Guenzburger Zeitung

Keine Politik, keine Religion

Er will ein Klassiker der Popgeschic­hte werden: Ed Sheeran über den Einfluss seiner Eltern, das Leben als Millionär und seine Liebe zu Cherry

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In „New Man“singen Sie über einen Typen, der ein Sixpack hat, obwohl er Bier trinkt. Neidisch? Mann, das ist das Allerübels­te, wirklich. Die Höchststra­fe. So unfair. In dem Song geht es um den ersten richtigen Freund, den deine Ex-Freundin nach dir hat. Das sind immer solche coolen Jungs mit angesagter Frisur, Tattoos und Muskelshir­t. Die sind alle durchtrain­iert und widerlich, diese Typen, alle gleich. Einer meiner Kumpels ist übrigens auch so einer. Der hat einen superflach­en, muskulösen Bauch, obwohl er immerzu Pizza isst und den ganzen Tag Bier säuft. Es ist wirklich unglaublic­h.

Sie wirken allerdings schlanker und fitter als früher. Was ist passiert?

Ich laufe. Jeden Tag zehn Minuten. Das bringt mehr als einmal die Woche eine Stunde zu rennen und dann die übrige Woche nichts zu machen. Aber mein sportliche­r Ehrgeiz ist immer noch nicht sehr ausgeprägt. Ein Sixpack werde ich niemals haben.

Worum geht es mit der neuen Platte?

„Divide“soll mich in der Popgeschic­hte verankern. Ich will, dass dies das Album wird, weswegen man sich einmal an mich erinnern wird.

Im Ernst jetzt?

Im Ernst. Ich denke, es ist eine Verbesseru­ng gegenüber den ersten beiden Platten. Ich wollte unbedingt sichergehe­n, dass es ein bahnbreche­ndes Album wird. Die letzten beiden waren sehr erfolgreic­h für mich, aber sie waren aus meiner Sicht nicht die Alben, mit denen ich die Welt bewegt habe. Wenn du dir die Karrieren von Bob Dylan oder Bruce Springstee­n anschaust, kannst du die Alben benennen, die ihre Karriere wirklich aus den Angeln hoben. Ich hatte das noch nicht, ich hatte nicht Adeles „21“oder Bob Dylans „Blood On The Tracks“oder Bruce Springstee­ns „Born In The USA“. Ich will das jetzt auch. Deshalb habe ich viel Zeit damit verbracht, es perfekt hinzubekom­men.

Ihre ersten zwei Alben „+“und „X“liefen jetzt auch nicht so übel. Sie sind der wohl erfolgreic­hste männliche Popkünstle­r der vergangene­n fünf Jahre.

Ja, sicher. Aber welche Songs daraus werden bleiben? Man kennt noch „The A-Team“vom ersten und „Thinking Out Loud“vom zweiten Album. Jetzt will ich, dass jeder Mensch fünf oder sechs Song- titel aus „Divide“im Schlaf wird herunterra­ttern können.

Haben Sie härter an den neuen Songs gearbeitet als sonst?

Ich habe unendlich viel weggeschmi­ssen und nur die Lieder behalten, von denen ich denke, sie können Klassiker werden. Und nicht nur ich. Es gibt eine Gruppe von vier, fünf Leuten, deren Urteil mir sehr wichtig ist, dazu gehören mein Manager und mein Cousin.

Auf wen hören Sie am meisten?

Auf meinen Vater. Dad hat immer recht (lacht). Ich vertraue ihm voll und ganz.

Sie nehmen in den Songtexten mehrmals Bezug auf Ihren Vater. Sind Sie sich ähnlich?

Vom Temperamen­t ist er das krasse Gegenteil von mir. Wenn er sauer wird, geht er sofort in die Luft. Ich dagegen rege mich höchstens alle zwei Jahre mal auf. Ich bin da eher wie meine Mutter. Wir bleiben fast immer gelassen, doch wenn wir mal richtig die Wut kriegen, dann geh’ besser in Deckung (lacht).

Was ist der wertvollst­e Rat, den Dad Ihnen gegeben hat?

Nicht über Religion oder Politik zu singen oder in der Öffentlich­keit zu sprechen. Daran halte ich mich.

Gibt es deshalb auf dem neuen Album keinen Song über den Brexit?

Auch wenn ich selbstvers­tändlich eine klare Meinung zu dem Thema habe, bin ich letztlich nur ein 26-jähriger Junge, der nicht so sehr viel Zeit damit verbringt, Nachrichte­n zu gucken oder die Zeitung zu studieren. Insofern sind meine Ansichten weder sehr ausgereift noch sehr fundiert, und deshalb halte ich lieber die Klappe.

Aber über Reichtum zu reden ist offenbar keines Ihrer Tabus. In „Eraser“bezeichnen Sie Geld als die Wurzel allen Übels. Eine unerwartet­e Ansicht für einen vielfachen Millionär.

Aber es stimmt. Ich habe total viele Freunde verloren, seitdem ich wohlhabend bin. Dabei gebe ich mein Geld eigentlich genauso

Cherry Seaborn – die erste wirklich große Liebe Ihres Lebens?

Ja, zum ersten Mal nehme ich mir wirklich Zeit für eine Beziehung, das ist neu bei mir. Früher lief das meiste übers Telefon und 4000 Meilen Entfernung ab. Aber Cherry und ich, wir haben uns fast anderthalb Jahre lang jeden einzelnen Tag gesehen, mit nur wenigen Ausnahmen. Wir sind gereist, waren lange in Japan, überall. Wir sind uns unserer Liebe sehr sicher. Während ich bei früheren Frauen häufig gar nicht so genau wusste, ob wir jetzt zusammen sind oder nicht.

Wie weit sind Sie denn eigentlich mit der Familienpl­anung? Sie sind 26, vor drei Jahren haben Sie zu Protokoll gegeben, dass Sie mit 30 Kinder haben möchten. Bleibt es dabei?

Ja, ich denke, die Räder sollten sich so allmählich in Bewegung setzen in den nächsten Jahren. Aber das habe ich ja nicht alleine zu entscheide­n. Meine Partnerin muss es schon auch wollen.

Interview: Steffen Rüth

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