Wer hat an der Uhr gedreht?
Sommerzeit Welche Auswirkungen die Zeitumstellung auf den Organismus hat und welche Tricks helfen
Für viele ist es vermutlich kein schöner Gedanke, wenn ihnen Zeit zum Schlafen genommen wird. Doch in der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren wieder um eine Stunde vorgestellt. Das heißt eine Stunde weniger Zeit im Bett. 30 Prozent haben laut Jakob Berger, stellvertretender Vorsitzender des bayrischen Hausärzteverbands, Probleme mit der Zeitumstellung. Er erklärt, welche Auswirkungen sie auf uns und unseren Körper hat und gesteht, dass auch ihm die Umstellung nicht schmeckt.
„Ich bin ja kein Fan der Sommerzeit. Sie ist gegen die Biologie des Menschen“, sagt Berger. Die Zeitumstellung stört den Schlafrhythmus. Man muss eine Stunde früher aufstehen und dementsprechend fehlt eine Stunde Schlaf. Berger nennt als mögliche Auswirkungen: „Es können Morgenmüdigkeit, bei Kindern und Jugendlichen sogar auch Lernstörungen auftreten, weil sie, wenn es abends wieder länger hell ist, später ins Bett gehen und am nächsten Morgen trotzdem früh raus müssen.“Durch den fehlenden Schlaf können sich die Kinder und Jugendlichen nicht gut konzentrieren. Dementsprechend schwer fällt natürlich das Lernen und es kommt zu Lernstörungen. Außerdem kann laut Berger die Stunde weniger Schlaf Probleme mit dem Blutdruck verursachen. Der Blutdruck senkt sich in der Nacht und steigt am Morgen wieder an. Die nächtliche Blutdrucksenkung wird also um eine Stunde verkürzt, was bei dem ein oder anderen zu Problemen führen kann.
Auch Joachim Durner, ärztlicher Direktor für Neurologie, Geriatrie und innere Medizin in der Fachklinik Ichenhausen, sieht die Zeitumstellung kritisch: „Die Zeitverschiebung ist ungünstig und unphysiologisch.“Da es nun am Morgen noch dunkel und abends dafür länger hell ist, müsse man sich laut Durner erst an den neuen Tagesrhythmus gewöhnen. „Vor allem Kinder leiden darunter“, so Durner. Nachts wird nämlich das Wachstumshormon Somatotropin ausgeschüttet. Deswegen sei es für Kinder in der Wachstumsphase problematisch, wenn der gewohnte Turnus aus dem Gleichgewicht kommt und dadurch Schlafstörungen auftreten. „Kinder müssen ja trotzdem aufstehen und zur Schule. Egal wie lange sie geschlafen haben.“Gibt es Tipps, wie man sich möglichst bald an die neuen Gegebenheiten gewöhnt? „Das vegetative Nervensystem muss gestärkt werden“, erklärt Verbandsarzt Jakob Berger. Er empfiehlt Wechselduschen oder Kneippen. Auch Sport oder Bewegung an der frischen Luft im Allgemeinen tragen dazu bei, die Umstellung zu bewältigen. Durch diese Maßnahmen werde Stress abgebaut, was wiederum zur Stabilisierung des vegetativen Nervensystems beiträgt. „Auf den Mittagsschlaf, um die eine Stunde wieder rein zu holen, soll auf alle Fälle verzichtet werden“, betont Durner. Die Umstellung und Anpassung an den neuen Tagesrhythmus sollte seiner Meinung nach konsequent durchgezogen werden.