschprogramm mit dem Dossenberger Gymnasium Günzburg das erste Mal in Günzburg. Sieben Jahre später, das Collège längst abgeschlossen, das Abitur am Lycée und einen Bachelor-Studienabschluss für Elektroingenieur und Industrieinformatik in der Tasche, kehrt er zurück. Drei Monate nimmt sich der 21-Jährige Zeit für Praktika. „Die längste Praktikumsdauer, die wir je hatten“, freut sich Lydia Wagner, Sprecherin des Partnerschaftskomitees Günzburg-Lannion.
Latronche möchte seine Deutschkenntnisse verbessern, um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu vergrößern. Nach zehn Jahren Deutschunterricht in der Schule, aber einer dreijährigen DeutschPause während des Fachhochschulstudiums in Brest, kam er im Januar, mit nach eigener Aussage „ganz schlechtem“Deutsch, in Günzburg an. Seine erste Praktikumsstelle war die Abteilung EDV im Günzburger Rathaus. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig begrüßte ihn noch am ersten Arbeitstag persönlich.
Der sympathische Bretone lernte schnell, genoss das Arbeiten mit den netten Kollegen, erlebte den bunten Rathaussturm der Stadtbutzen mit. Es folgten Praktikumstage im Landratsamt und bei HSV Computer. Wenn alles klappt, verbringt er den April bei Digitalelektronik Leipheim.
Thomas Latronche wohnt allein in einer Wohnung und nutzt seine freie Zeit für Ausflüge mit dem eigenen Auto. Wobei so viel Freizeit gar nicht bleibt, da abends fleißig Englisch gelernt werden muss für den TOEIC-Englisch-Sprachtest. Außerdem stehen noch die Aufnahmeprüfungen in Nancy und Straßburg für die „École de Commerce“be- vor. Im Herbst soll das Masterstudium beginnen.
Latronche mag die deutsche Lebensart, die Küche und die Menschen. Gerne besucht er den Französischunterricht am Maria-WardGymnasium und am DossenbergerGymnasium und redet mit den Schülern. „In Deutschland ist der Fremdsprachenunterricht viel intensiver. Absolut wichtig finde ich den Schüleraustausch, dafür sollte immer Zeit sein.“
Er erlebt hautnah die Wohnungsnot in Günzburg für billigen Wohnraum und ist für die Unterstützung durch das Komitee dankbar. Momentan wäscht er seine Wäsche bei Lydia Wagner, einen Waschsalon gibt es nämlich nicht. Gebügelt wird selbst. Schon im Vorfeld wurde er bei der Stellensuche von Komiteesprecher Jean-Yves Warin unterstützt. Als Mitglied im Rotaract Club, der Jugendorganisation der Rotarier, besuchte er Meetings in Günzburg. Er möchte anderen helfen, sie unterstützen.
Politik ist seine Sache nicht. Deshalb sagt er: „Ich mag das System und die Personen nicht. Nur zu kritisieren ohne eine Lösung zu haben, halte ich aber nicht für klug.“Deshalb wird er zur französischen Präsidentschaftswahl gehen und ein „weißes Votum“abgeben, eine Enthaltung, die als solche auch gezählt wird.
Während er sein Hobby Badminton in der Bruno-Merk-Sporthalle schon ausübte, ist mit Paintball gerade Pause. Mit Freunden hat er in Lannion dafür ein eigenes Gelände, doch hier in Günzburg haben Arbeiten, Lernen und Reisen Vorrang. „Mir gefällt es hier“, sagt Thomas Latronche mit einem strahlenden Lächeln.