Der Herr der Ringe sagt Servus
Interview Vom Pendeln zwischen Organisation und Oktoberfest: Ein Vierteljahrhundert war Otto Regele Gauschützenmeister Günzburg-Land. Jetzt wendet er sich neuen Hobbys zu
Bubesheim Am Samstag findet im Schützenheim Wasserburg die Gauversammlung des Schützengaues Günzburg-Land statt. Auf der Tagesordnung steht ab 19 Uhr unter anderem die Neuwahl des gesamten Gauvorstands. Otto Regele, 59 Jahre alt, seit 1992 Gauschützenmeister und damit Schützenchef von aktuell 31 Vereinen mit 3028 Mitgliedern, wird nicht mehr antreten.
War Gauschützenmeister Ihr erstes Ehrenamt bei den Schützen?
Nicht ganz. 1989 ging ich als Sportleiter des Schützenvereins Bubesheim ganz ohne Ambitionen zur Gauversammlung nach Wasserburg. Nach Hause kam ich als 2. Gauschützenmeister. Nach dieser Wahlperiode wurde ich 1992 Nachfolger von Adolf Kögl im Amt des Gauschützenmeisters. Und weil ich in Wasserburg gewissermaßen angefangen habe, war es mein Wunsch, in Wasserburg aufzuhören.
In ihre 25-jährige Amtszeit sind viele große Feste gefallen. An welche erinnern Sie sich besonders gern?
Ganz aktuell natürlich an den Bezirksschützentag mit Gästen aus ganz Schwaben am vergangenen Wochenende, dann an das Jubiläumsfest zum 90-jährigen Bestehen des Schützengaus 2014 mit der Gauchronik als Buch und an das Jubilä- um zum 40. Geburtstag des Landkreisschießens 2011 mit dem Auftritt des Spielmannszugs des Bayerischen Sportschützenbundes. Zum ersten Mal übrigens trat da der Spielmannszug im Schwäbischen auf. Das erste große Fest im Forum war schon 1996 zum 25. Landkreisschießen, noch mit Landrat Georg Simnacher. Ganz klar, mir gefällt es, zu organisieren und mein Team im Gauvorstand hat immer tatkräftig mitgeholfen.
Gibt es Meilensteine im sportlichen Bereich?
Der Gau war bei der 1. Guschu-Open für Nachwuchsschützen mit ungefähr 100 Teilnehmern dabei. Er steht für ein jährliches Kreisseniorenschießen und Landkreisschießen. Selbst für Gauschießen sprang der Gau als Ausrichter ein. Für leistungsorientierte Schützen wurde 2003 der Verein Kaderlöwen Günzburg gegründet, dessen Vorsitzender ich von 2003 bis 2016 war. Außerdem war der Gau, oft mit der größten Teilnehmerzahl unter allen Gauen, jedes Jahr mit sehr großem Erfolg beim Oktoberfest-Landesschießen auf der Münchner Wiesn. Hans-Jörg Sauter wurde 2003 zum Landesschützenkönig proklamiert.
Man kennt Sie als Schützenfunktionär. Sind Sie auch Sportschütze?
Regele: Selbstverständlich. Ich bin seit 1973 als Mitglied beim Bayerischen Sportschützenbund gemeldet. Damals war ich noch in meiner Heimat Thierhaupten, der einzigen altbayerischen Gemeinde im Landkreis Augsburg. 1980 war ich mit meiner späteren Frau Hermine das Prinzenpaar des KNC Kötz und kam bei einem Besuch in den damaligen Schießkeller der Großkötzer Schützen im Gasthof Adler. Einige Zeit später habe ich dort dann Luftgewehr geschossen. Mit dem Hausbau in Bubesheim kam es 1986 zum Wechsel in den Bubesheimer Schützenverein und ich entdeckte die Luftpistole für mich. Eine Rundenwettkampf-Mannschaft lockte mich später zu den Kaiserlichen nach Günzburg.
Ringzahlen von 360 bis 375, einen Start bei den schwäbischen Meisterschaften – das erzielten Sie mit der eigenen Luftpistole?
Nein, immer mit Vereinswaffen. Bis ich beim OktoberfestLandesschießen 2006 einen 53 Teiler schoss und als Drittplatzierter auf der Festscheibe eine Luftpistole gewann. Meine lückenlosen Oktoberfest-Meisterzeichen von 1990 bis 2016 sind übrigens gerade im Vorzimmer des Günzburger Oberbürgermeisters Gerhard Jauernig ausgestellt. Was gab es emotional Bewegendes in Ihrer Amtszeit?
Da wäre die Unterstützung von Schwächeren. 2004 konnten die Gaue Burgau und Günzburg 17500 Euro im Rahmen echter Schützenhilfe der Kartei der Not spenden. Über 2255 Euro brachte die Aktion Schützenjugend hilft zugunsten krebskranker Kinder ein. Aber es gab auch harte Momente, besonders wenn ich am Grab von Menschen stand, die dem Gau und mir verbunden waren.
Was planen Sie für die Zeit nach dem Ehrenamt?
Mehr Zeit für meine Frau Hermine und meine beiden erwachsenen Töchter Nicole und Tanja. Ich genieße seit einiger Zeit meinen vorgezogenen Ruhestand als ehemaliger ziviler Küchenleiter an Bundeswehrstandorten. Für Abwechslung sorgt ein Minijob mit Fahrten ins Allgäu. Schon immer bin ich daheim der Küchenchef, Haus und Garten fordern. Ehrenamt ist jedenfalls keines in Sicht, doch beim Sportschießen möchte ich bleiben. Und vielleicht wieder wie früher Schachturniere spielen, mehr Radfahren, Reisen. Mir fällt schon etwas ein. So wie das Keyboardspielen. Seit Januar nehme ich Unterricht und spiele mittlerweile beidhändig.
Die Fragen stellte Sandra Kraus