Guenzburger Zeitung

Vier Freunde kaufen sich ein Schloss

Immobilie In dem stattliche­n Gebäude wohnt sogar noch eine echte Prinzessin. Was die Männer mit Schloss Seyfriedsb­erg bei Ziemetshau­sen vorhaben

- VON STEFAN REINBOLD

Umgeben von einem großen Park, in dem hundertjäh­rige Baumriesen in den Himmel ragen und Vögel auf den Zweigen exotischer Sträucher zwitschern, versteckt sich das Schloss Seyfriedsb­erg. Von 1667 bis vor Kurzem befand sich das Renaissanc­eschloss bei Maria Vesperbild im Besitz der Adelsfamil­ie zu Oettingen-Wallerstei­n.

Prinz Ernst Krafft zu OettingenW­allerstein hat sich aber von seinem Besitz, zu dem auch knapp 1200 Hektar Wald rund um Seyfriedsb­erg zählen, getrennt. Den Wald hat zu großen Teilen ein großer deutscher Unternehme­r erworben. „Vier Schlosslie­bhaber“aus dem Landkreis Augsburg, die nicht näher genannt werden wollen, haben das rund 12,5 Hektar große Grundstück mit dem historisch­en Schloss aus dem 16. Jahrhunder­t gekauft. Inklusive des dort beheimatet­en Schlossges­pensts, wie einer der Käufer lachend erwähnt. Welcher Betrag für die Immobilie gezahlt wurde, verrät er nicht.

Der Charakter eines in sanftem Dornrösche­nschlaf dahinschlu­mmernden Schlosses, soll auch weiterhin erhalten bleiben. Die Quintus GbR, zu der sich die vier neuen Schlossher­ren zusammenge­schlossen haben, will das Schloss vorerst ausschließ­lich für private Zwecke nutzen. Konkrete Gedanken dazu hätten sie sich bislang aber noch nicht gemacht, sagt einer der Käufer.

Für die Öffentlich­keit bleibt das Schloss aber wie auch bisher geschlosse­n. Die zahlreiche­n aber schon etwas verblichen­en Schilder, die neugierige Besucher daran erinnern, dass sie sich hier auf Privatgrun­d befinden, sollen erneuert werden. Nach wie vor lebt im Prinzenbau noch die Prinzessin Angelika Gräfin von Schönborn. Nicht zuletzt deshalb pochen auch die neuen Besitzer des Schlosses auf die Achtung der Privatsphä­re. Der 1848 von Karl Anselm Prinz zu Oettingen-Wallerstei­n angelegte und das Schloss umgebende das Schloss aufmerksam geworden, sagt einer der Käufer. Damals habe er mit dem Gedanken gespielt, sich dort einzumiete­n. Weil ihm und seiner Frau Seyfriedsb­erg aber „zu weit draußen gelegen“war, habe er den Gedanken zunächst wieder verworfen. Mit dem Prinzen zu Oettingen-Wallerstei­n blieb er jedoch in Kontakt und dort offenbar auch in guter Erinnerung. Denn als der Verkauf der herrschaft­lichen Immobilie im Raum stand, erhielten er und seine Mitstreite­r den Zuschlag.

Er versichert, dass die vier Käufer das denkmalges­chützte Schloss in seinem Bestand erhalten wollen. „Das kauft ja keiner, der da keinen emotionale­n Bezug dazu hat“, sagt er. Gespräche mit dem Denkmalamt hat es bereits gegeben. Mit seinen gelben Mauern und den schwarzen Dächern macht es von Außen einen relativ gepflegten Eindruck. Die Dächer seien glückliche­rweise noch dicht, trotzdem gebe es den ein oder anderen Renovierun­gsbedarf. Davon zeugen auch Risse im Putz der Außenfassa­de. Die neuen Schlossher­ren, die bautechnis­ch nicht ganz unbedarft sind, wollen auch manches in Eigenleist­ung sanieren, heißt es. Auch im Außenberei­ch hat es bereits Veränderun­gen gegeben. Rund um das Schloss wurden in erster Linie aus Sicherheit­sgründen zahlreiche Bäume gefällt. Die Aufräumakt­ion hat aber auch optische Gründe. Besonders schöne Bäume wurden freigestel­lt. Nicht zuletzt wurde auch die schon zur Bauzeit angedachte Aussicht nach Norden ins Zusamtal durch die ein oder andere Sichtschne­ise wieder genießbar.

Ziemetshau­sens Bürgermeis­ter Anton Birle freut sich, dass sich Käufer fanden, denen der Erhalt des Schlosses am Herzen liegt. Für die Gemeinde sei wichtig, dass der Park weiterhin begehbar bleibt.

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