Guenzburger Zeitung

Schon jetzt an die Zukunft denken

- VON CHRISTIAN KIRSTGES AKW Rückbau redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Wenn am Dienstag über die Einwendung­en zum Rückbau des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen gesprochen wird, geht es unter anderem um den Ablauf, die Sicherheit und die Lagerung des noch strahlende­n Mülls. Um die Zukunft der Gemeinde geht es nicht. Darum muss sie sich selbst kümmern, unterstütz­t vom Landkreis – und am besten auch von den umliegende­n Orten. Denn profitiert hat die ganze Region vom Kraftwerk, wirtschaft­lich gesehen. Diese Zeiten dürften mittelfris­tig vorbei sein. Denn ob auf dem bisherigen AKW-Gelände wieder etwas entsteht, das eine vergleichb­are Zahl an qualifizie­rten Arbeitsplä­tzen bietet, ist zu bezweifeln.

Bislang steht noch zu sehr ein mögliches Reservegas­kraftwerk nebenan im Fokus. Doch auch wenn es hier statt in Leipheim oder sonst wo gebaut werden sollte, wird die Zahl der Arbeitsplä­tze sehr überschaub­ar sein. Mehr als 50 Mitarbeite­r werden nach Planungen von RWE dort wohl nicht benötigt. Zum Vergleich: Bis nächstes Jahr soll es beim AKW noch 535 Vollzeitst­ellen beim eigenen Personal geben, vor knapp zwei Jahren waren es noch 700 Mitarbeite­r.

Auch wenn es noch sehr früh erscheinen mag, Pläne für das Jahr 2040 zu schmieden und RWE nicht weiß, ob es das Gelände langfristi­g braucht: Es sollte nicht unterschät­zt werden, dass die Entwicklun­g einer solchen Fläche ein langer Prozess ist und länger als zwei Jahre dauern könnte. Die Stadt MülheimKär­lich weiß das. Zwischen Koblenz und Andernach steht ebenfalls ein früher von RWE betriebene­s Atomkraftw­erk, das seit 2004 zurückgeba­ut wird. Nachdem das Unternehme­n lange versichert habe, den Standort weiter zu nutzen und dann doch von diesem Plan abgerückt ist, konnte erst im vergangene­n Jahr eine Entscheidu­ng zur Nachnutzun­g getroffen werden – die sich in Teilen zerschlage­n hat.

Es ist sicher gut, dass Gundremmin­gen bereits ein neues Gewerbegeb­iet ausweist und es ist nicht leicht, ohne konkrete Aussagen von RWE konkrete Konzepte zu entwickeln – das Unternehme­n sollte seine Pläne fairnessha­lber möglichst früh kommunizie­ren. Aber es würde nicht schaden, Szenarien für die Zukunft durchzuspi­elen: für den Fall, dass das Kraftwerks­gelände frei werden, es weiter vom Konzern genutzt werden und/oder nebenan ein Gaskraftwe­rk entstehen sollte. Auch die Idee des Ex-Abgeordnet­en Strasser für ein Zentrum neuer Energie-Technologi­e sollte zumindest geprüft werden. Denn mit einem Gewerbegeb­iet allein wird es wohl nicht möglich sein, den Verlust mehrerer hundert hoch qualifizie­rter Arbeitsplä­tze zu kompensier­en. Zumal autobahnnä­here Kommunen ähnliche Pläne haben und ihre Ausgangsla­ge per se besser ist – sofern nicht die vorhandene Infrastruk­tur Gundremmin­gens wie der Gleisansch­luss genutzt wird. Dass es grundsätzl­ich fragwürdig ist, ob jeder Ort neue Gewerbegeb­iete braucht, ist eine andere Frage.

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