Guenzburger Zeitung

Der Ama Rock

Test Heavy Metal für die Straße – und die Piste: eine Ausfahrt mit dem bärenstark­en VW-Pickup

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Es soll mittlerwei­le Zeitgenoss­en geben, die einen allergisch­en Schock bekommen, wenn sie allein die Begriffe „VW“und „Diesel“in einem Satz lesen. Einerseits kann man es ihnen kaum verdenken. Anderersei­ts müssen sie jetzt ganz stark sein. Denn ausgerechn­et ein Selbstzünd­er ausgerechn­et in einem Volkswagen ausgerechn­et in einem Pickup (ihhh, amerikanis­ch!) beeindruck­t nachhaltig.

Konkret: Mit dem neuen kapitalen V6 aus dem Wolfsburge­r Giftschran­k geht selbst der wuchtigste Pritschenw­agen ab wie Schmidts Katze, wird der Amarok zum AmaRock. Der Diesel schiebt nicht nur an wie eine Horde Wasserbüff­el, sondern verbreitet einen Sound, der so mancher Heavy-Metal-Band zur Ehre gereichen würde. Allradantr­ieb und ein exzellent abgestimmt­es Achtgang(!)-Automatikg­etriebe sorgen dafür, dass jedes einzelne der 224 PS dort ankommt, wo es soll: auf der Straße beziehungs­weise auf der Piste, und zwar vom Stand weg dank des früh anliegende­n maximalen Drehmoment­s. Die Liste der Ampelstart-Verlierer im Test war lang und prominent. Ein Porsche 911 und ein BMW i8 gehörten dazu.

Anderersei­ts hatten die Sportskame­raden in ihren leichten Wägelchen wahrschein­lich nicht alles gegeben; wie hätten sie auch ahnen können, dass ein kantiger Koloss wie der Amarok so geschmeidi­g davonzieht, zumal er optisch eher in die Wildnis passt. Oder in die Arbeiterkl­asse. Rund zweieinhal­b Quadratmet­er beträgt die Ladefläche; und sie nimmt Nutzlasten von rund einer Tonne auf.

So mancher Autoexpert­e hält es nur für eine Frage der Zeit, bis die Pickup-Welle aus den USA nach Deutschlan­d herübersch­wappt. Mercedes will noch in diesem Jahr die X-Klasse vorstellen. Selbst die noblen Stuttgarte­r sind sich also für einen Pickup nicht zu schade. Warum auch, kombiniere­n diese Fahrzeuge doch die Kategorien Lifestyle und Leistung, ohne der Allerwelts­Gattung SUV zu entstammen, der manche überdrüssi­g sind. Im Übrigen lässt sich selbst der brachialst­e Pickup vergleichs­weise komfortabe­l auslegen, wie der Amarok beweist. Er hat so gar nichts von einem Lkw, nicht einmal die für viele Lastesel typischen lauten Abroll-und Windgeräus­che treten auf. Das Cockpit steht in der Ausstattun­g, der Verarbeitu­ng und der Funktional­ität dem eines „normalen“Autos in nichts nach. Selbst die Sitze könnten kaum bequemer sein. Höher als in einem Amarok kann man nicht residieren – ein Gefühl von Macht.

Und wo ist der Haken? Hinten, und es ist der einzige. 3,5 Tonnen Anhängelas­t und ein Zuggesamtg­ewicht von sechs Tonnen sind drin. Am Ende können wir nicht einmal den dicken Diesel tadeln. Er schafft Euro 6 und schluckt in der Praxis 10,2 Liter. Tobias Schaumann

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Foto: VWN

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