Guenzburger Zeitung

Löst eine Frau Katholiken Chef Schmid ab?

Kirche Nach dem umstritten­en Politiker könnte eine Eichstätte­r Professori­n Laien ein Gesicht geben

- VON DANIEL WIRSCHING

Albert Schmid hat gestern wieder einmal Klartext gesprochen und sich mit Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer angelegt. Dessen Forderung nach einer Obergrenze für den Zuzug von Flüchtling­en sei „rein taktisch motiviert“und die Selbstbeze­ichnung der CSU als christlich „fragwürdig“.

So kennt man den Sozialdemo­kraten Schmid, der als Katholik durch kirchenpol­itisch konservati­ve Positionen auffiel. Man schätzte oder verwünscht­e ihn, je nach Sichtweise. Der Oberpfälze­r Schmid jedenfalls war seit 2009 Vorsitzend­er des Landeskomi­tees der Katholiken in Bayern. Und damit Gesicht und Stimme jenes Zusammensc­hlusses der Diözesanrä­te der bayerische­n Bistümer, der ohne ihn öffentlich nicht in diesem Maße wahrgenomm­en worden wäre. Über welchen Vertreter katholisch­er Laien aus Bayern wird schon gelegentli­ch bundesweit berichtet?

Ob Schmid das in jenem Fall aus dem Jahr 2013 gefallen haben mag, ist eine ganz andere Frage. Damals verteidigt­e er im ARD-PolitTalk von Günther Jauch den zu dieser Zeit heftig umstritten­en Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der Skandal an Skandal reihte und das ohnehin beschädigt­e Image der Kirche noch stärker beschädigt­e. Der TebartzVer­traute Schmid war einer der wenigen, der den „Protzbisch­of“, wie ihn die Bild nannte, stets in Schutz nahm. Mit Worten wie: „Man hat ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.“Bei der Herbstvoll­versammlun­g des Komitees rumorte es daraufhin, Rücktritts­forderunge­n blieben gleichwohl aus.

Nun tritt der 71-jährige Schmid, der unter anderem Präsident des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e war, nach zwei Amtszeiten nicht mehr an. Das Landeskomi­tee wählt am heutigen Samstag in Eichstätt einen Nachfolger. Oder eine Nachfolger­in. Was alleine deshalb bemerkensw­ert wäre, weil in der 66-jährigen Geschichte des Landeskomi­tees noch nie eine Frau an dessen Spitze stand. Erstmals stellen sich zudem gleich zwei Kandidaten zur Wahl. Neben der Fürther Professori­n Renate Oxenknecht­Witzsch, 64, die an der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt Recht lehrt, ist das der Münchner Landtagsab­geordnete und CSU-Sozialexpe­rte Joachim Unterlände­r, 59. Oxenknecht­Witzsch ist auf kirchliche­s Arbeitsrec­ht spezialisi­ert, sie betrachte es vor allem aus der Perspektiv­e der Mitarbeite­r, heißt es.

Das Landeskomi­tee repräsenti­ert als höchstes gewähltes Gremium von Laien etwa 6,5 Millionen Katholiken in Bayern. Frauen sind in katholisch­en Verbänden oder Diözesanrä­ten bereits relativ gut vertreten. Seit 2014 ist zum Beispiel Hildegard Schütz Vorsitzend­e des Diözesanra­ts im Bistum Augsburg.

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Fotos: Armin Weigel, dpa/Schulte Strathaus, upd
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